Eine Biografie und eine neue Platte
Das Buch Silke Leopold, „Claudio Monteverdi“. Biografie. Reclam, 256 S. 28 Euro – die bis heute fraglos beste und kompetenteste Schilderung eines spannenden Komponistenlebens. Die CD „Monteverdi in the Spirit of Jazz“(mit Fresu, Galliano, Lundgren, Beirach, Singer Pur, Michael Wollny; bei ACT) – eine hinreißende Sammelanleihe bei Monteverdi, die sich sehr jazzig anhört und sich dabei vor dem Meister verneigt. kurzen Prozess) und die „Krönung der Poppea“folgen; dies ist ein zynisches Stück, das die Liebe als Gipfel menschlichen Glücks feiert und nebenbei eine wunderbare Skizze über den Typus einer jungen Frau (Poppea) liefert, die einen Mächtigen (Kaiser Nero) anhimmelt und ihn am Ende auch bekommt.
Damit lehnte sich Monteverdi weit aus dem Fenster des Markusdoms, und gleichsam als spirituellen Ausgleich für dieses fast sündige Opus komponierte er seine grandiose „Marienvesper“. Sie steht am Übergang zwischen Renaissance und Barock, eine Komposition des Prunks und des Raffinements. Da zeigt einer, was er kann, und bedenkt auch den sakralen Raum, in dem dieses fast musiktheatralische Werk aufgeführt wird.
Die Pracht geht nicht nur aus der instrumental-vokalen Abwechslung (bis hin zur doppelchörigen Zehnstimmigkeit) hervor, sondern auch aus der Virtuosität, zu der die Sänger aufgerufen sind. Diese Pracht hat jedoch nichts Schillerndes, sie steht in jedem Takt im Dienst einer sinnlich-theologischen Verkündigung, die ausruft: Für Maria nur das Beste! Auf der anderen Seite besticht wieder der weltliche Aspekt – vieles in der „Marienvesper“ist vom Madrigal inspiriert, löst die polyphone Architektur berückend in Richtung der Monodie ab, des einstimmigen Ziergesangs.
Mit Claudio Monteverdi, dessen 450. Geburtstags wir jetzt gedenken, betritt der erste freie Geist die Bühne der Musikgeschichte. Mit ihm und nach ihm war alles anders als zuvor. Und das Beste: Er ist so lebendig wie nie zuvor.