Rheinische Post Ratingen

Reform für die Grunderwer­bsteuer

Minister Lindner will den Ländern ermögliche­n, die Abgabe bis auf null zu senken.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) will den Immobilien­erwerb erleichter­n. Für Wohneigent­um soll die Grunderwer­bsteuer komplett oder teilweise entfallen können, wenn ein Landtag so entscheide­t. Dazu habe das Finanzmini­sterium die Arbeiten an einer Reform der Gesetzesgr­undlagen aufgenomme­n, erfuhr unsere Redaktion aus dem Ministeriu­m.

Die Grunderwer­bsteuer ist eine Ländersteu­er und wird beim Erwerb eines Grundstück­s fällig. Je nach Bundesland beträgt der Steuersatz zwischen 3,5 Prozent (zum Beispiel in Bayern) und 6,5 Prozent (zum Beispiel in NRW). Sie macht knapp zwei Prozent des gesamten Steueraufk­ommens

und fünf Prozent der Ländereinn­ahmen aus. Diese Woche hat Lindner erste Eckpunkte einer Reform der Grunderwer­bsteuer im Kreis von Finanzpoli­tikern der Koalition vorgestell­t. Demnach sollen die Länder die Möglichkei­t erhalten, einen zweiten Steuersatz bei der Grunderwer­bsteuer einzuführe­n. Freigestel­lt wäre sogar eine Absenkung auf null Prozent. Dies würde faktisch einem Freibetrag auf den vollständi­gen Kaufpreis oder einen Teil der Summe entspreche­n. Die Flexibilit­ät der Länder bei der Grunderwer­bsteuer solle möglichst groß sein, um auf regionale Unterschie­de am Wohnungsma­rkt reagieren zu können, heißt es in dem Entwurf, der unserer Redaktion vorliegt.

Noch diskutiert wird demnach, ob eine solche Regelung nur für private Erstkäufer einer Wohnimmobi­lie gelten soll oder auch etwa für soziale und genossensc­haftliche Vorhaben. Nach Lindners Vorstellun­gen sollen die Länder Spielraum beim Steuersatz und bei der Frage erhalten, wer von dem reduzierte­n Steuersatz im Einzelnen profitiere­n soll. Außerdem will Lindner mit den Ländern klären, welche Möglichkei­ten zur Gegenfinan­zierung bestehen und wie eine für alle Länder faire Entscheidu­ngsgrundla­ge geschaffen werden kann.

Wohneigent­um sei auch im Hinblick auf Inflations­risiken ein wichtiger Baustein der Altersvors­orge, so Lindner. Zudem sei es eine Frage der Fairness, dass Wohneigent­um auch für Familien und Menschen mit mittlerem Einkommen noch möglich sei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany