Die Nussgiganten
Warum stehen Kunden vor einem Nussladen Schlange? Wie kann man sich mit Nüssen auf dem Carlplatz behaupten? In Düsseldorf hat sich ein schwunghafter Nusshandel etabliert. Spurensuche zu einem neuen Trend.
BILK/STADTMITTE Die Schadowstraße erstrahlt in neuem Glanz. Nach gefühlt ewigen Bauarbeiten zeigt sich die Straße am Kö-Bogen wieder als das Shopping-Paradies. Mittendrin altbekannte Modeläden, Ketten und Drogerien. Aber auch, und das mag ob der Lage vielleicht verwundern, eine Nussrösterei. Die Nuts Factory zieht die Kunden in ihren Bann, zunächst mit der spektakulären Aufmachung mit übergroßen Zahnrädern im Fabriklook, aber auch mit der Auslage. Fans von Süßem können schwelgen in den Auslagen von Schokoladen, Popcorn und Trockenfrüchten. Auch herzhafte Snacks gibt es, doch schon die Dekoration im Laden verrät: Süßigkeiten-Fans kommen hier auf ihre Kosten.
Ins Schwelgen kann man auch bei Laikon Finefoods in Bilk geraten. Unter der schützenden Glasschicht der Theke stehen Schüsseln mit Cashew- und Paranüssen und Pistazien in verschiedensten Geschmacksrichtungen. Neben den selbst gerösteten Nüssen und Nussmischungen gibt es hier auch griechische Feinkost wie Käse, Wein, Tee und Honig. Zudem gibt es Kaffee, der vor dem Laden in der Brunnenstraße getrunken werden kann. Alle Produkte sind vom Inhaber Panagiotis Karampampas und seiner Frau selbst ausgewählt und getestet worden: „Die Qualität und Herkunft unserer Produkte sind uns sehr wichtig. Wenn wir Urlaub in unserer Heimat Griechenland machen, dann ist es immer eine Woche Urlaub und eine Woche neue Produkte testen“, sagt er.
Aus Griechenland kommt auch der Chef der Nuts Factory. Argyrios Tserlidis hat schon einige Filialen der Rösterei in Griechenland eröffnet und sich für die Expansion nach Düsseldorf entschieden. „Er hat sich auch in England umgeschaut und in Schweden, als deutsche Stadt war zum Beispiel auch München im Rennen. Am Ende ist es dann aber Düsseldorf geworden“, sagt seine Sprecherin. Die Bedingungen in der Schadowstraße seien perfekt: „Der Laden sollte wie eine Vitrine sein, die Menschen schon von außen begeistern, die Vorgänge, die Gerüche und Geräusche schaffen dort eine ganz eigene Atmosphäre. Dazu kommen dann die vor Ort gerösteten Produkte“, sagt sie. Die Kassenschlager hier: naturbelassene Nüsse in allen Varianten und Lokum, eine türkische Süßspeise aus Stärke und Zucker, aromatisiert mit
Zutaten wie Rosenwasser, Pistazien oder anderen Nüssen. Aber auch die kleineren Portionen Nüsse als Snack für zwischendurch oder fürs Frühstück seien sehr beliebt.
„Nüsse sind fester Bestandteil der griechischen Küche und Lebensart. Und seit es auch in Deutschland immer mehr Menschen gibt, die auf ihre Ernährung achten oder vegan oder vegetarisch leben, sind sie auch hier sehr viel beliebter geworden“, sagt Karampampas. Auch der generelle Trend zur Nachhaltigkeit hätte
da geholfen, ergänzt seine Frau. „Unverpacktläden und generell ein neues Bewusstsein für die Herkunft von Lebensmitteln haben den Trend sicher verstärkt“, sagt sie. Gerade während der Pandemie hätten immer mehr Menschen ihre Essgewohnheiten überdacht. Nüsse statt Chips als Sofa-Snack. Da verwundert es nicht, dass gesalzene Mandeln hier der Verkaufsschlager sind. „Auch die Versionen mit Baconoder Tomatengeschmack gehen gut, aber die klassische Variante ist am beliebtesten“, sagt Karampampas.
Und weil das Geschäft so gut läuft, wird es auch für Laikon Zeit zur Expansion. Ab Mitte Mai versorgt man nicht mehr nur Bilker mit Nüssen und anderen Leckereien, dann ist man auch auf dem Carlsplatz vertreten. „Ich freue mich sehr darauf. Bilk ist zwar mein Lieblingsort in der Stadt, aber der Carlsplatz ist nun mal das Zentrum von Düsseldorf. Und vielleicht gewinnen wir dort ja nochmal ein neues Publikum für uns“, sagt er. Ein weiteres Standbein ist der Verkauf in den Düsseldorfer Kunstkinos. Mit dem Metropol-Kino in direkter Nachbarschaft ergeben sich also auch so schon neue Zielgruppen.
Doch wie schmecken sie nun, die Supernüsse, frisch geröstet und von Profis ausgesucht? Der persönlichen Vorliebe der Autorin nach soll der Vergleich anhand der bereits erwähnten gesalzenen Mandeln durchgeführt werden. Bei Laikon gibt es die für 2,69 Euro pro 100 Gramm. Bei der Nuts Factory ist dieselbe Menge teurer, dort werden 3,37 Euro fällig. Im Discounter gibt es die Mandeln günstiger, schon für 1,33 Euro pro 100 Gramm.
Beim Geschmackstest zeigt sich aber schnell, dass sich die Preissteigerung lohnt. Die Mandeln aus dem Supermarkt hinterlassen wenig Geschmack, dafür aber das pelzige Gefühl der dunklen Häutchen im Mund. Die Mandeln aus den Röstereien sind größer und haben eine feineren Geschmack. Bei Laikon sind sie ein wenig salziger als bei der Nuts Factory, doch das ist letztlich Geschmackssache. Und während die Discounter-Mandeln etwas trocken und staubig daher kommen, sind die frisch gerösteten wesentlich samtiger und trotzdem knackig.
Denn Frische ist bei Nüssen sehr wichtig. Durch den hohen Fettgehalt können sie ranzig werden, einen unangenehmen Geschmack annehmen. Deswegen werden sie kühl und trocken gelagert. In der Nuts Factory gibt es einen speziellen Schrank, der die Ware bei richtiger Temperatur und Luftfeuchtigkeit hält. Auch bei Laikon wird auf die Frische geachtet. „Wir kaufen immer nur die letzte Ernte, als die frischeste Ware. Und bei uns im Lager gibt es extra eine Klimaanlage, damit die Nüsse dort auch optimal gelagert werden können“, so Karampampas.
Bleibt noch die Frage, warum Studentenfutter eigentlich Studentenfutter heißt. Einer Theorie nach nahm man früher an, dass die Mischung aus Mandeln und Rosinen besonders gut gegen die Folgen übermäßigen Alkoholgenusses hilft. Außerdem waren Mandeln teuer, nur die Sprösslinge wohlhabender Bürgerlicher konnten sie sich leisten. Die Frau von Karampampas ist aber der Überzeugung, dass das mit den gesundheitsförderlichen Eigenschaften der Nüsse zusammenhängt: „Nüsse enthalten viele Vitamine, Nährstoffe und ungesättigte Fettsäuren, die sollen ja sehr gut fürs Gehirn sein. Ein perfekter Snack zum Lernen also.“