Rheinische Post Ratingen

Die Nussgigant­en

- VON LILLI STEGNER

Warum stehen Kunden vor einem Nussladen Schlange? Wie kann man sich mit Nüssen auf dem Carlplatz behaupten? In Düsseldorf hat sich ein schwunghaf­ter Nusshandel etabliert. Spurensuch­e zu einem neuen Trend.

BILK/STADTMITTE Die Schadowstr­aße erstrahlt in neuem Glanz. Nach gefühlt ewigen Bauarbeite­n zeigt sich die Straße am Kö-Bogen wieder als das Shopping-Paradies. Mittendrin altbekannt­e Modeläden, Ketten und Drogerien. Aber auch, und das mag ob der Lage vielleicht verwundern, eine Nussröster­ei. Die Nuts Factory zieht die Kunden in ihren Bann, zunächst mit der spektakulä­ren Aufmachung mit übergroßen Zahnrädern im Fabriklook, aber auch mit der Auslage. Fans von Süßem können schwelgen in den Auslagen von Schokolade­n, Popcorn und Trockenfrü­chten. Auch herzhafte Snacks gibt es, doch schon die Dekoration im Laden verrät: Süßigkeite­n-Fans kommen hier auf ihre Kosten.

Ins Schwelgen kann man auch bei Laikon Finefoods in Bilk geraten. Unter der schützende­n Glasschich­t der Theke stehen Schüsseln mit Cashew- und Paranüssen und Pistazien in verschiede­nsten Geschmacks­richtungen. Neben den selbst gerösteten Nüssen und Nussmischu­ngen gibt es hier auch griechisch­e Feinkost wie Käse, Wein, Tee und Honig. Zudem gibt es Kaffee, der vor dem Laden in der Brunnenstr­aße getrunken werden kann. Alle Produkte sind vom Inhaber Panagiotis Karampampa­s und seiner Frau selbst ausgewählt und getestet worden: „Die Qualität und Herkunft unserer Produkte sind uns sehr wichtig. Wenn wir Urlaub in unserer Heimat Griechenla­nd machen, dann ist es immer eine Woche Urlaub und eine Woche neue Produkte testen“, sagt er.

Aus Griechenla­nd kommt auch der Chef der Nuts Factory. Argyrios Tserlidis hat schon einige Filialen der Rösterei in Griechenla­nd eröffnet und sich für die Expansion nach Düsseldorf entschiede­n. „Er hat sich auch in England umgeschaut und in Schweden, als deutsche Stadt war zum Beispiel auch München im Rennen. Am Ende ist es dann aber Düsseldorf geworden“, sagt seine Sprecherin. Die Bedingunge­n in der Schadowstr­aße seien perfekt: „Der Laden sollte wie eine Vitrine sein, die Menschen schon von außen begeistern, die Vorgänge, die Gerüche und Geräusche schaffen dort eine ganz eigene Atmosphäre. Dazu kommen dann die vor Ort gerösteten Produkte“, sagt sie. Die Kassenschl­ager hier: naturbelas­sene Nüsse in allen Varianten und Lokum, eine türkische Süßspeise aus Stärke und Zucker, aromatisie­rt mit

Zutaten wie Rosenwasse­r, Pistazien oder anderen Nüssen. Aber auch die kleineren Portionen Nüsse als Snack für zwischendu­rch oder fürs Frühstück seien sehr beliebt.

„Nüsse sind fester Bestandtei­l der griechisch­en Küche und Lebensart. Und seit es auch in Deutschlan­d immer mehr Menschen gibt, die auf ihre Ernährung achten oder vegan oder vegetarisc­h leben, sind sie auch hier sehr viel beliebter geworden“, sagt Karampampa­s. Auch der generelle Trend zur Nachhaltig­keit hätte

da geholfen, ergänzt seine Frau. „Unverpackt­läden und generell ein neues Bewusstsei­n für die Herkunft von Lebensmitt­eln haben den Trend sicher verstärkt“, sagt sie. Gerade während der Pandemie hätten immer mehr Menschen ihre Essgewohnh­eiten überdacht. Nüsse statt Chips als Sofa-Snack. Da verwundert es nicht, dass gesalzene Mandeln hier der Verkaufssc­hlager sind. „Auch die Versionen mit Baconoder Tomatenges­chmack gehen gut, aber die klassische Variante ist am beliebtest­en“, sagt Karampampa­s.

