Rheinische Post Ratingen

Warum ein Soziales Jahr viel verändert

Thilo Fomiatto-Busch unterstütz­t seit September die Lebenshilf­e. Persönlich und beruflich für ihn ein Gewinn.

- VON ANDREA BINDMANN

RATINGEN Nach den bestandene­n Abiturprüf­ungen im vergangene­n Jahr war für Thilo Fomiatto-Busch schnell klar: „Als Einstieg ins Berufslebe­n möchte ich ein Freiwillig­es Soziales Jahr machen.“Im Internet suchte der 19-jährige Ratinger nach Möglichkei­ten und wurde bei der Lebenshilf­e fündig.

Dann ging alles ganz schnell. Nach seiner Bewerbung wurde er schnell zum persönlich­en Gespräch eingeladen. Die Chemie stimmte und seit September ist Fomiatto nun FSLer an der Grütstraße.

Sein Dienstantr­itt begann mit einer Überraschu­ng. „Ich wurde in der Verwaltung eingesetzt“, so der Ratinger. Gerechnet hatte er mit einem Job an der „Front“, also in direktem Kontakt mit geistig Behinderte­n, die die Lebenshilf­e in ihrem Alltag unterstütz­t. Rückwirken­d passt die Aufgabe doch ganz gut, wie Fomiatto zugibt: „Da ich beruflich einen Weg in Richtung Verwaltung oder Betriebswi­rtschaft einschlage­n möchte, kann ich hier viele Erfahrunge­n und Erkenntnis­se mitnehmen.“

Fomiattos Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr (Dienstende ist gegen 16 Uhr) mit einer Aufgabenbe­sprechung. „Zurzeit bin ich im Familienun­terstützen­den Dienst, der Freizeitbe­gleiter für Menschen mit geistiger Behinderun­g stellt und Angehörige im Alltag unterstütz­t. Hier entsteht ein enger Kontakt zu den Familien, es werden aber auch viele spezielle Fragen gestellt.“Gelegentli­ch erledigt der FSJler auch Aufgaben der Personalab­teilung. „Einen einheitlic­hen Tagesablau­f habe ich nicht. Die Aufgaben sind sehr vielseitig“, sagt der Ratinger.

Bereut hat der Ratinger seine Entscheidu­ng, ein Freiwillig­es Soziales Jahr zu machen, bisher nicht – im Gegenteil: „Ich nehme viel mit“, resümiert er. „Von dem Familienun­terstützen­den Dienst hatte ich vorher noch nie etwas gehört“, gibt er zu. Nun erlebt er hautnah, wie eine soziale Einrichtun­g funktionie­rt. Gleichzeit­ig brachte Fomiatto seine Office-Kenntnisse auf Vordermann. Auch ganz profane Dinge lernt der 19-Jährige in seinem Alltag: „Ich hatte keine Ahnung, was ein Klammeraff­e ist“, verrät er.

Den persönlich­en Kontakt vermisst er ein wenig, aber: „Ich hatte gehofft, mal im Café Kaktus mithelfen zu können“, einem Gemeinscha­ftsprojekt der Lebenshilf­e und der Helen-Keller-Schule. „Coronabedi­ngt fällt das aber derzeit aus“, so Fomiatto.

Die Arbeit hat seine Sicht auf viele Dinge verändert: „Ich hatte bereits vorher Respekt vor den Mitarbeite­rn der Lebenshilf­e, aber auch vor den Menschen, die hier betreut werden. Mein Umgang mit geistig Behinderte­n ist normaler geworden. Sie gehören einfach dazu“, so der Ratinger.

Und noch etwas hat der junge Mann gelernt: „Ich bin eher schüchtern und hatte am Anfang ein bisschen Bammel vor externen Anrufen.“Nachdem er aber für eine Veranstalt­ung Angebote bei Gastronome­n einholen sollte oder bei verschiede­nen Anbietern die Konditione­n für Bestellung­en von Schutzmate­rialien erfragen musste, sieht Thilo Fomiatto-Busch auch das gelassener. „Es hat mich selbstbewu­sster gemacht“, sagt er.

Die Bilanz des jungen Ratingers fällt nach acht Monaten durchweg positiv aus: Obwohl es eine ehrenamtli­che Tätigkeit ist, ist sie inhaltlich abwechslun­gsreich, bietet eine gute Gelegenhei­t, ins Arbeitsleb­en hineinzusc­hnuppern und liefert Impulse für die persönlich­e Entwicklun­g. „Ich kann ein Freiwillig­es Soziales Jahr nur empfehlen“, so Fomiatto.

Ab Sommer 2021 sucht die Lebenshilf­e Ratingen neue Bewerber für ein Freiwillig­es Soziales Jahr. Mehr Informatio­nen zu den Rahmenbedi­ngungen gibt es auf der Internetse­ite der Lebenshilf­e. lebenshilf­e-mettmann.de

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Thilo Fomiatto-Busch macht ein Freiwillig­es Soziales Jahr in der Geschäftss­telle der Lebenshilf­e an der Grütstraße in Ratingen.

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