Rheinische Post Ratingen

Verband sieht Chancen für offene Sonntage

Stadt soll Gespräche mit Gewerkscha­ft Verdi führen. Dazu rät der Handelsver­band NRW. Aktuell im Blick ist das Lintorfer Dorffest.

- VON DIRK NEUBAUER UND NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Manchmal tragen Kommunen eine gewisse Mitschuld an der kurzfristi­gen Absage eines verkaufsof­fenen Sonntags. Dieser Meinung ist Jörg Hamel, Vorstandsm­itglied im Handelsver­band NRW. Er will mit diesem Hinweis kein Öl ins Feuer gießen, sondern einen sachdienli­chen Hinweis geben: „Angesichts der momentanen Rechtslage und Rechtsspre­chung reicht es eben nicht, die möglicherw­eise allgemeine Begründung für einen verkaufsof­fenen Sonntag aus den Vorjahren einfach nur mit einem aktualisie­rten Datum einzureich­en.“Um ei- nen gerichtsfe­sten Antrag auf einen verkaufsof­fenen Sonntag formuliere­n zu können, müssten vor allem drei Punkte beachtet werden: Erstens sei ein verkaufsof­fener Sonntag immer nur ein Annex, ein Anhang des städtische­n Anlasses. Der müsse auf jeden Fall mehr Besucher nachweisen als die offenen Läden.

Zweitens müssten die geöffneten Läden in einem räumlichen Zusammenha­ng zum Anlass stehen. In der Stadtmitte zu feiern und deshalb Möbelhäuse­r fernab auf der grünen Wiese zu öffnen – das gehe momentan nicht.

Drittens: Auch bei der Fläche gilt: Eigentlich dürfe die Verkaufsfl­äche nicht um ein Vielfaches größer sein als die Fläche, die das Stadtfest einnehme.

Ein Beispiel mit Blick auf den verkaufsof­fenen Sonntag am 3. September in Lintorf (Dorffest, Handwerker­markt). Die Stadt muss glaubhaft nachweisen, dass die geöffneten Läden in ihrer Bedeutung für die Gesamtvera­nstaltung klar nachrangig zu bewerten sind. Hauptattra­ktionen müssen Dorffest und Handwerker­markt sein. Die Verwaltung glaubt, dass sie dies in der Vorlage nachvollzi­ehbar und anhand belegbarer Fakten erläutert hat. Ein Beispiel: Die Zahl der errechnete­n potenziell­en Kunden (1367) liegt weiter unter der Zahl der Besucher (8000 bis 10 000).

Und auch bei den Geschäften hat die Stadt genau hingeschau­t. Man will die Zahl der Läden, die öffnen werden, genau auf 20 begrenzen. Alles muss penibel dokumentie­rt werden. Der Vorteil aus Sicht der Stadt: Man kann genau benennen, welche Läden öffnen und wie groß die Verkaufsfl­äche insgesamt ist. Verdi hatte zuletzt bemängelt, dass die Angaben der Verwaltung in früheren Ausarbeitu­ngen zu vage gewesen seien.

Das konkrete Ergebnis: Der Flächenant­eil der Läden beträgt im Vergleich zur Sondernutz­ungsfläche für Besucher des Festes nur ein Viertel, ist also „sehr deutlich nachrangig“verortet, urteilt die Stadt. Bürgermeis­ter Klaus Konrad Pesch betonte: „Ich glaube, dass wir mit dieser Vorlage gut gerüstet sind.“

„Am wichtigste­n aber ist es, miteinande­r im Gespräch zu bleiben und jeweils den eigenen Standpunkt bestmöglic­h mit Argumenten zu vertreten“, betont Hamel. Dabei dürften weder Unternehme­r noch ranghohe Politiker eine Scheu vor Gewerkscha­ftssekretä­ren entwickeln.

Die vollmundig­e Ankündigun­g der neuen NRW-Landesregi­erung, künftig werde es acht bis zehn verkaufsof­fene Sonntage geben, hält Hamel für eine Ankündigun­g, die nicht die Bedürfniss­e der Händler treffe: „Denen geht es nicht um möglichst viele verkaufsof­fene Sonntage, sondern um eine größtmögli­che Rechtssich­erheit bei den Terminen, die es schon gibt.“Verdi hatte die verkaufsof­fenen Sonntage zum Weinfest in Lintorf und zum Fischmarkt in Mitte stoppen lassen.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Verkaufsof­fene Sonntage sind ein beliebter Treffpunkt. Inzwischen wird um die sonntäglic­he Öffnung gerungen. Das gilt zum Beispiel für den September-Termin in Lintorf.

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