Schwere Jahre für die Heine-Passage
Die Passage an der U-Bahn-Station ist in die Jahre gekommen. Erschwert wird die Lage durch Baustellen, die aber auch Verbesserungen mit sich bringen sollen. Kritische Stimmen kommen aus der Politik und von Geschäftsinhabern.
Die Einkaufspassage unter der Heinrich-Heine-Allee gibt zurzeit ein dürftiges Bild ab. Nicht mehr nur in die Jahre gekommen wirkt sie, jetzt erschweren Baustellen die Lage für Geschäftsinhaber und beeinträchtigen die Aufenthaltsqualität für Kunden, Passanten und Reisende. Allerdings sollen die Bauarbeiten auch Verbesserungen mit sich bringen, zudem zeigt sich der Vermieter Rheinbahn zufrieden mit neuen Mietverträgen. Kritik und Verbesserungsvorschläge kommen von Geschäftsinhabern und aus der Politik. Eine Bestandsaufnahme der Probleme und Perspektiven für einen der meistbesuchten Orte dieser Stadt.
Wer zurzeit die Heinrich-HeinePassage über dem Knotenpunkt für sämtliche Stadtbahnlinien durchquert, läuft unter einer Baustelle her. Denn die gesamte Deckenverkleidung ist entfernt, Kabel hängen herunter. Seit Mai arbeiten Stadt und Rheinbahn an der Erneuerung für 5,2 Millionen Euro. Und diese wird dauern – läuft alles nach Plan, bis Mitte 2024.
Die Rheinbahn kündigt zeitlich und räumlich begrenzte Sperrungen an. Die Länge der Arbeiten erklärt das Unternehmen mit sehr hohem Aufwand. „Da viele Arbeiten nur in den nächtlichen Betriebspausen durchgeführt werden können, dauern die Arbeiten entsprechend etwas länger“, sagt eine Sprecherin. Aufgrund neuer Brandschutzvorgaben müssten die Verkabelungen und ihre Abschottungen erneuert werden. Auch Sprinkleranlage, Beschilderung und Videoanlage werden ausgetauscht.
Zudem soll sich das Erscheinungsbild der Passage verbessern. So kündigt die Rheinbahn eine andere Verkleidung der Säulen und eine neue Beleuchtung an. „Auf etwa 2900 Quadratmetern Fläche werden rund 2000 LED-Punktstrahler installiert, die zu einer harmonischen Ausleuchtung der Passage führen. Die Bereiche vor den Eingängen sind dabei besonders akzentuiert.“
Eine weitere Baustelle zeichnet sich deutlich mit dem verrammelten Zugang zum ehemaligen CarschHaus ab. Die „Signa“-Schriftzüge deuten den Umbau zum KaDeWe an, der sich bis Ende 2024 verzögern soll. Auch die Fertigstellung des neuen
Heine-Platzes geht damit einher. Dafür sind ebenfalls umfangreiche Arbeiten an den Treppenzugängen zur Heine-Passage nötig. Der Zugang in Richtung Wilhelm-MarxHaus wird um knapp vier Meter in Richtung Breidenbacher Hof versetzt. Der schmale Abgang parallel zur Heinrich-Heine-Allee auf der Seite Flinger Straße wird entfernt, weil er zu sehr als Barriere wirkt.
Neben Baustellen prägten zuletzt Leerstände das Bild der Passage. Ein Accessoire-Händler, der nicht mit Namen genannt werden möchte, deutete bei unserem Besuch vor Weihnachten auf Ladenlokale in der Umgebung: „Die haben alle Pleite gemacht.“Die niederländische Kette Albert Heijn hatte beispiesweise mit ihrem Supermarkt nicht lange durchgehalten, auch den Ein-Euro-Shop gibt es nicht mehr. Nun sind dessen Schaufenster mit Plakaten der Rheinbahn versehen, die die Deckenbauarbeiten erklären. In einem Glas-Pavillon daneben ist lediglich Werbung für ein Nagelstudio ein paar Meter weiter zu sehen.
Ein neuer Friseur hat offenbar Anlaufschwierigkeiten, kein Kunde befand sich bei zwei Besuchen
unserer Redaktion im Laden. Ein neues Café gegenüber war zudem im Dezember erst lange nicht eröffnet worden, was nun im neuen Jahr erfolgte. Bei einem Ortsbesuch am Freitag war es allerdings wieder geschlossen. „Cap & Co Coffee“steht auf der Menükarte. Gleich daneben ist ebenfalls noch recht neu ein TeeLaden entstanden.
Das zeigt auch: Es tut sich was in der Heinrich-Heine-Passage, die sich im Besitz der Stadt befindet, während die Rheinbahn das Recht auf die Vermietungen hat. Und die sieht kein Problem mit Leerständen. Neben zwei Ladenlokalen im Eigentum des Kaufhofs verwaltet die Rheinbahn 13 weitere. Zwei von ihnen werden laut Rheinbahn für eigene „betriebliche Zwecke dauerhaft genutzt“, ein weiteres Ladenlokal werde noch bis Sommer 2024 als Lagerraum für Materialien für den Deckenumbau benötigt. Für eine Vermarktung gebe es schon jetzt „mehrere Interessenten“. Zehn Ladenlokale seien langfristig vermietet. Fazit der Sprecherin: „Wir haben in diesem Jahr neue Pächter gewinnen können, die einen attraktiven Branchenmix in die Passage bringen werden.“
Nicht mehr dazu gehört übrigens der kleine Accessoire-Händler, dessen Mietvertrag nach eigener Aussage nach 16 Jahren vor Ort nicht mehr verlängert wurde. Von einer „1A-Lage“spricht er, aber Corona und der Online-Handel erschwerten das Geschäft, zudem eine hohe Miete. Mittlerweile ist das Ladenlokal leer, Umbauarbeiten laufen.
Auch die Neuvermietungen zeigen, dass der Standort nach wie vor als chancenreich angesehen wird. Deshalb hält Hollmann Buch & Presse an seinem Geschäft direkt am Aufgang zur Flinger Straße fest. Zur aktuellen Situation sagt Geschäftsführer Daniel Seidl allerdings: „Furchtbar.“Der Schriftzug über dem Ladenlokal musste wegen der Bauarbeiten entfernt werden. „Dramatisch für uns ist vor allem der geschlossene Zugang zum CarschHaus, das hat deutliche Auswirkungen auf die Passantenströme.“Zudem könne er nicht nachvollziehen, warum die Bauarbeiten an der Decke zwei Jahre dauern sollen. Auch die neue Konstruktion als Rasterdecke hält er eher für einen Staubfänger. Und das alles passiere, während mehr Homeoffice und weniger Berufstätige in der Innenstadt sowieso schon die Umsätze schmälerten. „Aber wir halten durch. Es kann nur besser werden.“Seine Hoffnung ist, dass das spätestens nach Abschluss der Bauarbeiten passiert.
Dass es damit langfristig aber nicht getan sein kann, findet Alexander Fils (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses. Von Stückwerk spricht er bei der bisherigen Erneuerung der Passage. „Sie muss deutlich attraktiver werden.“Das könne gestalterisch, aber auch etwa mit Kunst geschehen.