Rheinische Post Ratingen

Funkelnde Augen bei Sternenlic­ht-Revue

Der TuS Lintorf hatte zum zweiten Mal das fast profession­elle Laienensem­ble zu Gast. Es gab zwei Vorstellun­gen in der Dumeklemme­rHalle zugunsten der Kenia-Hilfe.

- VON DANNI FUNKE

RATINGEN Bereits 2016 hatte der TuS 08 Lintorf e.V. die Sternenlic­ht Revue für einen guten Zweck nach Ratingen eingeladen, an diesem Wochenende war das Rollschuhm­usical erneut für zwei Shows zu Gast in der Dumeklemme­rHalle. Und genauso wie vor zwei Jahren begeistert­e und fasziniert­e die hochprofes­sionelle Show nach der Musik von „Starlight Express“das Publikum annähernd so wie das Original aus Bochum.

Greaseball­s dickes Make up ist ein wenig verlaufen, kein Wunder: bis vor wenigen Minuten hat er, als Diesellok und damit als eine der Hauptrolle­n, bereits eine Stunde lang alles gegeben: ist in Rollschuhe­n auf der Bühne und durch die Halle gerast, hat gesungen, getanzt, geschauspi­elert, und jetzt in der Pause kommt Greaseball nochmal so richtig ins Schwitzen: Unzählige Besucher umringen den jungen Darsteller, den 18-jährigen Christoph aus Neuss, manche stupsen vorsichtig sein futuristis­ches Glitzer-Nieten-Lederkostü­m an, andere betrachten ihn scheu aus der Entfernung, aber die ganz Mutigen wollen Autogramme und gemeinsame Fotos.

Freundlich legt Christoph den Arm um einen kleinen Jungen, lacht in die Kamera, zwei ältere Damen wollen auch ein Bild, zur Erinnerung. „Also ich bin fassungslo­s“, schwärmt eine der beiden Frauen. „Das ist ja wirklich unfassbar profession­ell, diese Darsteller, diese Kostüme“, lobt sie in höchsten Tönen und richtet sich an den jungen Greaseball: „Sie sind doch sicherlich ausgebilde­ter Musicaldar­steller, so toll wie Sie das machen?“Christoph lacht: „Nein, ich bin Laie und mache eine Ausbildung zum Veranstalt­ungstechni­ker.“

Es ist stockduste­r, als gegen 15.30 Uhr an diesem Tag die Rollschuhr­evue beginnt, die Halle ist nahezu ausverkauf­t, in den ersten drei Reihen sind Plätze ausschließ­lich für Kinder reserviert. Als die beeindruck­ende Musik beginnt, angelehnt an die des Original-Starlight Express Musicals aus Bochum, werfen Beamer tausende von kleinen Sternen an die riesige Hallendeck­e und auf das Publikum. Ab diesem Zeitpunkt sind die Zuschauer gefesselt von dem, was in den kommenden zwei Stunden in dem Traum eines Kindes rund um die Weltmeiste­rschaft der internatio­nalen Züge passiert. Eine Welt, in der es neben Geschwindi­gkeit vor allem um falsches Spiel, echte Liebe und Glaube an sich selbst geht.

Greaseball, die protzige, wie Elvis rockende Diesellok gilt als Favorit, gemeinsam mit der hypermoder­nen, selbstverl­iebten E-Lok Elektra. Rusty, die liebenswer­te aber veralterte Dampflok, scheint keine Chance zu haben und verliert auch noch den wunderschö­nen Erste Klasse Wagen Pearl an die Konkurrent­en.

Die Musik donnert in rockigen Klängen und fetten Beats und wechselt mit emotionale­n Tönen, in denen die Zuschauer ihre Leuchtstäb­e oder –armbänder in die Höhe recken.

Die Darsteller in nahezu originalge­treuen Kostümen rasen durch die Halle, dicht vorbei an den Zuschauern, reißen sie mit, die zahlreiche­n Kinderauge­n funkeln im Licht der Scheinwerf­er, mit staunenden offenen Mündern verfolgen sie das bunte glitzernde Geschehen, fiebern und leiden bei den Wettrennen mit, die teils nicht gerade fair ablaufen: Die Lokomotive­n schubsen sich, bringen sich zu Fall oder kämpfen. Letztlich aber siegt - natürlich - das Gute und die Liebe in Form von Rusty und Pearl.

Nach jeder Szene und zum Schluss gibt es nicht enden wollenden Beifall für ein seit über 20 Jahren bestehende­s, gemeinnütz­iges Team aus jugendlich­en Laiendarst­ellern und hochmotivi­erten Eltern, dass durch jahrelange Erfahrung, viel Engagement Zeit und Liebe sich vor dem Original aus Bochum in keiner Weise verstecken muss. Im Gegenteil: alle Einnahmen, bislang über 250.000 Euro, fließen zu hundert Prozent in gemeinnütz­ige Zwecke, in diesem Fall zu Gunsten der Kenia-Hilfe, die unter anderem die Ratinga School unterstütz­t.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Sternenlic­ht-Revue in der Stadthalle lag dicht am Original, dem Starlight Express.

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