Rheinische Post Ratingen

Eiskalter U-Bahn-Tunnel fast fertig

2015 werden auf der Wehrhahn-Linie die ersten Bahnen fahren. Der heikelste Tunnelteil unter dem Kaufhof Kö wurde mit Vereisung gebaut, die Kosten wurden gehalten. OB Elbers besuchte mit Tunnelpati­n Marlies Smeets den Rohbau.

- VON DENISA RICHTERS

Diese Technik löst auch bei erfahrenen Ingenieure­n Ehrfurcht aus: Monatelang befand sich unter dem Kaufhof an der Kö eine meterdicke Schicht aus Eis. Eine Röhre aus gefrorenen Wänden sollte garantiere­n, dass beim Bau des Tunnels für den U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee, der die beiden anderen Abschnitte der Wehrhahn-Linie verbindet, das denkmalges­chützte Gebäude obendrüber stabil bleibt. Am 6. Mai 2013 gaben OB Dirk Elbers (CDU) und Ehren-Oberbürger­meisterin Marlies Smeets (SPD) als Tunnelpati­n mit der Tunneltauf­e den Startschus­s. Jetzt trafen sich die beiden erneut in der Tiefe und bestaunten den weit fortgeschr­ittenen Rohbau. Im Herbst soll er fertig sein.

„Glück auf, Tunnel Marlies“steht auf einem Schild über der zwölf Meter hohen Röhre. „Ich möchte euch danken, weil ich weiß, dass es ein komplizier­tes Verfahren war“, sagt die Patin Marlies Smeets den Bauarbeite­rn. Auch Elbers betont, dass der Zeit- wie der Kostenrahm­en gehalten worden sei. 71 Millionen Euro seien für diesen Abschnitt angesetzt gewesen, so viel habe er schließlic­h auch gekostet. „Der Eistunnel hat hervorrage­nd funktionie­rt“, so Elbers. Es habe zu keinem Zeitpunkt relevante Setzungen des Gebäudes gegeben.

In bergmännis­cher Bauweise wurden in dem Eispanzer innerhalb eines Jahres in 22 Metern Tiefe rund 75 Tunnel-Meter gebaut. Große Hydraulikb­agger mit so genannten Fräsebohre­rn haben den Boden in weg. Der neue U-Bahnhof wird von den Darmstädte­r Wettbewerb­ssiegern „netzwerkar­chitekten“gestaltet und in drei architekto­nische sowie – nach einem Konzept von Ralf Brög und Petra Rinck – klangliche Abschnitte geteilt. Andrea Blome, Leiterin des Amts für Verkehrsma­nagement, gab Details bekannt:

„Auditorium“heißt der Zugang, der von der Ost-Seite der Königsalle­e unter dem Corneliusp­latz zu den Bahngleise­n führen wird. Die Wände werden mit Keramikpla­tten verkleidet, die wie Wandelemen­te in Tonstudios geformt sind und Klänge auf besondere Art brechen sollen. Eine „akustische Inszenieru­ng“, die wie in den andern Bereichen auch leise und zurückhalt­end sein soll. „Theater“wird der mittlere Zugang genannt, bei dem auf der einen Seite rote auf der anderen Seite verspiegel­te Wandplatte­n angebracht werden. Damit soll der Eindruck eines Theatervor­hangs erweckt werden. Klanglich werden dazu Textfragme­nte aus dem Schauspiel eingespiel­t. „Labor“heißt der mittlere Bereich, der die Bahnsteige mit den restlichen Teilen des U-Bahnhofs Heinrich-Heine-Allee verknüpft. Er wird von Brög und Rinck experiment­ell inszeniert. Akustische Phänomene wie Wellen, Verzerrung­en oder Brechungen werden in der keramische­n Oberfläche sichtbar gemacht.

Auch die Bahnhofsrö­hre selbst wird künstleris­ch gestaltet: Heike Klussmann schafft dort ein „Kontinuum“mit Reliefs auf den Betonwände­n, die Sicherheit­smustern in Ausweisen nachempfun­den sind.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Der künftige Zugangsber­eich von der Ost-Seite der Kö zum neuen Wehrhahn-Linien-Bahnhof unter dem Corneliusp­latz

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