Dilkrath wartet weiter auf den Radweg
Eltern sind besorgt. Viele fahren ihre Kinder inzwischen zum Sportplatz, denn einen Radweg gibt es an der L 3 nicht.
SCHWALMTAL Kein Tag vergeht, an dem Bernd Gather in Dilkrath nicht auf den Radweg angesprochen wird. Auf den Radweg, der immer noch nicht da ist. Seit mehr als 20 Jahren warten die Dilkrather darauf. Einen Radweg entlang der Landstraße 3 habe man dort schon vermisst, „als ich noch ein kleiner Steppke war“, sagt Gather. Der Leiter des Planungsamts im Schwalmtaler Rathaus begleitet die Planung für den Radweg seit Jahren. Immer wieder keimte die Hoffnung auf, dass der Radweg bald käme. Zuletzt sah es Ende des vergangenen Jahres so aus, als wenn er in diesem Jahr jetzt gebaut werden würde. Doch Dilkrath wartet weiter auf den Radweg.
Es geht um 600 Meter. Die liegen zwischen dem Dilkrather Ortsausgang und dem Sportplatz. Auf dieser Strecke sind täglich auch viele Kinder unterwegs, die mit dem Rad zum Training bei Fortuna Dilkrath fahren. In der Jugendabteilung des Sportvereins sind mehr als 200 Kinder. Im Sommer, schätzt Fortunas Jugendleiter Stefan Claser, fahren täglich bis zu 50 Kinder mit dem Rad zum Sportplatz. Die Landstraße ist schmal, zwei Autos können aneinander vorbeifahren, doch wenn Trecker oder Lkw entgegenkommen, springt so mancher Fußgänger beiseite auf den Randstreifen.
Jetzt, wo es so früh dunkel wird, haben viele Eltern beschlossen, ihre Kinder mit dem Auto zum Sportplatz zu bringen. Auch seine Frau, sagt Claser, fährt den Nachwuchs lieber zum Training – obwohl die Familie nur einige hundert Meter entfernt wohnt. Wenn das Training um 17 Uhr beginnt, ist es dunkel. Die Eltern haben Angst, dass ihre Kinder auf der Landstraße verunglücken.
Im November 2013 hatten die Dilkrather noch gejubelt: Da hatte der Ausschuss für Planung, Umwelt und Verkehr der Gemeinde beschlossen, den Radweg als „Bürgerradweg“zu bauen. Zwar stand der Radweg an der L 3 in der Prioritätenliste im Landesstraßenbauprogramm, doch wie lange es noch gedauert hätte, bis nach anderen, höher eingestuften Bauprojekten Dilkrath dran gewesen wäre, wusste niemand. Fünf oder sechs Jahre hätte es gedauert, vielleicht noch länger. Also votierten alle Fraktionen für die Lösung „Bürgerradweg“. Das funktioniert so: Wenn sich eine Kommune oder betroffene Bürger am Bau eines Radwegs beteiligen – finanziell oder durch sonstige Leistungen – und die Beteiligung bei etwa 50 Prozent liegt, gibt das Land den Rest hinzu.
Für den Radweg an der L 3 hatte die Gemeinde Schwalmtal einen Eigenanteil von etwa 100 000 Euro veranschlagt: für den Ankauf von Flächen, die nicht der Gemeinde gehören, aber Radweg werden sollen, für Vermessung, Notar- und Gerichtskosten, Planung, Ausschreibung und Vergabe der Leistungen, die Bauleitung und Abrechnung. Nun hatte die Gemeinde zu Beginn dieses Jahres begonnen, ihre To-doListe abzuarbeiten: Man einigte sich mit den Grundstückseigentümern entlang der L 3 und erwarb die Flächen, ließ Bäume und Sträucher entlang der geplanten Strecke roden und begann mit der Planung.
Seit Mitte des Jahres liege die Planung nun beim Land, sagt Gather. Die Gemeinde Schwalmtal warte auf die Freigabe der Planung, damit es losgehen könne. Bei der Gemeinde und beim Landesbetrieb Straßen NRW geht man davon aus, dass der Radwegbau im Frühjahr 2015 beginnen kann. Wann genau, ist noch nicht klar.
Die Planung, die ein Ingenieurbüro im Auftrag der Gemeinde übernahm, habe überarbeitet werden müssen, daher habe es etwas länger gedauert, erläutert Wilhelm Kuypers, Sprecher des Landesbetriebs. Die Prüfung beim Land soll nun bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Wenn die Gemeinde Schwalmtal die Freigabe erhält, muss sie sich noch mit einigen Behörden abstimmen und die Bauleistungen ausschreiben. Dann sollten ab Sommer 2015 die Eltern keine Angst mehr haben müssen, wenn sie ihre Kinder zum Sportplatz radeln lassen.