Lolli-Tests verärgern immer mehr Eltern
Eine steigende Zahl von Schülern sitzt tagelang zu Hause. Warum die Familien Reformen fordern.
DÜSSELDORF Der Ärger um die LolliTests in Grundschulen zieht in Düsseldorf immer weitere Kreise. Nach zwei Schulen in Benrath und Pempelfort sorgt das als kompliziert und langwierig empfundene Verfahren nun auch in Golzheim und in Oberbilk für Verunsicherung und Wut bei den Eltern. „Ich lasse Jussuf wegen der vielen Corona-Einschränkungen die erste Klasse wiederholen, er hat sich unheimlich auf seine neuen Mitschüler gefreut. Jetzt sitzt er seit Tagen zu Hause und weint, weil er nicht in die Schule darf“, sagt Monika Celik.
Der Siebenjährige aus Oberbilk geht in die 1a der katholischen Grundschule Höhenstraße. Seit Dienstag ist die ganze Klasse zu Hause. Grund ist der PCR-basierte Pool-Test, bei dem die Schüler an einem Stäbchen lutschen. Sämtliche Proben kommen in einen Sammelbehälter. Sie können dann nicht mehr einzelnen Kindern zugeordnet werden. Meldet das Labor einen Positivbefund, müssen alle Schüler erst einmal zu Hause bleiben.
„Dann startet am nächsten Morgen die zweite Runde, bei der Eltern ihr Kind in eigener Regie nachtesten, doch der Rücklauf dieser Proben kann dauern“, sagt Schulleiterin Anke Bücker. Bis Freitagmorgen lagen erst 16 von 26 Ergebnissen vor. „Und die waren alle negativ, wir wussten also immer noch nicht, welches Kind infiziert ist“, sagt die Pädagogin, die den kleckerweisen Rücklauf bemängelt. Offenbar seien die Labore überlastet, meint sie.
Frust gibt es auch bei Eltern von Kindern, die die Rolandschule in Golzheim besuchen. Auch dort war ein Pool-Test vor einer Woche positiv ausgefallen, die am Tag darauf abgegebenen Einzeltests waren aber alle negativ, ebenso eine weitere individuelle Testrunde. „Aber dies genügt nicht, jetzt muss jedes Kind einen PCR-Test beim Arzt oder dem städtischen Testzentrum abgegeben. Das wäre dann der dritte Test nach positiver Pooltestung“, sagt Katharina F., deren Sohn in die zweite Klasse geht.
Ihre Kritik am Prozedere: Eine Woche nach dem ersten Pool-Test sei eine verlässliche Zuordnung oder Nachverfolgung des ursprünglichen Falls gar nicht mehr möglich. Schließlich lebten die Kinder in Familien und hätten Geschwister. „Die Ansteckung kann ja auch ein ganz neuer Fall sein“, sagt die Golzheimerin. Dass ihr Kind nun weiter zu Hause bleiben muss, sei „eine Zumutung“. Nötig sei eine komplette Neu-Justierung des Verfahrens. „Vorschläge liegen ja bereits auf dem Tisch“, sagt die Mutter. Tatsächlich hatte – neben einigen Düsseldorfer Eltern – auch Schuldezernent Burkhard Hintzsche das Land aufgefordert, gleich beim ersten Test zwei Proben abzunehmen. Schlage der
Pool positiv an, läge der individuelle Nachtest bereits im Labor vor.
Monika Pohl, Leiterin der Rolandschule, hat viel Verständnis für den Ärger der Eltern. „Bis der Indexfall tatsächlich ermittelt ist, können sehr viele Tage ins Land gehen.“Zurzeit sind bei ihr zwei Klassen von einem Corona-Verdacht betroffen. „Um immer auf dem neuesten Stand zu sein und keine wichtige SMS oder Mail zu verpassen, führe ich manchmal abends um 23 Uhr mein letztes und am kommenden Morgen um halb sechs schon wieder mein erstes Telefonat“, sagt die Lehrerin. Auch am Wochenende war sie in Bereitschaft. Dabei hält Pohl die Lolli-Tests grundsätzlich für geeignet. „Sie sind für Grundschüler deutlich einfacher zu handhaben als die Selbsttests, sie kosten weniger Zeit und sie sind als PCR-Tests sicherer im Ergebnis.“
Anke Bücker hofft nun auf eine rasche Reform des Test-Verfahrens. „Wir müssen schneller zu endgültigen Ergebnissen kommen. Die Familien wollen schließlich wissen, welche Kinder einer Klasse vom Gesundheitsamt in die Quarantäne geschickt werden.“Und Katharina F. ergänzt: „Falls es zur Quarantäne kommt, müssen unsere Kinder die gleichen Rechte wie die Reiserückkehrer erhalten und sich am fünften Tag freitesten dürfen. Es geht nicht mehr, dass immer wieder Kinder die größten Opfer bringen müssen.“