„Männer fühlen sich eher geeignet“
Die bisherige JU-Vizechefin über die männerdominierte JU und die CSU im Wahlkampf.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Männerdominanz bei der Jungen Union kritisiert. Katrin Albsteiger war seit 2014 Vizechefin der Jugendorganisation.
Warum ist die JU so unattraktiv für Frauen?
ALBSTEIGER Ist sie doch gar nicht. Ich bin doch auch da.
In der engeren Führung sitzt keine Frau. Haben die keine Lust, oder werden die von den Männerbündnissen draußen gehalten? ALBSTEIGER Am Anfang steht natürlich immer die Frage: Bin ich bereit zu kandidieren? Zugegebenermaßen sind Frauen da oft die Zögerlichen. Männer fühlen sich schneller geeignet für Ämter und greifen schneller zu, auch in der JU. Wir müssen deshalb die talentierten Frauen bei uns, und davon gibt es viele, motivieren. Sie müssen sich entscheiden, bevor Männerbündnisse die Posten schon aufgeteilt haben.
Sie sind 34 Jahre alt und hätten selbst noch mal antreten können. ALBSTEIGER Stimmt. Aber ich habe 15 Jahre Politik in der JU gemacht. Alles hat seine Zeit, jetzt sind andere dran. Ich habe zwei Kinder bekommen und lege meinen Schwerpunkt jetzt auf die regionale Politik. Die Mehrfachbelastung, Familie, Regionalpolitik und quer durch die Republik reisen, ist auch nicht einfach.
Ist die Politik mütterfeindlich? Erleben Sie noch Diskriminierung oder Spott?
ALBSTEIGER Das klassische schlechte Gewissen machen wir uns ja selbst, das machen nicht die Parteifreunde oder die Gesellschaft. Die täglichen kleinen Entscheidungen zwischen der Zeit mit der Familie und dem Beruf kennen auch Mitglieder anderer Berufsgruppen. Ich persönlich habe in der CSU keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Braucht die JU eine Frauenquote? ALBSTEIGER Nein, ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Quote zwar ein Instrument sein kann, das Problem zu verschleiern, aber nicht, es zu lösen. Machen Frauen anders Politik? ALBSTEIGER Pauschal ist das sicher schwer zu sagen. Aber ich glaube, dass Frauen durchaus selbstbewusster werden könnten und Männer an ihrem fehlenden Talent zum Kompromiss arbeiten sollten.
Die CSU ist jenseits Bayerns mäßig beliebt.
ALBSTEIGER keiner. Den Streber mag halt
Welchen Anteil hat die CSU an dem Umfragedesaster für die Union? ALBSTEIGER Das ist eine statistische Frage und wohl kaum zu klären.
Welchen Anteil hat Herr Seehofer? ALBSTEIGER Jedes Führungsmitglied muss sich hinterfragen. Ich auch. Auch Herr Seehofer. Da könnte uns mehr Selbstkritik gut tun. Der Streit im Frühsommer war wenig hilfreich. Wer aber glaubt, die Probleme der CSU wären gelöst, wenn irgendwelche Personen aus Ämtern entfernt werden, der ist schief gewickelt. Wir brauchen keine Bauernopfer, sondern eine inhaltliche Analyse, warum wir mit unseren Themen derzeit nicht durchdringen.