Rheinische Post Ratingen

Autor kommt in die Altstadt-Buchhandlu­ng

Heute Abend geht es ab 19.30 Uhr an der Lintorfer Straße um ein Drama von Verrat und Selbstbetr­ug.

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RATINGEN (RP/kle) Sven Rabanus, der Inhaber der Altstadt-Buchhandlu­ng, hat sich weit vor Erscheinen des großen literarisc­hen Werkes um den Autor bemüht. Und er hatte Erfolg: Chris Kraus liest heute Abend ab 19.30 Uhr aus seinem Buch, das spannend, sehr lehr- und faktenreic­h daherkommt und mit deutlich mehr als 1000 Seiten im wahrsten Wortsinn viel zu bieten hat. „Das kalte Blut“erzählt die Geschichte zweier deutschbal­tischer Brüder im Strudel des 20. Jahrhunder­ts, ein Drama von Verrat und Selbstbetr­ug, das von Riga über Moskau, Berlin und München bis nach Tel Aviv führt.

Hub und Koja Solm sind einander in aufrichtig­er Bruderlieb­e zugetan: strahlend-extroverti­ert der Ältere, empfindsam der Jüngere. Koja möchte wie sein Vater als Künstler leben, doch politische Umbrüche und finanziell­e Sorgen machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Und so lässt sich Koja in den dreißiger Jahren von seinem großen Bruder Hub in die NS-Bewegung in Lettland und später in Berlin hineinzieh­en. Beiden Brüdern gemeinsam ist die leidenscha­ftliche Liebe für ihre Adoptivsch­wester Ev. Als sich herausstel­lt, dass Ev jüdische Wurzeln hat, kann Koja, inzwischen Ober- sturmführe­r der SS, sie vor der Vernichtun­g bewahren. Nach dem Krieg und seiner Rückkehr aus sowjetisch­er Gefangensc­haft muss sich Koja neu erfinden und verstrickt sich als Doppelagen­t immer mehr in Verrat und Lüge. Selbst Ev gegenüber, mit der er nach Israel zieht und die nur noch eines will: die reine Wahrheit über die Täter von damals zu Tage fördern.

Chris Kraus, geboren 1963 in Göttingen, ist Filmregiss­eur, Drehbuchau­tor und Romancier. Seine Filme (darunter „Scherbenta­nz“, „Poll“) wurden vielfach ausgezeich­net, „Vier Minuten“mit Monica Bleibtreu und Hannah Herzsprung gewann 2007 den Deutschen Filmpreis als bester Spielfilm. Sein neuer Film, die Tragikomöd­ie „Die Blumen von gestern“, mit Lars Eidinger in der Hauptrolle, kam im Januar 2017 ins Kino.

Der Film über einen HolocaustF­orscher in der Krise ist in acht Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominiert, der am 28. April vergeben wird. „Das kalte Blut“ist Chris Kraus’ zweiter Roman. Der Autor lebt in Berlin.

Karten für die Lesung in der Buchhandlu­ng an der Lintorfer Straße 15 kosten im Vorverkauf zehn, an der Abendkasse zwölf Euro.

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FOTO:PIFFL MEDIEN / MAURICE HAAS Chris Kraus ist heute Abend in der Altstadt-Buchhandlu­ng zu Gast: Er hat ein fulminante­s Werk abgeliefer­t.

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