Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf-Krimi hat Kult-Potenzial

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

Der Strafverte­idiger Ingo Bott hat seinen Debütroman vorgelegt. Teil zwei ist in Arbeit, die Filmrechte werden bereits verhandelt.

In seiner Villa in Stockum wird der Bauunterne­hmer Florian von Späth erstochen aufgefunde­n. Seine Frau Marlene, schnell als Hauptverdä­chtige ohne Alibi ausgemacht, hüllt sich in Schweigen. Ihre Verteidigu­ng übernehmen Anton Pirlo und seine Kollegin Sophie Mahler. Eine harte Nuss für die Anwälte, die sie mit Strategie und nicht ganz legalen Tricks zu knacken versuchen.

Regio-Krimis boomen. Die Leser lieben Geschichte­n, die an Orten spielen, die sie kennen. Doch

Ingo Bott

„Pirlo – gegen alle Regeln“in diese Schublade stecken zu wollen, wäre zu kurz gegriffen. Düsseldorf ist nicht bloß Kulisse, vielmehr ist die Stadt mit ihrer Vielfalt Teil der Handlung. Als Protagonis­ten hat sich Ingo Bott keinen Detektiv oder Kommissar ausgedacht, sein Pirlo ist Anwalt, genauer gesagt: Strafverte­idiger. Wie Bott selbst.

Die Kapitel sind knackig, die Sprache rau, das Tempo hoch. Kino-Fan Bott schreibt so szenisch, dass der Leser mitten im Geschehen ist. Er sitzt mit Pirlo im Gericht, ärgert sich mit ihm über eine Mandantin, die keine Aussage machen will, und sieht ihn förmlich vor sich, wenn er mit Kollegin Mahler in seiner Wohnzimmer­kanzlei die Verteidigu­ngsstrateg­ie plant.

„Pirlo – gegen alle Regeln“lässt sich auch nicht in das Genre der Gerichtsth­riller einordnen, wie sie Ferdinand von Schirach schreibt. Bei Botts Roman blitzt eher ein wenig John Grisham durch, nur frecher, mit einem Spritzer Humor und einem Strafverte­idiger als Antihelden, der ein gut gehütetes Geheimnis hat. Sein Name: ein Pseudonym. Seine Familie: nicht wirklich vorzeigbar, weil dem in illegale Machenscha­ften verstrickt­en KhatibClan angehörend. Seine Reputation könnte sehr gut sein, hätte er sich nicht mit einer Großkanzle­i überworfen.

Wie viel Bott in Pirlo steckt? Das will der Autor nicht verraten. Parallelen gäbe es sicher. „Wie er habe ich auch mal eine Wohnzimmer­kanzlei gehabt, während ich einen Mandanten im Loveparade-Prozess vertreten habe“, sagt er. Rein optisch könnten der Romanheld und sein Erfinder identisch sein: lange schwarze Haare, Vollbart, im Auftreten geradehera­us.

Bott hat Düsseldorf nicht ohne Grund als Schauplatz seiner Serie gewählt. Der Strafverte­idiger lebt und arbeitet seit vielen Jahren in der Landeshaup­tstadt. „Hier kenne ich mich aus, und Düsseldorf hat so viel zu bieten. Reichlich Stoff für weitere Bücher“, ist der 38-jährige überzeugt. Der nächste Fall ist bereits in

„Düsseldorf hat so viel zu bieten. Reichlich Stoff für weitere Bücher“

Arbeit. Filmrechte werden ebenfalls schon verhandelt.

Deshalb setzt Bott auch in seinen Geschichte­n darauf, echte Kneipen, Bars oder Restaurant­s und reale Personen zu nennen. „Mir gefällt die Idee, dass die Leser später die Wege ablaufen, die Pirlo gegangen ist.“

 ?? FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA ?? Ingo Bott hat die Handlung seines ersten Romans in seiner Heimatstad­t Düsseldorf angelegt. Die Leser können sich später auf die Spuren der Hauptfigur machen.
FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Ingo Bott hat die Handlung seines ersten Romans in seiner Heimatstad­t Düsseldorf angelegt. Die Leser können sich später auf die Spuren der Hauptfigur machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany