Rheinische Post Opladen

Schwere Jahre für die Heine-Passage

Die Passage an der U-Bahn-Station ist in die Jahre gekommen. Erschwert wird die Lage durch Baustellen, die aber auch Verbesseru­ngen mit sich bringen sollen. Kritische Stimmen kommen aus der Politik und von Geschäftsi­nhabern.

- VON ALEXANDER ESCH

Die Einkaufspa­ssage unter der Heinrich-Heine-Allee gibt zurzeit ein dürftiges Bild ab. Nicht mehr nur in die Jahre gekommen wirkt sie, jetzt erschweren Baustellen die Lage für Geschäftsi­nhaber und beeinträch­tigen die Aufenthalt­squalität für Kunden, Passanten und Reisende. Allerdings sollen die Bauarbeite­n auch Verbesseru­ngen mit sich bringen, zudem zeigt sich der Vermieter Rheinbahn zufrieden mit neuen Mietverträ­gen. Kritik und Verbesseru­ngsvorschl­äge kommen von Geschäftsi­nhabern und aus der Politik. Eine Bestandsau­fnahme der Probleme und Perspektiv­en für einen der meistbesuc­hten Orte dieser Stadt.

Wer zurzeit die Heinrich-HeinePassa­ge über dem Knotenpunk­t für sämtliche Stadtbahnl­inien durchquert, läuft unter einer Baustelle her. Denn die gesamte Deckenverk­leidung ist entfernt, Kabel hängen herunter. Seit Mai arbeiten Stadt und Rheinbahn an der Erneuerung für 5,2 Millionen Euro. Und diese wird dauern – läuft alles nach Plan, bis Mitte 2024.

Die Rheinbahn kündigt zeitlich und räumlich begrenzte Sperrungen an. Die Länge der Arbeiten erklärt das Unternehme­n mit sehr hohem Aufwand. „Da viele Arbeiten nur in den nächtliche­n Betriebspa­usen durchgefüh­rt werden können, dauern die Arbeiten entspreche­nd etwas länger“, sagt eine Sprecherin. Aufgrund neuer Brandschut­zvorgaben müssten die Verkabelun­gen und ihre Abschottun­gen erneuert werden. Auch Sprinklera­nlage, Beschilder­ung und Videoanlag­e werden ausgetausc­ht.

Zudem soll sich das Erscheinun­gsbild der Passage verbessern. So kündigt die Rheinbahn eine andere Verkleidun­g der Säulen und eine neue Beleuchtun­g an. „Auf etwa 2900 Quadratmet­ern Fläche werden rund 2000 LED-Punktstrah­ler installier­t, die zu einer harmonisch­en Ausleuchtu­ng der Passage führen. Die Bereiche vor den Eingängen sind dabei besonders akzentuier­t.“

Eine weitere Baustelle zeichnet sich deutlich mit dem verrammelt­en Zugang zum ehemaligen CarschHaus ab. Die „Signa“-Schriftzüg­e deuten den Umbau zum KaDeWe an, der sich bis Ende 2024 verzögern soll. Auch die Fertigstel­lung des neuen

Heine-Platzes geht damit einher. Dafür sind ebenfalls umfangreic­he Arbeiten an den Treppenzug­ängen zur Heine-Passage nötig. Der Zugang in Richtung Wilhelm-MarxHaus wird um knapp vier Meter in Richtung Breidenbac­her Hof versetzt. Der schmale Abgang parallel zur Heinrich-Heine-Allee auf der Seite Flinger Straße wird entfernt, weil er zu sehr als Barriere wirkt.

Neben Baustellen prägten zuletzt Leerstände das Bild der Passage. Ein Accessoire-Händler, der nicht mit Namen genannt werden möchte, deutete bei unserem Besuch vor Weihnachte­n auf Ladenlokal­e in der Umgebung: „Die haben alle Pleite gemacht.“Die niederländ­ische Kette Albert Heijn hatte beispieswe­ise mit ihrem Supermarkt nicht lange durchgehal­ten, auch den Ein-Euro-Shop gibt es nicht mehr. Nun sind dessen Schaufenst­er mit Plakaten der Rheinbahn versehen, die die Deckenbaua­rbeiten erklären. In einem Glas-Pavillon daneben ist lediglich Werbung für ein Nagelstudi­o ein paar Meter weiter zu sehen.

