Der Paketboom fordert neue Lösungen
Rekorde im Weihnachtsgeschäft bestätigen die Erwartung, dass die Zahl der Lieferungen in den nächsten Jahren weiter deutlich wachsen wird. Linke und Gewerkschaften beklagen prekäre Bedingungen bei Subunternehmen.
BERLIN Viele Branchen profitieren vom Weihnachtsgeschäft, eine in diesem Jahr ganz besonders: Die KEP, die der Kurier-, Express- und Paketdienste. Die Deutsche Post DHL meldete diese Woche einen Allzeitrekord: Erstmals wurden an einem einzigen Tag mehr als zehn Millionen Sendungen abgegeben. Derzeit beschäftigt allein DHL 10.000 Aushilfskräfte mehr, setzt 12.000 Fahrzeuge zusätzlich ein, um den Paketboom zu stemmen. Berechnungen der Bundesregierung zeigen, dass diese Entwicklung kein Ausreißer nach oben ist, sondern nur den vorläufigen Höhepunkt eines jahrelangen Trends beschreibt.
Wie das Wirtschaftsministerium auf Anfrage der Linken mitteilte, entwickelte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bei Post-, Kurier- und Expressdiensten stetig und mitunter sprunghaft nach oben. 2013 waren es noch 227.863 Mitarbeitern, im folgenden Jahr kamen 5000 hinzu, im darauffolgenden 19.000 und im vergangenen Jahr weitere 12.000.
Seine Branche habe im vergangenen Jahr 18,5 Milliarden Euro umgesetzt und 3,16 Millionen Sendungen befördert, berichtet Florian Gerster, der Chef des Bundesverbandes Paket- und Expresslogistik. Im aktuellen Weihnachtsgeschäft sei im Vergleich zum Vorjahr mit einem erneuten Zuwachs von neun bis elf Prozent bei der Zustellung an den Endkunden zu rechnen. Das wäre ein Plus von 30 Millionen Sendungen auf insgesamt 290 Millionen Weihnachtspakete.
Doch die Anlieferung hinterlässt indes nicht nur Freude und leuchtende Augen unterm Tannenbaum. „Arbeiten im Wirtschaftszweig ,Post-, Kurier- und Expressdienste’ heißt, dass man oftmals mit prekären Bedingungen, unbezahlten Überstunden abgespeist wird“, kritisiert Linken-Arbeitsexpertin Jutta Krellmann, die zudem die oft krank machende Arbeitbelastung in der Branche kritisiert.
Auf ihre Frage hin teilte die Bundesregierung mit, dass sich die Zahl atypischer Beschäftigungen in der Branche von 2010 bis 2016 von 325.000 auf 355.000 vergrößert habe. Das betreffe fast jeden fünften Mitarbeiter. Die Vergleichbarkeit aller Zahlen leidet jedoch unter je- weils unterschiedlichen Zuordnungen der Beschäftigung.
Die Großen der Branche versichern, sich konsequent von Subunternehmen zu trennen, die die gesetzlichen Vorgaben nicht einhielten. Gleichwohl berichtet die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi von „zunehmend katastrophalen Arbeitsbedingungen“bei Subunternehmen von Paketdiensten. Die Branche moniert zudem, dass viele Verbraucher an der falschen Stelle sparten: Für einen Parkplatz in der Innenstadt zum Einkaufen der kur- zen Wege würden immer höhere Gebühren akzeptiert, dagegen solle die Lieferung ins Haus mit mehrfachen Zustellversuchen so wenig wie möglich kosten.
So experimentieren die Paketdienste mit neuen Zustellmöglichkeiten. In den Vereinigten Staaten basteln die Zusteller des Onlinehändlers Amazon mit ausgewählten Stammkunden an einem Verfahren, wonach sie per Smartphone die Haustüre selbst öffnen und die Lieferung hinterlegen können, wenn niemand zu Hause ist. Dazu wurde