In 88 Tagen um die Sonne
Der flinke Merkur zeigt sich nur selten Erdbewohnern. Doch im April könnten Sternengucker Erfolg haben. Besonders vom 19. bis 29. ist der Planet relativ leicht zu erkennen.
(dpa) Selbst der große Astronom Nikolaus Kopernikus soll am Totenbett beklagt haben, ihn nie gesehen zu haben. Immer nur wenige Tage im Jahr kann man den flinken Planeten Merkur entweder in der Abenddämmerung tief am Westhimmel oder morgens knapp vor Sonnenaufgang über dem Osthorizont erspähen. Im April bietet Merkur die günstigste Abendsichtbarkeit des ganzen Jahres. Besonders in den Tagen vom 19. bis 29. ist der Planet relativ leicht zu erkennen, wenn man freien Blick zum Westhorizont hat.
Etwa eine Dreiviertelstunde nach Sonnenuntergang kann man den Götterboten, der bei den alten Griechen Hermes hieß, in der zunehmenden Dunkelheit erkennen. Er zeigt sich als fahler, gelblicher Lichtpunkt tief am Westhimmel. Nach etwa einer halben Stunde verschwindet er wieder in den horizontnahen Dunstschichten.
Merkur rast in 88 Tagen einmal um die Sonne. Er dreht sich alle 59 Tage einmal um seine eigene Achse. Daraus folgt: Alle 176 Tage geht auf Merkur die Sonne auf. Im Mittel ist Merkur nur 58 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, dies entspricht nur knapp 40 Prozent der Distanz von Sonne und Erde. Merkur ist eine tote, atmosphärelose Gesteinskugel
von nur 4878 Kilometer Durchmesser. Seine Oberfläche ist von unzähligen Kratern und Ringwällen übersät. Er ist der kleinste Planet unseres Sonnensystems.
Am Merkurtag, der 88 irdische Tage dauert, heizt sich die Gesteinsoberfläche auf 430 Grad Celsius auf. Blei würde dort sofort schmelzen wie bei uns Butter in der Sonne. Nach Untergang der Sonne kühlt die dunkelgraue Oberfläche schnell ab. In der 88 Tage langen Merkurnacht fällt die Temperatur auf minus 180 Grad Celsius. Merkur ist der Planet mit der größten Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht. Kein Mond leuchtet in der extrem kalten Merkurnacht. Seit März 2021 umrundet die Nasa-Sonde Messenger als künstlicher Satellit den Merkurglobus. Zurzeit ist die europäische Raumsonde Bepicolombo auf dem Weg zum Merkur. Sie soll ihn Anfang Dezember 2025 erreichen.
Abgesehen von Merkur bleibt der Abendhimmel ohne helle Planeten. Am Morgenhimmel tummeln sich hingegen die hellen Wandelsterne. Venus beherrscht mit ihrem Glanz den Morgenhimmel. Allerdings verschlechtern sich die Sichtbedingungen für den Morgenstern. Denn die Sonne geht immer früher auf und verkürzt so die Sichtbarkeitsdauer für Venus. Der Morgenstern beteiligt sich an der morgendlichen Planetenparade zusammen mit Jupiter, Mars und Saturn tief am Osthimmel.
Mars zeigt sich ebenfalls am Morgenhimmel. Er ist längst nicht so hell wie Venus, aber an seiner rötlichen Farbe deutlich zu erkennen. Dann reiht sich der Rote Planet wieder ein in die morgendliche Planetenparade Jupiter – Venus – Mars – Saturn. Vom 16. bis 25. April wird der Meteorstrom der Lyriden aktiv. Die Sternschnuppen scheinen dem Sternbild Leier zu entströmen. Beste
Beobachtungszeit ist die Stunde nach Mitternacht. Pro Stunde ist mit zehn bis 20 Meteoren zu rechnen. Sie dringen mit einer Geschwindigkeit von etwa 50 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre ein und verglühen. Die Lyriden sind Auflösungsprodukte des Kometen Thatcher.
Am 30. April kommt der Mond um 22.28 Uhr zum zweiten Mal in Neumondposition. Doch diesmal verdeckt er teilweise die Sonne, es ereignet sich eine partielle Sonnenfinsternis. Sie bleibt jedoch von der gesamten Nordhalbkugel der Erde aus unbeobachtbar. Lediglich von den südlichen Gebieten Südamerikas, von Teilen der Antarktis und vom Südpazifik ist sie zu beobachten. Die nächste Sonnenfinsternis in Deutschland ist am 25. Oktober dieses Jahres zu sehen. Eine totale Sonnenfinsternis wird erst am 3. September 2081 wieder stattfinden.