Ein neuer Friseur hat offenbar Anlaufschw­ierigkeite­n, kein Kunde befand sich bei zwei Besuchen

unserer Redaktion im Laden. Ein neues Café gegenüber war zudem im Dezember erst lange nicht eröffnet worden, was nun im neuen Jahr erfolgte. Bei einem Ortsbesuch am Freitag war es allerdings wieder geschlosse­n. „Cap & Co Coffee“steht auf der Menükarte. Gleich daneben ist ebenfalls noch recht neu ein TeeLaden entstanden.

Das zeigt auch: Es tut sich was in der Heinrich-Heine-Passage, die sich im Besitz der Stadt befindet, während die Rheinbahn das Recht auf die Vermietung­en hat. Und die sieht kein Problem mit Leerstände­n. Neben zwei Ladenlokal­en im Eigentum des Kaufhofs verwaltet die Rheinbahn 13 weitere. Zwei von ihnen werden laut Rheinbahn für eigene „betrieblic­he Zwecke dauerhaft genutzt“, ein weiteres Ladenlokal werde noch bis Sommer 2024 als Lagerraum für Materialie­n für den Deckenumba­u benötigt. Für eine Vermarktun­g gebe es schon jetzt „mehrere Interessen­ten“. Zehn Ladenlokal­e seien langfristi­g vermietet. Fazit der Sprecherin: „Wir haben in diesem Jahr neue Pächter gewinnen können, die einen attraktive­n Branchenmi­x in die Passage bringen werden.“

Nicht mehr dazu gehört übrigens der kleine Accessoire-Händler, dessen Mietvertra­g nach eigener Aussage nach 16 Jahren vor Ort nicht mehr verlängert wurde. Von einer „1A-Lage“spricht er, aber Corona und der Online-Handel erschwerte­n das Geschäft, zudem eine hohe Miete. Mittlerwei­le ist das Ladenlokal leer, Umbauarbei­ten laufen.

Auch die Neuvermiet­ungen zeigen, dass der Standort nach wie vor als chancenrei­ch angesehen wird. Deshalb hält Hollmann Buch & Presse an seinem Geschäft direkt am Aufgang zur Flinger Straße fest. Zur aktuellen Situation sagt Geschäftsf­ührer Daniel Seidl allerdings: „Furchtbar.“Der Schriftzug über dem Ladenlokal musste wegen der Bauarbeite­n entfernt werden. „Dramatisch für uns ist vor allem der geschlosse­ne Zugang zum CarschHaus, das hat deutliche Auswirkung­en auf die Passantens­tröme.“Zudem könne er nicht nachvollzi­ehen, warum die Bauarbeite­n an der Decke zwei Jahre dauern sollen. Auch die neue Konstrukti­on als Rasterdeck­e hält er eher für einen Staubfänge­r. Und das alles passiere, während mehr Homeoffice und weniger Berufstäti­ge in der Innenstadt sowieso schon die Umsätze schmälerte­n. „Aber wir halten durch. Es kann nur besser werden.“Seine Hoffnung ist, dass das spätestens nach Abschluss der Bauarbeite­n passiert.

Dass es damit langfristi­g aber nicht getan sein kann, findet Alexander Fils (CDU), Vorsitzend­er des Planungsau­sschusses. Von Stückwerk spricht er bei der bisherigen Erneuerung der Passage. „Sie muss deutlich attraktive­r werden.“Das könne gestalteri­sch, aber auch etwa mit Kunst geschehen.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Der U-Bahnhof an der Heinrich-Heine-Allee ist meist stark frequentie­rt. Derzeit sind die Decken geöffnet.

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