Basketballer fühlen sich bereit für den großen Wurf
ISTANBUL/DÜSSELDORF Platz zwei vor sechs Jahren, 2013 der Titelgewinn, zwei Jahre später die Bronzemedaille – Frankreichs jüngste Bilanz bei Basketball-Europameisterschaften kann sich sehen lassen. Im selben Zeitraum war für die Mannschaften des Deutschen Basketball Bundes (DBB) stets nach der Vorrunde schon Schluss. Heute, 14.15 Uhr (www.telekomsport.de), treffen die Profis beider Länder in Istanbul im Achtelfinale aufeinander.
„Die Herausforderung ist sicherlich groß. Wir brauchen aber keine Angst zu haben. Die Jungs werden selbstbewusst ins Spiel gehen“, betont Chris Fleming. „Wir können jeden schlagen“, sagt Teamkapitän Robin Benzing vor dem Duell mit dem Weltranglisten-Vierten. Viel wird wieder von Dennis Schröders Leistung abhängen. Aber nicht alles. Der Spielgestalter des NBA-Klubs Atlanta Hawks ist auch auf die Unterstützung seiner Mitspieler angewiesen. „Istanbul, wir sind bereit“, schrieb der 23-Jährige bei Instagram. Bereit, einen der Großen im Basketball auszuschalten.
Bei der EM-Generalprobe in Berlin hatten die Franzosen den Gast- geber lange im Griff. Erst gegen Ende konnten die Männer von Chris Fleming das Ergebnis angenehmer gestalten (79:85). „Wir haben noch eine Rechnung offen“, unterstreicht Benzing in Istanbul. Wie die deutsche Auswahl, so können auch die Franzosen nicht mit ihrer bestmöglichen Formation antreten. In Tony Parker hat sich die mit Dirk Nowitzki zu vergleichende Führungsfigur vor einem Jahr aus dem Nationalteam verabschiedet. Gleich neun weitere NBA-Profis, die das Trikot der „Les Bleus“tragen könnten, sind nicht dabei. Gegner Deutschland muss „nur“auf Paul Zipser und Maximilian Kleber verzichten.
Auch Frankreich hat in der Vorrunde geschwächelt. Gegen Gastgeber Finnland verlor das Team von Trainer Vincent Collet in Helsinki im Auftaktspiel nach Verlängerung, im letzten Gruppenspiel setzte sich Slowenien souverän mit 95:78 durch. Auch für die DBB-Auswahl gab es beim 72:89 gegen Mitfavorit Litauen ebenfalls nichts zu holen.
„Es war für uns eine gute Lehre“, sagte Bundestrainer Fleming. Seine Mannschaft ist bereit für den großen Wurf. Das Talent ist zweifellos vorhanden. Gegen Israel, als beim 80:82 im letzten Viertel eine 16Punkte-Führung verspielt wurde, aber auch gegen Litauen gab es eine Phase, als weder Schröder noch einer seiner Mitspieler den negativen Lauf mit erfolgreichen Würfen stoppen konnten. „Beim Rebound müssen wir uns verbessern“, fordert Kapitän Benzing. Auch beim Kampf um den vom Brett oder Korb zurückspringenden Ball, wenn es darum geht, selbst eine zweite Chance zu bekommen oder den Angriff des Gegners zu beenden, müssen die deutschen Profis zulegen.
„Es ist ein K.o.-Spiel, da muss man auch ein bisschen Glück haben“, sagt der in Spanien aktive Center Johannes Voigtmann. Ob Maodo Lo, Karsten Tadda und Ismet Akpinar als Ergänzung von Dennis Schröder, Robin Benzing, Nachwuchsmann Isaiah Hartenstein, Daniel Theis oder Danilo Barthel – sie alle haben bei dieser EM ihr Potenzial schon gezeigt. Die Kunst ist es, das Talent heute in den 40 Spielminuten abrufen zu können. Im Viertelfinale würde der nächste dicke Brocken warten. Vermutlich Titelverteidiger Spanien.