Keine Küsse, nur Kopfnüsse
Der starke Rostocker „Polizeiruf 110 – Einer für alle, alle für einen“behandelte vielschichtig das Thema Gewalt: in Beziehungen, im Stadion und bei der Polizei. In dem 16. „Polizeiruf“aus Rostock ging es nicht darum, wie sich ein Ultra von einem Hooligan unterscheidet. Regisseur Matthias Tiefenbacher wollte nicht eine Dokumentation über aggressive Fußballfans drehen, sondern ein Milieu zeigen, das Gewalt und Stärke als Lebensgefühl feiert. Deshalb zeigt der Krimi, wie Gewalt einigen Menschen – quer durch alle Gesellschaftsschichten – als Ventil dient. Der Ermordete war Zahnarzt und hat sich am Wochenende regelmäßig geprügelt – „friedlich“, wie seine Mitstreiter beteuern. Und auch die Beziehung zwischen Momke und Doreen ist von Gewalt geprägt: Da gibt es keine Küsse, nur Kopfnüsse und schnellen Sex an der Kneipenwand. Und auch Kommissarin König muss mit den Folgen von Gewalt klarkommen. Am Ende des letzten Falls wurde sie fast vergewaltigt und hat den Täter dann in blinder Wut zusammengeschlagen. Darüber muss sie nun einen Bericht anfertigen. Ihre Kollegen gestehen ihr zu, die Wahrheit so zu biegen, dass es für sie dienstlich keine Konsequenzen hat. Das Ende bleibt offen. König hat sich geweigert, ihren Bericht an die Dienstaufsicht zu schönen. Unklar ist, ob sie den Dienst quittieren muss. Zumindest wird es einen 17. Fall geben, denn der ist schon abgedreht. Martina Stöcker