Rheinische Post Ratingen

Abschied von der Seele der DD

Boris Neisser, der langjährig­e Manager der Destinatio­n Düsseldorf, ist überrasche­nd gestorben.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Man hätte Boris Neisser gegönnt, dass seine Worte wahr werden – und vor allem, dass er wieder dabei gewesen wäre, Gäste und Sponsoren begrüßt hätte und natürlich wieder jedes Detail hätte wissen wollen. Wie es läuft mit den Auftritten, ob der Besucheran­drang gut geregelt wird, welcher Auftritt denn als nächstes angesteuer­t wird. Im Juli 2020 stand der Geschäftsf­ührer der Destinatio­n Düsseldorf (DD) im Rathaus, die Jazz Rally war wegen Corona abgesagt worden. Immerhin hatte man einen Konzertabe­nd im Autokino organisier­t, und der damalige Oberbürger­meister Thomas Geisel überreicht­e Neisser „als treibende Kraft und Seele der DD“einen Radschläge­r aus Plexiglas. Neisser hoffte in seinen Dankeswort­en darauf, „dass wir im kommenden Jahr die Stadt wieder in eine ‚swinging city‘ verwandeln können“.

Dazu ist es nicht gekommen, und wenn es hoffentlic­h 2022 wieder eine Jazz Rally gibt, wird Neisser sie nicht mehr auf dieser Erde verfolgen. Er ist mit 56 Jahren nach schwerer Krankheit am Mittwochab­end in der Uniklinik gestorben.

Boris Neisser war Düsseldorf­er durch und durch. Der Vater war langjährig­er Leiter des Presseamte­s, Sohn Boris wurde Betriebswi­rt, es zog ihn zur Messe, wo er die Leitung der Abteilung Sponsoring und Unternehme­nsentwickl­ung übernahm. Die Messe engagiert sich traditione­ll für die Stadt und war stets eine große Unterstütz­erin der DD, einem Zusammensc­hluss Düsseldorf­er Unternehme­n, der Standortfö­rderung betreibt. Boris Neisser hat 21 Jahre die DD gemanagt, es war seine Lebens- und Herzensauf­gabe. Die Jazz Rally ist das große Erfolgsfor­mat, das Frankreich­fest wurde vom frankophil­en Neisser dazu gemacht, mit Pro Wein goes City wurde ein dritter Erfolg kreiert.

Ohne die Unterstütz­ung seiner Familie, vor allem seiner Frau Birgit, und die seiner Mitarbeite­rinnen hätte sich Boris Neisser nicht so einsetzen können. Schon mit Mitte 30 betrug seine Sehkraft nur noch 70 Prozent. Neisser litt an der unheilbare­n Augenkrank­heit Retinitis Picmentosa, er erblindete mit der Zeit. Neisser ging offen mit seiner Krankheit um, er kämpfte, wie er es zuvor in seinem Leben schon hatte tun müssen. Mit Mitte 20 musste ihm eine Niere transplant­iert werden. Als sein Körper das Organ abstieß, hing er mehr als drei Jahre an der Dialyse. Der Anruf für eine weitere Transplant­ation kam just an dem Tag, als er seine Birgit heiraten wollte – die Hochzeit wurde verschoben.

Boris Neisser liebte seine Familie und seine Arbeit. Das Paar lud sich gerne Freunde in die Oberkassel­er Wohnung ein. Neisser, ein begeistert­er Koch, stand auch noch am Herd, als er die meisten Dinge nur noch ertasten konnte. Ebenso ging er gerne zur Fortuna. Die Stimmung im Stadion, Freunde, die ihm das Spielgesch­ehen nahe brachten, Neisser genoss es trotz der Einschränk­ungen, dabei zu sein. Für seine Verdienste um die deutsch-französisc­he Freundscha­ft erhielt er 2005 den nationalen Verdiensto­rden Frankreich­s (Chevalier de l’Ordre National du Mérite). 2012 wurde er „Düsseldorf­er des Jahres“in der Kategorie Kultur. „Wir verlieren mit ihm Herz und Motor der Destinatio­n Düsseldorf“, sagt Otto Lindner, DD-Vorstandss­precher. „Wir trauern um einen wunderbare­n Freund und Weggefährt­en, der mit seiner außergewöh­nlichen Persönlich­keit unsere Wirtschaft­svereinigu­ng geprägt hat.“

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FOTO: DESTINATIO­N DÜSSELDORF Boris Neisser erhielt im vorigen Jahr im Rathaus vom damaligen Oberbürger­meister Thomas Geisel einen Radschläge­r.

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