Frau Doktor und die neuen Bauern
Ophelia Nick setzt auf gesunde Landwirtschaft und gesunde Ernährung. „Neue Bauern braucht das Land“, fordert die Tierärztin und Politikerin.
WÜLFRATH Im Herbst wird Ophelia Nick für die Grünen in den Bundestag einziehen. „Ich habe einen Listenplatz“, erklärt die Bundestagskandidatin für die Städte Wülfrath, Ratingen, Heiligenhaus und Velbert.
Zwei Themen liegen ihr dabei besonders am Herzen. „Gesunde Landwirtschaft und gesunde Lebensmittel“, sagt sie. Ihre Familie kann selbst eine kleine Landwirtschaft ihr Eigen nennen, mit Schafen, Hühnern und Hund. Aufgewachsen ist Ophelia Nick im Ruhrgebiet und lebt inzwischen in Wülfrath, wo sie sechs Jahre im Stadtrat aktiv war. Die promovierte Tierärztin ist spezialisiert auf Tierverhalten. So wundert es nicht, dass ihr das Tierwohl – auch und vor allem in der Landwirtschaft – besonders am Herzen liegt. „Die verpflichtende Kennzeichnung von tierischen Produkten wird ein Hauptziel in Berlin sein“, sagt Ophelia Nick, „so dass jeder erkennen kann, aus welcher Tierhaltung das Produkt stammt.“
Als Geschäftsführerin der „Lebendige Landwirtschaft gGmbH“bringt sie Projekte für ganzheitliche Landwirtschaft auf den Weg. Und auch in ihrem Buch „Neue Bauern braucht das Land“plädiert sie für neue Wege.
Als Sprecherin der Arbeitsgruppe bäuerliche Landwirtschaft NRW hat Ophelia Nick dazu beigetragen, Konzepte zu erarbeiten, um den Tieren ein Leben ohne Schmerzen zu ermöglichen. Doch dieses Amt wird sie nach
Einzug in den Bundestag „schweren Herzens“niederlegen, ebenso ihren Vorstandsposten beim „Grünen Wirtschaftsdialog e.V.“.
Vor inzwischen elf Jahren ist Ophelia Nick bei den Grünen eingetreten und möchte sich im Bundestag auch für „gesunde Ernährung“einsetzen. Etliche Gespräche mit Krankenkassen und Lebensmittelunternehmen hat sie bereits geführt. „Ungesunde Ernährung ist Todesursache Nummer 1“, sagt sie. Nicht nur für jeden persönlich ist das von Bedeutung, ungesunde Ernährung ist auch ein finanzielles Problem. „Allein die Kariesbehandlungen
von Kindern kostet 11 Milliarden Euro“, weiß sie über Folgen von zu viel Zuckerkonsum. „Ich vertrete die Einführung einer Zuckersteuer“, sagt die Bundestagskandidatin. Überhaupt sollten versteckte Zucker und Fette weniger werden. „Ich bin sehr für den Nutri-Score“, sagt sie. „Der sollte verpflichtend werden.“
Wichtig sei auch, dass gesundes Essen möglich und fair sein soll, besonders in Kitas und Schulen. „Da muss sich der Staat beteiligen“, lautet eine Forderung, „damit gesundes Kita- und Schulessen bezahlbar wird.“Ein Thema, für das sich Ophelia Nick ebenfalls engagiert, sind begrünte Innenstädte. „Innenstädte sollen lebenswert sein“, betont sie.
Gerade den durch die Corona-Krise geschwächten Einzelhandel gelte es zu unterstützen. „Aber die Innenstädte sollen auch ein Wohlfühlbereich sein.“Leider werde an Grünanlagen und Bäumen noch zu sehr gespart. „Die Innenstädte sind ein Stück Heimat“, sagt sie, „Begrünung trägt zum Wohlfühlen bei.“Vor allem bei den immer heißer werdenden Sommern, mache sich Begrünung positiv bemerkbar. Wenn Ophelia Nick zwischen all ihren Terminen einmal Zeit hat, hält sie sich gerne in der Natur auf.
„Ich gehe Wandern und Joggen mit meinem Mann“, verrät sie. Dabei kann sie wieder Kraft schöpfen für all ihre beruflichen und ehrenamtlichen Verpflichtungen.