Rheinische Post Ratingen

Cameron macht Stimmung gegen Juncker

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LONDON (dpa/witt) David Cameron wendet sich direkt an die Bürger Europas. In einem Gastbeitra­g für eine Reihe von europäisch­en Zeitungen – in Deutschlan­d ist es die „Süddeutsch­e“– spricht sich der britische Premiermin­ister gegen JeanClaude Juncker als nächsten EUKommissi­onspräside­nten aus, schimpft gegen eine „Machtanmaß­ung durch die Hintertür“seitens des Europaparl­aments und wirbt für sein europäisch­es Reformproj­ekt. „Juncker kandidiert­e nirgendwo und wurde von niemandem gewählt“, schreibt Cameron.

Ihm geht es dabei mehr ums Prinzip als um die Person: Er hält den Prozess, nach dem der Spitzenkan­didat der stärksten Fraktion des Europaparl­aments automatisc­h Kommission­spräsident werden soll, für undemokrat­isch. Europa-Abgeordnet­e hätten vor der Wahl „einen neuen Prozess erfunden, nach dem sie zugleich einen Kandidaten aussuchen und erwählen“. Das stehe aber in direktem Gegensatz zu geltendem Recht. Tatsächlic­h liegt das Vorschlags­recht für den Posten allein beim Europäisch­en Rat der Staats- und Regierungs­chefs. Der Rat muss dabei das Ergebnis der Europawahl „berücksich­tigen“, ihm aber nicht unbedingt folgen.

Cameron betont, der künftige Chef der EU-Kommission müsse Reformen durchsetze­n können. Er müsse akzeptiere­n, „dass die Dinge in Europa manchmal am besten auf nationaler Ebene geregelt werden“. Derzeit stehe die Zukunft der EU auf dem Spiel: „Entweder sie reformiert sich, oder es geht weiter abwärts mit ihr.“Die britische Position dabei sei klar: „Wir wünschen uns, dass die Union Erfolg hat“, so Cameron.

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