Deutscher Hürdensprinter kritisiert Sportförderung
LONDON (sid) Der deutsche Meister Matthias Bühler hat nach dem verpassten Finale über 110-m-Hürden seine Kritik an der deutschen Sportförderung noch einmal verstärkt. „Es kann nicht sein, dass ein Sportler, der im Ausland mit den besten Athleten seiner Disziplin trainieren möchte, kaum oder gar keine Unterstützung bekommt“, sagte der 30Jährige im Interview mit der „Welt“.
Der „Süddeutschen Zeitung“sagte Bühler: „Wenn ich die finanzielle Hilfe meiner Eltern nicht hätte, müsste ich sofort mit dem Sport aufhören.“Es sei ihm sehr unangenehm, dass er in seinem Alter immer noch von ihnen abhängig sei. Aufgrund der aktuellen Situation in Deutschland bei der Förderung des Spitzensports sei dies aber nicht zu ändern. Einzig über den Umweg der Bundeswehr sei die staatliche Förderung einigermaßen ausreichend.
Aber auch diese Lösung sei nicht optimal: „Du gehst Jahr für Jahr mit Trainingsrückstand in die Saison. Die Weltspitze trainiert da schon längst unter Topbedingungen, wäh- rend die Deutschen durch Schlamm kriechen oder am Bahnhof rumstehen müssen, Schichtdienst haben, morgens um sieben.“Aus diesem Grund sei er auch in die USA gegangen, um dort unter optimalen Bedingungen zu trainieren. Die Kosten dafür von rund 30.000 Euro im Jahr würden durch die Zuschüsse nicht gedeckt. Durch Zuwendungen seines Vereins LG Eintracht Frankfurt, der Sporthilfe und Prämien käme er lediglich auf 15.000 bis 20.000 Euro.
Aus diesem Grund ist Bühler pessimistisch: „Wenn man das System so weiterbetreibt, werden die Sportler irgendwann abspringen. Und dann geht die Leichtathletik völlig zu Grunde. Die Sportförderung in Deutschland ist einfach unterirdisch. Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn die Leistungen im olympischen Sport immer weiter zurückgehen.“Bühler war Achter und Letzter in seinem Halbfinale geworden und hatte mit 13,79 Sekunden die schwächste Zeit aller 22 Läufer erzielt, die das Ziel erreichten (zwei gaben auf).