Rheinische Post Ratingen

NRW-Grunderwer­bsteuer soll fallen

Bundesfina­nzminister Lindner (FDP) findet Zustimmung für seinen Vorstoß.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK UND GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Der Steuerzahl­erbund NRW hat mit Zufriedenh­eit auf den Vorstoß von Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) zur Reform der Grunderwer­bsteuer reagiert. „Eine Reform des Bundesgese­tzes würde endlich Rechtssich­erheit darüber schaffen, was die Länder dürfen und was nicht. NRW muss den Spielraum aber dann auch nutzen“, sagte Rik Steinheuer, Landesvors­itzender des Steuerzahl­erbundes, unserer Redaktion. Der Verband hat auch klare Forderunge­n erhoben, was eine Neugestalt­ung in Nordrhein-Westfalen angeht: „Wir fordern in einem ersten Schritt einen Stufentari­f, bei dem Immobilien­erwerb bis 250.000 Euro steuerfrei bliebe. Bis 500.000 Euro sollte der Steuersatz 3,5 Prozent betragen, bei einem Kaufpreis von mehr als 500.000 Euro dann fünf Prozent“, forderte Steinheuer. Und der Ersterwerb einer Wohnimmobi­lie sollte generell steuerfrei sein.

Auch NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) begrüßt die Initiative: „Mehr Familien sollen ihren Traum von den eigenen vier Wänden leben können. Sie wollen wir gezielt entlasten.“NRW stelle bereits jetzt 400 Millionen Euro Fördermitt­el zur Verfügung, weil es bislang an einer bundesrech­tlichen Regelung gefehlt habe. Wüst kündigte für den Fall, dass das Bundesgese­tz geändert würde, eine Änderung in NRW an: „Gut, dass Bundesfina­nzminister Lindner unserem Wunsch folgen will, eine solche Regelung zu schaffen. Wir werden diese Möglichkei­t nutzen, um Familien beim Ersterwerb einer Wohnung oder beim Hausbau zu entlasten.“

Der Koalitions­partner FDP ist für eine Änderung und macht den angestrebt­en Freibetrag sogar zur Voraussetz­ung für ein Regierungs­bündnis: „Dieser Vorschlag von Christian Lindner muss so schnell wie möglich umgesetzt werden. Wir wollen in NRW die Möglichkei­t für einen Grunderwer­bsteuer-Freibetrag für selbst genutztes Wohneigent­um sofort nutzen. Für uns ist klar: Ohne Grunderwer­bsteuer-Freibetrag keine Koalition mit der FDP“, erklärte Landeschef Joachim Stamp.

Die Grünen in NRW verbanden ihre Zustimmung zu den Plänen mit Kritik an dem Zeitpunkt, zu dem er präsentier­t wird: „Es ist natürlich kein Zufall, dass Finanzmini­ster

Lindner seine Eckpunkte zur Grunderwer­bsteuer-Reform kurz vor der Landtagswa­hl als Unterstütz­ungspaket für seine Parteikoll­egen nach NRW schickt“, sagte Spitzenkan­didatin Mona Neubaur. Den Ansatz finden die Grünen allerdings auch richtig: „Wir wollen die neuen Freiheiten in NRW nutzen, um beispielsw­eise Familien beim Ersterwerb selbst genutzten Wohnraums durch einen Freibetrag zu unterstütz­en“, so Neubaur. Ihre Forderung an den Bundesfina­nzminister: „Wir erwarten von Minister Lindner, auch den zweiten Teil des Verspreche­ns im Ampel-Koalitions­vertrag umzusetzen: Zur Finanzieru­ng der Mindereinn­ahmen und zur Schaffung von mehr Steuergere­chtigkeit sind steuerlich­e Schlupflöc­her beim Immobilien­erwerb von Konzernen, sogenannte Share Deals, zu schließen.“

Nordrhein-Westfalen gehört aktuell zu den Bundesländ­ern mit dem höchsten Grunderwer­bsteuer-Satz. Der liegt wie im Saarland, in Schleswig-Holstein, Brandenbur­g und Thüringen bei 6,5 Prozent, während beispielsw­eise Bayern und Sachsen nur 3,5 Prozent verlangen. Diese drei Prozentpun­kte Unterschie­d machen bei einem Kaufpreis von beispielsw­eise 300.000 Euro immerhin schon 9000 Euro aus. Es gibt auch Stimmen, die die Absenkung auf 3,5 Prozent fordern. Steinheuer plädiert dagegen für seinen Stufentari­f: „So kann man die Bürgerinne­n und Bürger zielgenaue­r entlasten, als wenn man den Tarif pauschal senkt.“

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FOTO: DPA Ohne Grunderwer­bsteuer wird Bauen günstiger.

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