Was Laschet von Röttgen gelernt hat
Aus der brutalen Niederlage seines Vorgängers zieht CDU-Spitzenmann Armin Laschet Konsequenzen.
DÜSSELDORF Monatelang lag die CDU in Umfragen weit hinter der SPD – jetzt legte sie um sechs auf 34 Prozent zu. Erstmals seit Januar ist CDU-Spitzenmann Armin Laschet auf Augenhöhe mit NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).
Was macht er besser als sein Vorgänger Norbert Röttgen, unter dem die CDU bei der Landtagswahl im Mai 2012 nur 26 Prozent schaffte? Bekenntnis zu NRW Röttgen scheiterte damals unter anderem, weil er vor der Wahl nicht versprechen wollte, im Falle einer Niederlage als Oppositionsführer in NRW bleiben zu wollen. Laschet, der ebenso wie damals Röttgen als stellvertretender Bundesvorsitzender durchaus Po- tenzial für eine Karriere in Berlin hätte, hat inzwischen versprochen, in jedem Fall in NRW zu bleiben. Auch, wenn er die Wahl verliert. Themen Röttgen gab den rhetorisch geschliffenen Vernunftmenschen. Passend dazu machte er die rot-grüne Schuldenpolitik zu seinem Hauptthema: Er wollte mit kalten Zahlen die mangelnde Nachhaltigkeit der NRW-Regierung beweisen. Aber Krafts Sozial-Botschaften („Kein Kind zurücklassen“) kamen viel besser an als Röttgens SeminarWahlkampf („Verantwortung statt Verschuldung“). Laschet inszeniert lebensnähere Themen: Sicherheit. Familie. Arbeit. Seine Plakate zielen auf die relevanteste Emotion, die es in Wahllkämpfen überhaupt gibt: Unzufriedenheit und Hoffnung. „Sicher. Mehr Polizei, weniger Einbrüche“oder „Stärker. Weniger Bürokratie, mehr Arbeitsplätze“heißen seine aktuellen Slogans. Auftreten Röttgen wurde so gut wie nie ohne hochgezogene Mundwinkel gesehen. Immer perfekte Haltung. Immer perfekte Mimik. Professionell, berechenbar, überlegen. Auf viele Wähler wirkte das überheblich. Das kann Armin Laschet nicht passieren. Der Aachener neigt im Gegenteil dazu, mit einer gewissen Nachlässigkeit zu kokettieren. Röttgen wollte Erkennt- nisse erzwingen. Laschet will überraschen. Am liebsten mit einer guten Pointe. Auch Laschet wirkt nicht immer nur sympathisch. Aber meistens sympathischer als gedacht – und auf jeden Fall nahbarer als Norbert Röttgen. Timing Röttgen stieg damals schon früh in den Landtagswahlkampf ein. Seine Überlegung: Als Berlin-Politiker braucht er mehr Anlauf, um in NRW bekannt zu werden. Laschet rief seinen Wahlkampf-Auftakt erst am vergangenen Wochenende aus – nur drei Wochen vor der Wahl. Seine Überlegung: Lieber drei Wochen Wahlkampf-Vollgas als monatelange Diskussionen über sein Programm, in denen alles zerredet wird. Dafür wurde er intern kritisiert. Seit diesem Wochenende nicht mehr.