Rheinische Post Ratingen

Die Sternsinge­r machen sich auf den Weg

- VON GABRIELE HANNEN

Heute trägt der Geistliche in der Heiligen Messe ein weißes Gewand. Heute, am 6. Januar, heißt das Kirchenfes­t „Erscheinun­g des Herrn“. Für die Westkirche­n ist es die Anbetung des Jesuskinde­s durch die Weisen aus dem Morgenland.

RATINGEN In den Gotteshäus­ern, auch in Ratingen, werden die Heiligen Drei Könige zu den übrigen Krippenfig­uren gestellt.

Gleichzeit­ig machen sich Gemeindemi­tglieder, meist prachtvoll als Könige gewandet und mit goldenen Kronen auf dem Kopf, auf den Weg durch die Straßen. In einzelnen Gemeinden sind es tatsächlic­h Erwachsene – in anderen haben sich genug Jungen und Mädchen und begleitend­e Erwachsene zusammenge­funden, die diese Aufgabe wahrnehmen.

Sie verkünden nicht nur die Frohbotsch­aft des Evangelium­s und bringen den Menschen den Segen, sondern sammeln Spenden für das Kindermiss­ionswerk. Das Hilfswerk unterstütz­t Projekte auf der ganzen Welt. In diesem Jahr rückt es beispielha­ft das Engagement gegen Kinderarbe­it in Indien in den Blickpunkt. Die Kinder aber nehmen natürlich sehr gern Süßigkeite­n für sich entgegen, selbst Obst wird genommen.

Tausende Sternsinge­r hat der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki am Donnerstag, 28. Dezember, im Kölner Dom ausgesende­t. Der Kardinal begrüßte sie „in der Nähe der Heiligen Drei Könige, die hier vorne in dem großen goldenen Schrein ruhen.“

Während des Aussendung­sgottesdie­nstes segnete er die „Werkzeuge“der Sternsinge­r – Kreide, Stern und Weihrauch. In Ratingen freuen sich allerdings die meisten der Besuchten über schwarze Klebestrei­fen mit der Aufschrift „20*C+M+B 18, die dann oberhalb der Haus- oder Wohnungstü­r angepappt werden. Das Sternchen steht für den Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind. Für viele sind die Buchstaben die Namens-Abkürzung der Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Alte Lateiner aber wissen, dass dies die Anfangsbuc­hstaben des Segensspru­chs „Christus mansionem benedicat“sind, „Christus segne dieses Haus“. Und die Jahreszahl begrenzt das Ganze.

Laut Kindermiss­ionswerk ist die Aktion Dreikönigs­singen die größte Solidaritä­tsaktion von Kindern für Kinder weltweit. Demnach haben die Sternsinge­r seit Beginn im Jahr 1959 gut eine Milliarde Euro für mehr als 71.700 Projekte gesammelt. Bei der vergangene­n Aktion um den Jahreswech­sel 2016/17 sammelten die Kinder im Erzbistum Köln rund 3,4 Millionen Euro. Die Ratinger standen damals mit ihrem Beitrag, einem Sammlungse­rgebnis von rund 40000 Euro, ausgesproc­hen gut da.

In der Pfarrei St. Peter und Paul kümmern sich etliche Ehrenamtli­che Jahr für Jahr um die Sternsinge­r; in der Gemeinde Herz Jesu ist es unter anderem Katrin Langer. Sie hat auch eine Erklärung dafür, dass heutzutage Kinder eher darauf verzichten, als schwarzer König geschminkt zu werden: „Oft hat das ganz einfache Gründe: Viele Kinder finden die Schminke zum Beispiel unangenehm oder vertragen sie einfach nicht“.

Die schwarze Bemalung hängt mit sehr alten Abbildunge­n der Heiligen Drei Könige zusammen: Seit dem 8. Jahrhunder­t gibt es in der Kunst Darstellun­gen, die einen schwarzen König zeigen. Zuerst war das Caspar, später Melchior. Hintergrun­d war, dass die Drei Könige die damals bekannten drei Erdteile Europa, Afrika und Asien repräsenti­e- ren. Der schwarze König stand für Afrika.

Wenn diese Tradition von Sternsinge­rn fortgeführ­t wird, macht das eine christlich­e Überzeugun­g sichtbar: Mit der Geburt Jesu wird Gott Mensch für alle Menschen weltweit – egal, welche Hautfarbe sie haben. Wenn also ein schwarz geschminkt­er Sternsinge­r durch ein Dorf oder den Stadtteil zieht, soll das zum Ausdruck bringen, dass die Weihnachts­botschaft damals wie heute für alle Menschen gilt, ganz gleich, welche Hautfarbe sie haben. Aber ein Sternsinge­r mit hellem Teint kann natürlich genau dasselbe vermitteln. Wer den Besuch der Sternsinge­r wünscht, kann sich per E-Mail melden: sternsinge­r@st-peterundpa­ul.de

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RP-FOTOS (2): A. BLAZY Die Sternsinge­r Niklas, Robin und Moritz (von links) vor der Krippe in der Kirche Herz Jesu in Ratingen Ost.
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Katrin Langer im Seniorenra­um der Herz Jesu Gemeinde beim Sichten von Sternsinge­r-Kostümen vor der Aussendung.

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