Fünfeinhalb Jahre Haft für Ratinger
Ein Streit zwischen ehemaligen Freunden war im vergangenen Jahr eskaliert.
RATINGEN/DÜSSELDORF Fünf Jahre und sechs Monate Haft: So lautete das Urteil gegen einen Ratinger, dem die Anklage versuchten Totschlag vorgeworfen hatte. Der Tunesier soll im September 2020 einen Bekannten niedergestochen haben, mit dem er befreundet gewesen sein soll. Er hatte dem Gericht zuvor geschildert, dass er sich mit dem Messer habe wehren wollen inmitten einer zuvor eskalierten Auseinandersetzung.
Vorausgegangen war ein Streit um Geld, das das Opfer dem Angeklagten zuvor versprochen haben soll. Gekannt habe man sich schon seit längerem und zuweilen auch ein Bier getrunken. Dabei habe der 46-Jährige dem Bekannten von seiner Familie in Tunesien erzählt und auch von der Sorge, dass er seine Mutter nicht mehr unterstützen könne, wenn ihm etwas zustoßen würde. Der Freund soll ihm damals Hilfe angeboten und versprochen haben, Geld für ihn zu sammeln.
Angeblich soll es einen Aufruf auf Facebook inmitten der kurdischen Gemeinde des späteren Opfers gegeben haben – so zumindest will es der Angeklagte verstanden haben. In Erwartung der versprochenen 6000 Euro sei er zu einem Treffpunkt gekommen, um dort zu erfahren, dass es der „Freund“nicht ernstgemeint habe mit seinen Versprechungen. Enttäuscht sei er vor allem deshalb gewesen, weil sich seine Mutter vergebliche Hoffnungen auf finanzielle Zuwendungen gemacht habe. Die soll der Bekannte zuvor auch noch selbst angerufen haben, um ihr seine Hilfe anzubieten. Enttäuscht und traurig sei er gewesen, so der Angeklagte – das Ende der Freundschaft habe er sogar mit dem Löschen des WhatsApp-Kontaktes dokumentieren wollen. Darüber sei das spätere Opfer erbost gewesen, der Mann habe ihn daraufhin am Telefon traktiert und bedroht.
Inmitten dieser emotionalen Gemengelage soll es dann zum Streit gekommen sein, an dessen Ende das Opfer schwerverletzt am Boden gelegen hatte. Dabei hatte der Angeklagte diesen Tag erst beim Feierabend-Picknick am Grünen See und dann an einem Busbahnhof in Ratingen-Ost verbracht, als das spätere Opfer ihn angerufen habe. In Gesellschaft von Trinkkumpanen habe er sich eigentlich auf einen am Telefon ausgetragenen Streit nicht einlassen wollen und sei mehrfach nicht ans Handy gegangen. Da der Bekannte aber nicht lockergelassen haben soll und ihn die Trinkkumpane ermutigt hätten, auf dessen Anrufe zu reagieren, habe er sich von ihm zum Maximilian-Kolbe-Platz in Ratingen West lotsen lassen.
Auf dem Weg dorthin habe man pausenlos am Handy miteinander gesprochen, um sich dann plötzlich gegenüberzustehen. Danach sei alles ganz schnell gegangen, zwei Zeugen hatten die Rangelei der beiden Streitenden anfangs noch beenden können. Nachdem der ehemalige Freund erneut auf ihn zugelaufen sei, habe er sein Messer aus dem Rucksack geholt. „Dann reißt die Erinnerung ab“, war vom Verteidiger des angeklagten Tunesiers zum Tatverlauf zu hören.