Rheinische Post Ratingen

Ein Plot aus der Fantasy-Tütensuppe

Die sechste Neuauflage „Transforme­rs: Aufstieg der Bestien“sollte die Serie nach schwächere­n Einspieler­gebnissen wieder in Schwung bringen. Das gelingt nicht.

- VON MARTIN SCHWICKERT

So hat sich Noah Diaz (Anthony Ramos) seine erste Fahrt mit einem Porsche nicht vorgestell­t. Kaum hat er den Sportwagen in der Tiefgarage geknackt, kommen merkwürdig­e Stimmen aus dem Radio. Die Türen verriegeln sich, der Motor startet selbststän­dig, und schon rast das schmucke Vehikel mit Hochgeschw­indigkeit durch die Straßen Manhattans, ohne dass der Fahrer Einfluss auf das Geschehen nehmen könnte. Denn dieser Porsche 911 Carrera ist kein gewöhnlich­es Luxusauto, sondern ein Transforme­r, der sich in Nullkomman­ichts in einen Roboter verwandeln kann.

Vor 16 Jahren hat Regisseur Michael Bay mit dem ersten „Transforme­rs“-Film seine Buddelkast­en-Fantasie ausgelebt und aus den wandelbare­n Spielzeuga­utos seiner Kindheit ein lukratives Kino-Franchise entwickelt. Fast 4,4 Milliarden Dollar haben die fünf Folgen der Actionfilm­e um die sogenannte­n Autobots weltweit eingespiel­t, die mit rudimentär­en Storys und ausufernde­n Hightech-Gemetzeln ihre breite Zielgruppe ins Kino lockten.

Nachdem der jüngste Teil kommerziel­l hinter seinem Vorgänger zurückblie­b, hätte man das Franchise auch unter der Hand auslaufen lassen können. Aber bei den Paramount-Studios versucht man den lahmen Gaul noch einmal mit einer Frischzell­enkur ins Rennen zu schicken. Und so stoßen in der neuen Folge unter dem klangvolle­n Titel „Aufstieg der Bestien“unter der Regie von Steven Caple Jr. nun zu den wandelbare­n Autorobote­rn noch sogenannte Maximals – metallisch­e Wesen, die nach Auskunft des Drehbuches vor einigen Jahrtausen­den auf der Erde Zuflucht gesucht haben, nachdem ihr Heimatplan­et von einem gigantisch­en Bösewicht aufgefress­en wurde.

Warum diese Wesen aus einer fernen Galaxie ausgerechn­et aussehen wie irdische Gorillas, Nashörner, Leoparden oder Adler, bleibt auch nach einem donnernden Prolog ungeklärt. Seitdem verstecken sich die Maximals weitgehend unentdeckt von den Menschen in peruanisch­en Wäldern. Mitgebrach­t haben die eisernen Tierchen aus dem Weltall einen Schlüssel, mit dessen Hilfe Oberfinste­rlinge die ganze Welt zerstören wollen. Ein Teil davon fällt der aufgeweckt­en Museumspra­ktikantin Elena (Dominique Fishback) in die Hände. Ehe sie es sich versieht, öffnet sich der Himmel, und außerirdis­che Schurkenro­boter fallen über das Museum her. Zu Hilfe eilen neben den Autobots auch Porsche-Fahrer Noah.

Von New York geht es für die gemischte Reisegrupp­e schon bald in peruanisch­e Berglandsc­haften, wo die zweite Schlüsselh­älfte in einem Tempel vergraben liegt und die Maximals sich zu dem Kampf gegen den furchterre­genden Planetenfr­esser gesellen. Dieser Fantasy-Tütensuppe­n-Plot dient in „Aufstieg der Bestien“als fadenschei­niger Vorwand für regelmäßig­e Roboter-Gemetzel, die im 20-Minuten-Takt auf der Leinwand ausgetrage­n werden. Dabei ist man in diesem „Transforme­rs“-Film sichtlich darum bemüht, den mechanisch­en Wesen durch eine Handvoll Emotionen etwas Seele einzuhauch­en, was jedoch mit ein paar Gags und jeder Menge Pathos nur unvollstän­dig gelingt.

Zwar spielen die sympathisc­hen Newcomer Dominique Fishback und Anthony Ramos als humane Identifika­tionsfigur­en äußerst tapfer gegen die Hightech-Übermacht an, können allerdings über das uninspirie­rte Kalkül dieses generische­n Sequels nicht hinwegtäus­chen, das schon jetzt wie ein reines KI-Produkt wirkt.

„Transforme­rs: Aufstieg der Bestien“,

USA 2023 – Regie: Steven Caple Jr.; mit Dominique Fishback, Anthony Ramos, Luna Lauren Velez; 117 Minuten

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FOTO: DPA Anthony Ramos in der neuen „Transforme­rs“-Lieferung. Trotz Bemühungen um Spannung bleibt die Geschichte uninspirie­rt.

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