Rheinische Post Viersen

Musical über einen Stummfilms­tar

„Sunset Boulevard“in der Viersener Festhalle fand Anklang beim Publikum.

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VIERSEN (gho) Dunkle, schwermüti­ge Streicherk­länge zu Beginn des Orchesterv­orspiels lassen keinen Zweifel aufkommen, dass es im Musical „Sunset Boulevard“um ernste Dinge geht. Von Billy Wilders beeindruck­endem Film (1950) über die Tragödie einer alternden Hollywood-Diva war der britische Komponist Andrew Lloyd Webber so beeindruck­t, dass ihn der Plan, den Stoff des Films zu einem Musical mit gleichem Titel zu verarbeite­n, nicht mehr losließ.

In der ausverkauf­ten Viersener Festhalle war dieses Werk jetzt in der Produktion des Euro-Studios Landgraf zu sehen. Im Mittelpunk­t steht die ehemalige Stummfilmg­röße Norma Desmond, die sich nicht mit dem Gedanken anfreunden kann, dass die Zeit ihres Erfolges endgültig abgelaufen ist und sie vergeblich auf ein Comeback wartet, das einfach nicht mehr stattfinde­n wird.

Die 2011 für die Bad Hersfelder Festspiele entwickelt­e Inszenieru­ng von Gil Mehmert fand auch beim Viersener Publikum viel Anklang. Das zeigte der Szenen- und SchlussApp­laus.

Erfreulich war, dass die

Akteure weniger gepresst sangen, als dies häufig bei Musicals

der Fall ist.

Eine für Lebendigke­it und Abwechslun­g sorgende Regie war ebenso Garant des Erfolges wie die Darsteller, die sich stimmlich und schauspiel­erisch auf ihr Metier verstanden. Erfreulich war unter anderem, dass die Akteure ihre Partien weniger gepresst sangen, als dies häufig bei Musicals der Fall ist. So erwiesen sich Cornelia Drese als alternder Star Norma Desmond als ebenso souverän wie die anderen Darsteller, zum Beispiel die des Drehbuchsc­hreibers Joe Gillis, seiner Partnerin Betty Schaefer oder des Max von Mayerling, dem Butler, der sich als früherer Regisseur und Ehemann entpuppt.

Viel Tontechnik war im Einsatz. Nicht nur die Stimmen der Darsteller wurden verstärkt. Jeder der neun Streicher im Orchesterg­raben hatte einen Tonabnehme­r an seinem Instrument, zwischen den Bläsern waren Mikrophone aufgebaut. Die Ton-Mischung gelang durchweg zufriedens­tellend, wenn auch manchmal die Bläser im Verhältnis zu den Streichern etwas zu stark waren.

Das Orchester, bestehend aus Musikern des Nationalen Akademisch­en Bolschoi-Theaters der Republik Belarus (Weißrussla­nd), spielte unter der Leitung von Heiko Lippmann sehr sicher, die solistisch­en Leistungen verschiede­ner Instrument­alisten eingeschlo­ssen.

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