Firma Tünkers baut in Tiefenbroich aus
Das international tätige Unternehmen bekennt sich zum lokalen Standort Ratingen. Der Automarkt wird unterdessen immer schwieriger.
TIEFENBROICH In der Automobilbranche geht es vor allem um Schnelligkeit und Mobilität. Und so sind es bewegte und bewegende Zeiten für Tünkers mit Stammsitz in Tiefenbroich: Da war Mitte des Jahres der Schock in der Belegschaft: 15 Mitarbeiter verloren ihren Job, weil sich die harten Bedingungen auf dem Automobilmarkt noch einmal drastisch verändert haben. Bestimmte Bereiche benötigte man intern nicht mehr, man bekam das Strategie-Vakuum der Automobilhersteller und die Brexit-Folgen sehr deutlich zu spüren. Entlassungen bei Tünkers – ein Novum. „Zusammen mit dem Betriebsrat haben wir an einer einvernehmlichen Lösung gearbeitet“, erzählt Olaf Tünkers.
Der Mantel war an einigen Stellen zu groß geworden für die Traditionsfirma. „Wir mussten auf diese neue Situation reagieren“, betont Olaf Tünkers, der zusammen mit seinem Bruder André und seinem Vater, Seniorchef Josef Gerhard Tünkers, das Unternehmen leitet. „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, doch wir haben mit Blick auf den Umsatz rund 15 Prozent verloren“, sagt Olaf Tünkers.
Bewegte und bewegende Zeiten also, doch der Vorstand muss nach vorne schauen. Und er hat neue Ziele im Blick. Die liegen ganz nah, konkret am Standort in Tiefenbroich. Im Bereich „Am Rosenkothen“will man expandieren, dem Grafen von Spee ein großes Grundstück abkaufen. Der Rat hat das Projekt bereits positiv bewertet, jetzt müssen die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden.
Tünkers will den alten Bauernhof, der sich auf dem Gelände befindet, erhalten. Und auf dem Areal sollen Produkte hergestellt werden, die zu einer tragenden Säule des Unternehmens werden könnten: fahrerlose Transportsysteme. Übersetzt bedeutet dies: Tünkers liefert zum Beispiel einen voll automatischen Gabelstapler, der autonom ist und keinen Fahrer braucht.
Diese neuen Systeme sind der Renner auf dem hart umkämpften Markt. Es winken Großaufträge, dies bedeutet aber auch, dass man in hoher Stückzahl produzieren muss. Dafür benötigt Tünkers Kapazitäten – und die sollen in Tiefenbroich geschaffen werden.
Man rechnet mit einer Investition von mindestens 15 Millionen Euro. Bisher musste man aus Platzgründen Hallen anmieten, Material hinund herfahren. „Das wollen wir abstellen“, betont Olaf Tünkers.
Doch es gibt auch Ziele, die buchstäblich in weiter Ferne liegen, genau in Taicang, in der Nähe von Shanghai. Dort bauen die Ratinger eine Fertigungshalle, in der Produkte für den chinesischen Markt hergestellt werden sollen. In Tschechien wurde gerade eine millionenschwere Halle für die Spanner-, Bänderkomponentenund Greifer-Produktion errichtet. Das Tüftler-Hirn des Unternehmens bleibt aber in Tiefenbroich: Dort arbeitet man an der mobilen Zukunft gemäß dem eigenen Slogan „Erfindergeist serienmäßig“.
Der Kampf um Aufträge wird unterdessen immer härter. „Es ist unglaublich schwierig, mit den Automobilherstellern zu verhandeln“, berichtet Josef Gerhard Tünkers, „die haben klare preisliche Vorstellungen und besondere Wünsche.“So gehe es zum Beispiel um die Frage, in welcher Farbe ein fahrerloses Transportsystem produziert wird. Der Druck, schnelle Lösungen finden zu müssen, ist groß.
Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen einen Umsatz von 275 Millionen Euro gemacht. 1200 Mitarbeiter sind bei Tünkers beschäftigt. „Und wir gehen davon aus, dass am Standort Ratingen neue Arbeitsplätze geschaffen werden“, betont Josef Gerhard Tünkers.
Dass man mit dem Gedanken spielt, die Stadt aus wirtschaftlichen oder produktionstechnischen Gründen zu verlassen, stand nie zur Debatte. „Wir bekennen uns zu Ratingen“, betont Olaf Tünkers, der auch Vorsitzender des Unternehmensverbandes Ratingen (UVR) ist.