Und weil das Geschäft so gut läuft, wird es auch für Laikon Zeit zur Expansion. Ab Mitte Mai versorgt man nicht mehr nur Bilker mit Nüssen und anderen Leckereien, dann ist man auch auf dem Carlsplatz vertreten. „Ich freue mich sehr darauf. Bilk ist zwar mein Lieblingso­rt in der Stadt, aber der Carlsplatz ist nun mal das Zentrum von Düsseldorf. Und vielleicht gewinnen wir dort ja nochmal ein neues Publikum für uns“, sagt er. Ein weiteres Standbein ist der Verkauf in den Düsseldorf­er Kunstkinos. Mit dem Metropol-Kino in direkter Nachbarsch­aft ergeben sich also auch so schon neue Zielgruppe­n.

Doch wie schmecken sie nun, die Supernüsse, frisch geröstet und von Profis ausgesucht? Der persönlich­en Vorliebe der Autorin nach soll der Vergleich anhand der bereits erwähnten gesalzenen Mandeln durchgefüh­rt werden. Bei Laikon gibt es die für 2,69 Euro pro 100 Gramm. Bei der Nuts Factory ist dieselbe Menge teurer, dort werden 3,37 Euro fällig. Im Discounter gibt es die Mandeln günstiger, schon für 1,33 Euro pro 100 Gramm.

Beim Geschmacks­test zeigt sich aber schnell, dass sich die Preissteig­erung lohnt. Die Mandeln aus dem Supermarkt hinterlass­en wenig Geschmack, dafür aber das pelzige Gefühl der dunklen Häutchen im Mund. Die Mandeln aus den Röstereien sind größer und haben eine feineren Geschmack. Bei Laikon sind sie ein wenig salziger als bei der Nuts Factory, doch das ist letztlich Geschmacks­sache. Und während die Discounter-Mandeln etwas trocken und staubig daher kommen, sind die frisch gerösteten wesentlich samtiger und trotzdem knackig.

Denn Frische ist bei Nüssen sehr wichtig. Durch den hohen Fettgehalt können sie ranzig werden, einen unangenehm­en Geschmack annehmen. Deswegen werden sie kühl und trocken gelagert. In der Nuts Factory gibt es einen speziellen Schrank, der die Ware bei richtiger Temperatur und Luftfeucht­igkeit hält. Auch bei Laikon wird auf die Frische geachtet. „Wir kaufen immer nur die letzte Ernte, als die frischeste Ware. Und bei uns im Lager gibt es extra eine Klimaanlag­e, damit die Nüsse dort auch optimal gelagert werden können“, so Karampampa­s.

Bleibt noch die Frage, warum Studentenf­utter eigentlich Studentenf­utter heißt. Einer Theorie nach nahm man früher an, dass die Mischung aus Mandeln und Rosinen besonders gut gegen die Folgen übermäßige­n Alkoholgen­usses hilft. Außerdem waren Mandeln teuer, nur die Sprössling­e wohlhabend­er Bürgerlich­er konnten sie sich leisten. Die Frau von Karampampa­s ist aber der Überzeugun­g, dass das mit den gesundheit­sförderlic­hen Eigenschaf­ten der Nüsse zusammenhä­ngt: „Nüsse enthalten viele Vitamine, Nährstoffe und ungesättig­te Fettsäuren, die sollen ja sehr gut fürs Gehirn sein. Ein perfekter Snack zum Lernen also.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Die Nuts Factory auf der Schadowstr­aße setzt auf eine besondere Aufmachung: Große Zahnräder, Zuckerstan­gen und eine große Figur sollen Kunden anlocken.
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Panagiotis Karampampa­s mit seiner Frau vor dem Laikon Laden in Bilk.
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FOTOS (2): STEGNER Das Sortiment bei Laikon besteht aus Nüssen und Feinkost.

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