Warum ein Soziales Jahr viel verändert
Thilo Fomiatto-Busch unterstützt seit September die Lebenshilfe. Persönlich und beruflich für ihn ein Gewinn.
RATINGEN Nach den bestandenen Abiturprüfungen im vergangenen Jahr war für Thilo Fomiatto-Busch schnell klar: „Als Einstieg ins Berufsleben möchte ich ein Freiwilliges Soziales Jahr machen.“Im Internet suchte der 19-jährige Ratinger nach Möglichkeiten und wurde bei der Lebenshilfe fündig.
Dann ging alles ganz schnell. Nach seiner Bewerbung wurde er schnell zum persönlichen Gespräch eingeladen. Die Chemie stimmte und seit September ist Fomiatto nun FSLer an der Grütstraße.
Sein Dienstantritt begann mit einer Überraschung. „Ich wurde in der Verwaltung eingesetzt“, so der Ratinger. Gerechnet hatte er mit einem Job an der „Front“, also in direktem Kontakt mit geistig Behinderten, die die Lebenshilfe in ihrem Alltag unterstützt. Rückwirkend passt die Aufgabe doch ganz gut, wie Fomiatto zugibt: „Da ich beruflich einen Weg in Richtung Verwaltung oder Betriebswirtschaft einschlagen möchte, kann ich hier viele Erfahrungen und Erkenntnisse mitnehmen.“
Fomiattos Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr (Dienstende ist gegen 16 Uhr) mit einer Aufgabenbesprechung. „Zurzeit bin ich im Familienunterstützenden Dienst, der Freizeitbegleiter für Menschen mit geistiger Behinderung stellt und Angehörige im Alltag unterstützt. Hier entsteht ein enger Kontakt zu den Familien, es werden aber auch viele spezielle Fragen gestellt.“Gelegentlich erledigt der FSJler auch Aufgaben der Personalabteilung. „Einen einheitlichen Tagesablauf habe ich nicht. Die Aufgaben sind sehr vielseitig“, sagt der Ratinger.
Bereut hat der Ratinger seine Entscheidung, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen, bisher nicht – im Gegenteil: „Ich nehme viel mit“, resümiert er. „Von dem Familienunterstützenden Dienst hatte ich vorher noch nie etwas gehört“, gibt er zu. Nun erlebt er hautnah, wie eine soziale Einrichtung funktioniert. Gleichzeitig brachte Fomiatto seine Office-Kenntnisse auf Vordermann. Auch ganz profane Dinge lernt der 19-Jährige in seinem Alltag: „Ich hatte keine Ahnung, was ein Klammeraffe ist“, verrät er.
Den persönlichen Kontakt vermisst er ein wenig, aber: „Ich hatte gehofft, mal im Café Kaktus mithelfen zu können“, einem Gemeinschaftsprojekt der Lebenshilfe und der Helen-Keller-Schule. „Coronabedingt fällt das aber derzeit aus“, so Fomiatto.
Die Arbeit hat seine Sicht auf viele Dinge verändert: „Ich hatte bereits vorher Respekt vor den Mitarbeitern der Lebenshilfe, aber auch vor den Menschen, die hier betreut werden. Mein Umgang mit geistig Behinderten ist normaler geworden. Sie gehören einfach dazu“, so der Ratinger.
Und noch etwas hat der junge Mann gelernt: „Ich bin eher schüchtern und hatte am Anfang ein bisschen Bammel vor externen Anrufen.“Nachdem er aber für eine Veranstaltung Angebote bei Gastronomen einholen sollte oder bei verschiedenen Anbietern die Konditionen für Bestellungen von Schutzmaterialien erfragen musste, sieht Thilo Fomiatto-Busch auch das gelassener. „Es hat mich selbstbewusster gemacht“, sagt er.
Die Bilanz des jungen Ratingers fällt nach acht Monaten durchweg positiv aus: Obwohl es eine ehrenamtliche Tätigkeit ist, ist sie inhaltlich abwechslungsreich, bietet eine gute Gelegenheit, ins Arbeitsleben hineinzuschnuppern und liefert Impulse für die persönliche Entwicklung. „Ich kann ein Freiwilliges Soziales Jahr nur empfehlen“, so Fomiatto.
Ab Sommer 2021 sucht die Lebenshilfe Ratingen neue Bewerber für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Mehr Informationen zu den Rahmenbedingungen gibt es auf der Internetseite der Lebenshilfe. lebenshilfe-mettmann.de