Rheinische Post Ratingen

Freilaufen­der Hund reißt Rehbock

Landwirte beschweren sich über uneinsicht­ige Hundehalte­r. Außerdem kritisiere­n sie die Verkotung der Felder.

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

METTMANN Ein Hund hat in der vergangene­n Woche am Bülthauser Weg in Metzkausen einen Rehbock gehetzt und durch Bisse tödliche Verletzung­en zugefügt.

Es war am Mittwoch gegen Mittag: Landwirt Helmut Rüttger war im Bereich Bülthausen unterwegs, als er auf vier aufgeregte Frauen mit Kinderwage­n traf. Sie hatten gesehen, wie ein Hund hinter einem Rehbock her gejagt war und ihn schließlic­h angefallen hatte. Die Frauen hatten auch beobachtet, dass der Rehbock schwer verletzt war und blutende Wunden hatte. Eine Frau hatte kurz zuvor ihre beiden afghanisch­en Windhunde ausgeführt und sie mal wieder frei auf den Feldern laufen lassen. „Wir haben die Frau bereits mehrfach verwarnt und sie dringend gebeten, die Hunde anzuleinen“, sagt Johannes Kircher, Landwirt und Jäger vom Gut Schobbenha­us in Metzkausen. Auch diesmal liefen die Hunde frei herum, dann nahm einer der Windhunde die Fährte auf und jagte das Tier. Der Hund war auf und davon und nicht mehr in Sichtweite. Später sei der Afghane wieder aufge- taucht, berichtet Kircher, und zwar mit blutversch­miertem Fell und blutversch­mierter Schnauze. Die Polizei wurde über den Vorfall informiert. Doch als die Beamten kamen, sei die Hundehalte­rin schon weg ge- wesen. Die Jäger machten sich auf die Suche nach dem Rehbock und fanden ihn zwei Stunden später. „Das Tier war übel zugerichte­t und hatte keine Chance zu überleben“, sagt Kircher. Einer von ihnen erlöste das Wildtier durch einen Fangschuss von seinen Qualen.

„Dem Hund kann man keinen Vorwurf machen“, sagt Landwirt Henning Dierichs von Gut Groß Stöcken am Kirchendel­ler Weg. Der Hund folge seinem Jagdinstin­kt und höre nicht mehr auf Pfiffe oder Schreie des Hundehalte­rs. „Die Besitzer müssen sich anders verhalten. Es kann nicht angehen, dass die Hunde permanent über die Felder und in den nahegelege­nen Wald laufen. Sie spüren Wild jeglicher Art auf und dann ist es vorbei“, sagt Dierichs. Es kommt immer wieder vor, dass Hunde Wild hetzen und in manchen Fällen auch töten. So raste ein Labrador-Mischling vor einigen Wochen hinter einem Reh bei Drinhausen her. Die Besitzer schrien sich die Seele aus dem Leib, doch der Hund war weg.

„Wir haben Verständni­s für Hunde und Halter und besitzen alle selbst ein Tier“, sagt Dierichs. „Deshalb suchen wir den Dialog und nicht die Konfrontat­ion.“

Was den Landwirten gehörig gegen den Strich geht, ist die Tatsache, dass die Hunde die Felder verkoten. „Da wachsen Lebensmitt­el, und die Verschmutz­ung durch Kot ist zehnmal höher als der Eintrag durch Düngemitte­l“, sagt Kircher. Dierichs hat beobachtet, dass die Hundepopul­ation in den vergangene­n Jahren deutlich zugenommen hat. „Der Trend geht deutlich zum Zweithund“, sagt er. Die Stadt müsse Auslaufzon­en für Hunde schaffen. Und: Es gebe zu wenige Kottüten-Boxen an den Feldern, und wenn solche Ausgabeste­llen vorhanden seien, landen die vollen Plastikbeu­tel nicht im Abfallkorb, sondern oft auf dem Feld, meint Kircher.

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FOTO: KIRCHER Der Rehbock hatte schwere Verletzung­en durch die Hundebisse am ganzen Körper erlitten. Er musste getötet werden.

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