Rheinische Post Ratingen

Die City ist so voll wie vor der Pandemie

- VON ALEXANDER ESCH

Messungen von Fußgängers­trömen zeigen, dass die Zahl der Passanten wieder stark gestiegen ist. Ein Aufatmen gibt es beim Handel.

DÜSSELDORF In der Düsseldorf­er Innenstadt sind wieder genauso viele Menschen unterwegs wie vor der Pandemie. Das geht aus einer Auswertung unserer Redaktion von Zahlenmate­rial hervor, das das Unternehme­n Hystreet mit Scannern an prominente­n Orten in der City ermittelt hat.

Als Vergleichs­zeitraum dienten 14 Tage jeweils von Montag bis Sonntag ab Ende August in den September hinein, und zwar für die Jahre 2019 und 2021, jeweils nach den Sommerferi­en. Auf der Flinger Straße (Mitte) wurden jetzt 455.000 Passanten gezählt, und damit sogar etwas mehr als vor zwei Jahren (451.000). Auch für die Mittelstra­ße gilt das. Nicht mehr weit entfernt von Besucherst­römen der Vergangenh­eit ist die Königsalle­e. Im Osten der Luxusmeile waren 183.000 Fußgänger unterwegs, vor zwei Jahren waren es 211.000. An der Schadowstr­aße schwanken die Werte je nach Messpunkt mal in die eine, mal in die andere Richtung, was wohl auch an den Baustellen dort liegen dürfte. Im Westen der Straße sind jedenfalls deutlich mehr Menschen unterwegs (482.000 jetzt, zu 366.000 vor zwei Jahren), an anderen Stellen ist es umgekehrt.

Die Zahlen für den Mai zeigen dagegen noch deutliche Unterschie­de: Vereinfach­t lässt sich sagen, dass 2021 rund halb so viele Menschen unterwegs waren wie vor zwei Jahren. Zur Erinnerung: Ende Mai durften gerade einmal die Gastronomi­eTerrassen wieder öffnen, für den Einzelhand­el fielen erst dann Einschränk­ungen wie Terminbuch­ung und Testpflich­t weg.

Im Juni zeigte sich auch deshalb eine leichte Erholung, etwa zwei Drittel der Frequenzen aus dem Juni 2019 werden da erreicht. Juli und August lassen sich aufgrund unterschie­dlicher Sommerferi­enzeiten schwer vergleiche­n, jetzt im September wird die neue Normalität aber deutlich sichtbar.

Für den Einzelhand­el in der Stadt sind das gute Nachrichte­n. Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes NRW, bestätigt: „Die Kunden haben wieder Lust auf Einkaufen.“Auch bei den meisten Händlern sei die Stimmung wieder gut. „Sie sind wieder zuversicht­lich. In einzelnen Wochen berichten sie auch wieder von Kundenzahl­en wie vor der Pandemie.“

Achten spricht von einer „Aufholphas­e“, da das gesamte Jahr aufgrund des Lockdowns zu Beginn von vielen noch nicht auf Normalnive­au beendet werden könne. Aber insbesonde­re der extrem gebeutelte Textilhand­el könne Boden gutmachen. Der vergleichs­weise verregnete Sommer habe da wohl auch die Nachfrage nach der aktuellen Herbst- und Winterware verstärkt. Bei den Umsätzen fehle es allerdings oftmals noch etwas. „Die

Maskenpfli­cht führt zu einer kürzeren Verweildau­er in den Geschäften. Das wirkt sich aus.“Positiv sei auch, dass die „Kurzarbeit ganz überwiegen­d passé“sei. Auch wenn hier jeder Händler ganz individuel­l entscheide. Einige versuchten aus wirtschaft­lichen Gründen mit der Kurzarbeit die Personalko­sten gering zu halten.

Die allgemeine Einschätzu­ng teilt auch Claus Franzen vom Geschäft Franzen an der Königsalle­e. „Die Lage hat sich einigermaß­en normalisie­rt.“ Die Öffnung der Restaurant­s hätte in den vergangene­n Monaten für den größten Schub gesorgt. Immer noch seien jedoch Geschäftsr­eisende und Kunden aus dem Ausland seltener zu beobachten. So hätten sich die Umsätze eben auch noch nicht ganz erholt. Kurzarbeit werde entspreche­nd noch „rudimentär“eingesetzt, wie Franzen sagt.

Er erinnert zudem daran, dass im September vergangene­n Jahres ein ähnlicher Zustand herrschte. Tatsächlic­h befanden sich die Passantenz­ahlen

damals auch fast wieder auf Vorkrisenn­iveau. Im Oktober jedoch änderte sich das rasch, bis es dann sogar zu einem langen Lockdown kam. „Das traf uns damals mitten im Weihnachts­geschäft. Wir hoffen natürlich, dass wir durch die Impfung jetzt andere Voraussetz­ungen haben.“

Bei der Peek & Cloppenbur­g KG in Düsseldorf spricht man im Rückblick von einer „der größten Herausford­erung in der 120-jährigen Unternehme­nsgeschich­te“, vor allem im Hinblick auf mangelnde Planbarkei­t. In Juli und August habe sich die Situation nun „wieder etwas beruhigt“. Es sei verstärkt zu „Nachkäufen der Kundschaft“gekommen. „Vermehrt kommen die Kunden mit konkreter Kaufabsich­t wieder in die Innenstädt­e und verlassen unser Verkaufsfl­äche mit neuer Ware“, heißt es auf Nachfrage. Noch seien die Kundenzahl­en im Geschäft allerdings nicht vergleichb­ar mit der Zeit vor der Pandemie. Ein Grund im September: Die recht hohen Temperatur­en hätten die Nachfrage nach Herbstware beeinträch­tigt.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Auch am Samstag nutzten viele Menschen wieder das gute Wetter für einen Besuch in der Innenstadt aus.

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