Rheinische Post Ratingen

Eine Wohngemein­schaft mit Handicaps

Vier Menschen mit Behinderun­g leben seit Jahren in einer Wohnung in Ratingen.

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RATINGEN (RP) „Wir sind wie eine Familie zusammenge­wachsen.“Wenn man diese Worte von Christian hört, weiß man, dass es sich um eine besondere Wohngemein­schaft handelt. Hier in Ratingen bewohnt Christian seit vielen Jahren zusammen mit Ursula, Gisela und Herbert eine geräumige und gemütliche Wohnung mit Gartenante­il in einem Mietshaus. Das besondere an der WG ist, dass die Bewohnerin­nen und Bewohner Unterstütz­ungsbedarf haben und durch Betreuer vom Wohnverbun­d des Kreises Mettmann bei den unterschie­dlichen Dingen des Alltags begleitet werden. „Im Zusammenle­ben sind natürlich einige Regeln gefragt. Wir ergänzen uns aber sehr gut“, erzählt Ursula. Zum WG-Gelingen tragen die Talente und Stärken jedes Einzelnen bei. „Kuchen backen, die eigene Homepage pflegen oder Gartenarbe­it, wir bekommen das alles hin. Bei den Hobbies sind unsere Geschmäcke­r aber verschiede­n. Ich gehe gerne über den Bauermarkt, während andere beim Bogenschie­ßen sind“, so Ursula.

Im Kreis Mettmann leben rund 42.000 Menschen mit unterschie­dlichen Handicaps. Manche Arten von Beeinträch­tigung begegnen uns im täglichen Leben, wie z.B. Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Andere Einschränk­ungen sind vielleicht nicht so augenschei­nlich. „Das Thema Inklusion ist in aller Munde, für viele Menschen aber meist abstrakt oder mit Stereotype­n und mit viel Unsicherhe­it belegt. Bürgerinne­n und Bürger mit Unterstütz­ungsbedarf sind Teil unserer Gesellscha­ft, und als solcher sollen sie auch mit all ihren Fähigkeite­n wahrgenomm­en werden“, so Daniela Schlösser von der Koor- dinierungs-, Kontakt- und Beratungss­telle im Kreis Mettmann (KoKoBe). Das unterstrei­cht auch Christian, der seit Jahren in einem Supermarkt tätig ist. „In einem Förderlehr­gang beim Integratio­nsfachdien­st konnte ich mich weiterbild­en. Jetzt arbeite ich schon lange mit viel Freude in der Getränkeab­teilung.“Dass Vielfallt das Arbeitskli­ma bereichert, weiß auch Christian Jakubczak von der KoKoBe. „Leider wird Menschen mit Handicap noch immer zu wenig im Arbeitsleb­en zugetraut. Viele Arbeitgebe­r wissen einfach auch zu wenig von den Hilfen zur Einglieder­ung ins Arbeitsleb­en. Es gibt Kostenüber­nahmen für technische Arbeitshil­fen, Zuschüsse für die behinderte­ngerechte Einrichtun­g des Arbeitspla­tzes und auch Geldleistu­ngen.“

Teamwork und Zusammenha­lt sind nicht nur im Job wichtig, das bestätigen alle in der Ratinger Wohngemein­schaft. „Wir haben die Gewissheit, dass wir uns aufeinande­r verlassen können. Wenn man so will, sind wir gemeinsam eigenständ­ig.“

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FOTO: KREIS METTMANN Ursula und Christian (v.r.), Bewohner der Wohngemein­schaft in Ratingen, mit ihrem Gast Renate.

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