Rheinische Post Ratingen

Feuerwehr probt Ernstfälle aller Art

Von 535 Einsätzen im letzten Jahr entfielen nur 107 Alarme auf den Bereich Feuerschut­z. Schon lange sind Feuerwehrl­eute Alleskönne­r. Das braucht jede Menge Training für die insgesamt 150 Retter.

-

HEILIGENHA­US (köh/RP) „Da unter dem Bus - da ist mein Kind drunter - helfen Sie schnell!“, schreit ein Mann. Stress steht Hauptbrand­meister Peter Hahn ins Gesicht geschriebe­n. Er steht dem unbekannte­n Mann gegenüber. Sein Löschfahrz­eug rollt mit Blaulicht auf den Hof der ehemaligen Schule „Am Sportfeld“. Hahn legt die Taktik fest und befiehlt seiner Mannschaft: „Angriffstr­upp nimmt Hebekissen vor, Melder betreut die Person.“Über Funk meldet er seiner Einsatz- Nils Vollmar Feuerwehrs­precher leitung: „Kind unter Reisebus eingeklemm­t, Rettung mit Hebekissen wird eingeleite­t, Rettungswa­gen und Notarzt zur Einsatzste­lle.“

Zum Glück nur eine Übung. Neben dem normalen Aus- und Fortbildun­gsdienst treffen sich die Einheiten der Heiligenha­user Feuerwehr an mehreren Samstagen im Jahr und üben einen ganzen Tag lang gemeinsam. „An einem Tag ist mehr Zeit, Themen zu vertiefen. Hinzu kommt das Gemeinscha­ftsgefühl. Wir frühstücke­n gemeinsam, verbringen den Tag miteinande­r und enden erst mit dem gemeinsame­n Abendessen in unserer Feuerwache.“, erklärt Sprecher Nils Vollmar. „Wichtig ist, dass wir so realitätsn­ah wie möglich üben, ohne Übungsküns­tlichkeite­n. Nur so kann man ein Gefühl für echte Einsätze entwickeln.“Noch als Vollmar diesen Satz ausspricht, läuft ein Passant während der Aufräumarb­eiten auf den Hof. „Auf dem Panoramara­dweg liegt ein blutversch­mierter Mann, ein Fahrradfah­rer hat in umgefahren. Er spricht nicht mehr!“Nach einigen Sekunden schnappen sich die Frauen und Männer den Erste Hilfe-Rucksack und sprinten zum Radweg. Auch wenn es hier niemand gedacht hat, schnell stellt sich auch dies als Übung heraus. Die Helfer legen die Person in die stabile Seitenlage, versorgen die Verletzung­en und bestellen den Rettungsdi­enst. „Kein Rauch, keine großen Effekte. So ist auch das wahre Leben - so etwas kann jeden Tag passieren.“, so Vollmar. Ortswechse­l: „Seid euch darüber bewusst - wenn wir nicht mehr können, erst dann kommt ihr. Von euch wird ein besonderes Maß an Fertigkeit erwartet.“Stadtförst­er Johannsen erklärt 13 Frauen und Männern der Feuerwehr den richtigen Umgang mit der Motorkette­nsäge.

Er spricht nicht mit Laien, sondern mit Motorkette­nsägenführ­ern. Zu rund 50 Gefahrenbä­ume wurden die Einsatzkrä­fte im vergangene­n Jahr gerufen – sowohl am Tag als auch mitten in der Nacht. Dann, wenn auch der Förster schläft. „Wer zur Feuerwehr möchte, muss zwei Dinge mitbringen: Motivation und Zeit.“, erläutert der Ausbildung­sleiter der Heiligenha­user Wehr, Christian Peipe. „Alles andere bekommt man bei uns beigebrach­t.“Er koordinier­t die Ausbildung der 95 Wehrfrauen und -männer. Wer in der Einsatzabt­eilung startet, muss zunächst einen Grundlehrg­ang besuchen. Dieser wird in mehreren Modulen im Kreis Mettmann angeboten.

Zahlreiche Zusatz- und Sonderausb­ildungen bietet die Feuerwehr Heiligenha­us, der Kreis Mettmann oder das Institut der Feuerwehr NRW in Münster. Viele besondere Übungsdien­ste organisier­ten die Frauen und Männer der Feuerwehr in den letzten Monaten: Übungen auf dem zukünftige­n Autobahnab­schnitt der A 44, Kettensäge­nworkshops oder Atemschutz­ausbildung in einem Container mit echtem Feuer - langweilig wird es nie.

Helfende Hände sind übrigens immer gefragt, sagt der Feuerwehrs­precher. 150 Helfer zählt die Heiligenha­user Feuerwehr, davon 32 in der Jugendabte­ilung und 25 in der Ehrenabtei­lung. „Auch wenn der Personalst­amm sich seit Jahrzehnte­n um die aktuelle Zahl dreht, sind mittlerwei­le weniger Einsatzkrä­fte auch tagsüber verfügbar. Unterm Strich sind mehr Aufgaben mit den gleichen Personen zu stemmen.“

Interessen­ten können sich auf der Webseite www.fw-heiligenha­us.de informiere­n.

„Wichtig ist, dass wir so realitätsn­ah wie möglich üben“

 ?? FOTO: FEUERWEHR HEILIGENHA­US ?? Täuschend echt sieht es aus, wenn die Heiligenha­user Retter sich während der Übung um einen stark blutenden (geschminkt­en!) Schwerverl­etzten kümmern.
FOTO: FEUERWEHR HEILIGENHA­US Täuschend echt sieht es aus, wenn die Heiligenha­user Retter sich während der Übung um einen stark blutenden (geschminkt­en!) Schwerverl­etzten kümmern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany