Rheinische Post Viersen

SPD-Linke will sich neu erfinden

Der linke Flügel strebt nach mehr Einfluss. Intern tobt aber ein Machtkampf.

- VON JAN DREBES

BERLIN/MAGDEBURG Wer beim linken Parteiflüg­el der SPD etwas auf sich hält, kommt an diesem Wochenende nach Magdeburg. Rund 200 Sozialdemo­kraten haben sich für das Treffen angemeldet, bei dem die Neuordnung der SPD-Linken auf dem Programm steht. Auf Initiative von SPD-Vize Ralf Stegner, der Juso-Vorsitzend­en Johanna Uekermann und dem Chef der SPD-Linken im Bundestag, Carsten Sieling, wird dort die Plattform „Neue Linke“gegründet – auch als Gegenentwu­rf zur bestehende­n „Demokratis­chen Linken“(DL).

Immer wieder hatte es in der Vergangenh­eit Ärger zwischen prominente­n SPD-Linken wie Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles und der DLChefin Hilde Mattheis gegeben. Der Streit um offenbar allzu radikale und im Alleingang herausgege­bene Äußerungen war eskaliert, als Mattheis im Sommer den von Nahles verabschie­deten Mindestloh­n mit einem faulen Apfel verglich. Prompt traten 40 Genossen aus der DL aus – darunter Ministerin Nahles selbst. Die DL als einstige Dachorgani­sati-

„Ich kann die Mitglieder der DL nur aufrufen, uns

zu unterstütz­en“

Ralf Stegner

Stellvertr­etender SPD-Vorsitzend­er

on des linken SPD-Flügels war so ins Abseits katapultie­rt worden.

Stegner wittert daher die Gelegenhei­t, jetzt seine Macht unter den Genossen auszubauen. Zwar soll die in Magdeburg zu gründende „Neue Linke“keinen Vorsitzend­en haben; allerdings wird am Wochenende auch ein leitender Koordinier­ungskreis installier­t werden, dem Steg- ner (natürlich) angehören wird. „Die ,Neue Linke’ und der Koordinier­ungskreis werden dem linken Flügel zu alter Stärke verhelfen. Ich kann die DL-Mitglieder nur aufrufen, uns zu unterstütz­en und sich zu beteiligen“, sagte der 55-Jährige unserer Zeitung.

Stegner und Co. betonen unterdesse­n, dass es ihnen um die Inhalte geht. Sie wollen SPD-Chef Sigmar Gabriel bei der Ausrichtun­g der Partei auf die Bundestags­wahl 2017 kritisch begleiten – und das üben sie schon mal an den jüngsten Sätzen des SPD-Bosses zur Vermögenst­euer. Gabriel hatte gesagt, er glaube nicht mehr daran, dass die Vermögenst­euer in Deutschlan­d eine Chance habe. Sieling konterte in der „Stuttgarte­r Zeitung“, es sei ein „Irrtum von Sigmar Gabriel“, die Abgabe für tot zu erklären. Eins steht zumindest fest: In der SPD wird künftig wieder lebhafter gestritten.

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