Jeff Parker spielt die Musik der Zukunft
Jazz Das ist Musik aus einer anderen Zeit, ganz buchstäblich, denn aufgenommen wurde sie größtenteils bereits im Jahr 2019, kurz vor Beginn der Pandemie also. Der USGitarrist Jeff Parker trat damals an mehreren Abenden in der gemütlichen Cocktailbar The Enfield Tennis Academy in L.A. auf. Er wurde begleitet von Drummer Jay Bellerose, Bassistin Anna Butterss und Saxofonist Josh Johnson. Gemeinsam tasteten sie sich in die Zukunft vor.
Die Vinyl-Ausgabe von „Mondays At The Enfield Tennis Academy“ist eine Doppel-LP und bietet auf jeder Seite ein je rund 20 Minuten langes Stück. Nummer eins liefert einen verhaltenen Beginn, danach wird der Ton gesetzt für das Kommende. Das Quartett verbindet Hip-Hop mit Spiritual Jazz, Beats und Samples ergänzen die LiveInstrumentierung. Das ist epischer Ambient-Jazz, der mit der Tradition des Soul ebenso vertraut ist wie mit Post- und Krautrock. Besonders schön ist es, dem Schlagzeugspiel zuzuhören, man könnte es isolieren und hätte auch dann noch seine Freude daran.
Jeff Parker spielt auch in der Band Tortoise, deren Meisterwerk „TNT“er maßgeblich beeinflusst hat. Er
arbeitete mit Bill Callahans Gruppe Smog, gründete das Chicago Underground Orchestra und veröffentlichte mit seinem Ensemble New Breed jüngst die großartige Produktion „Suite For Max Brown“.
Deren Stimmung und Groove wird in dieser Live-Aufnahme antizipiert, und man muss nur mal hören, wie Gitarre und Saxofon in der Mitte des zweiten Stücks miteinander Pingpong spielen, einander bezirzen und umkreisen. Zwischendurch hört man das Gläserklirren der Gäste, die zur Musik vielleicht wirklich flirten; einmal meint man ein „Wow“zu hören. Diese Platte steckt voller Lebendigkeit, man muss das so naiv sagen, und obwohl die meisten Aufnahmen mehr als drei Jahre alt sind, bieten sie einen Vorschein künftigen Klangs. Das ist freie, von Genregrenzen unabhängige Musik. Sie hat etwas im besten Sinne Utopisches.