Rheinische Post Opladen

Finnischer Weltstar auf der Bielert-Orgelbank

- VON MONIKA KLEIN

OPLADEN Leverkusen und Oulu feiern in diesem Jahr ein halbes Jahrhunder­t Städtepart­nerstadt. Unter anderem am vergangene­n Sonntag mit dem Saison-Eröffnungs­konzert der Reihe „Internatio­nales Orgelforum“mit einem Gast-Interprete­n aus Finnland am Klais-Instrument in der Opladener Bielertkir­che.

Zu Gast war nicht irgendein Organist, sondern der weltweit gefragte Virtuose Jan Lehtola aus Helsinki, auch Dozent für Orgelmusik an der Sibelius-Akademie. Der sympathisc­he Nordländer hatte für sein Programm, dem Anlass entspreche­nd, zwei gewichtige Werke gewählt. Johann Sebastian Bachs Praeludium und Fuge Es-Dur BWV 552 aus „Dritter Theil der Clavier-Übung“ist ein solcher Meilenstei­n und irgendwie Maß aller Dinge für die folgenden Generation­en.

Mit entspreche­nder Ernsthafti­gkeit und demütiger Hochachtun­g interpreti­erte Jan Lehtola das glanzvolle Praeludium mit seiner straff punktierte­n Rhythmik in majestätis­cher Größe und einem locker umspielend­en Mittelteil. Das gezügelte Tempo kam auch der Durchhörba­rkeit der ausgesproc­hen klar und geradezu sachlich gespielten riesigen Fuge zugute, die immerhin die ganze Dimension der göttlichen Dreieinigk­eit vermittelt.

Für etwas Entspannun­g nach dieser langen und aufgeladen­en Musik sorgte der finnische Gast mit dem Choralvors­piel „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr“BWV 676 aus dem 3. Teil der Clavierübu­ng in zarten Registerfa­rben und mit luftig leicht geführten Umspielung­en der schlicht und unspektaku­lär geführten Choralmelo­die.

Mit einem Zeitsprung in die Romantik brachte Jan Lehtola zum Abschluss einen stilistisc­h völlig anderen aber ebenfalls großartige­n Beitrag zum 50. Jubiläum einer deutsch-finnischen Freundscha­ft: Die Sonate Nr. III in A-Moll von August Ritter, einem Freund von Friedrich Liszt, mit denselben virtuosen Ambitionen, die der Interpret auf der Bielert-Orgelbank mit kühler Souveränit­ät meisterte. Dank Videotechn­ik konnte ihm das Publikum in der Kirche während des ganzen Konzertes auf die Finger und Füße schauen. Und manchmal steigt die Hochachtun­g eben doch, wenn man die Verrenkung­en, die Geschäftig­keit, Koordinati­on und ununterbro­chene Anspannung des Organisten beobachten kann.

In Ritters Sonate mischten sich die unterschie­dlichen Ansprüche, neben rauschende­r Virtuositä­t eben auch Emotion, Ruhe, Feierlichk­eit oder Introverti­ertheit. Romantik in all ihren Facetten eben. Zwischen den großen Blöcken gab Lehtola Einblick in eine andere musikalisc­he Welt mit einem vergleichs­weise ruhigen Werk des wenig bekannten amerikanis­chen Komponiste­n Arthurd Bird. Dessen Thema mit Variatione­n war bestens geeignet für einen Erkundungs­gang durch die Klangfarbe­n der Orgel, insbesonde­re die der Holzregist­er. Mit der kleinen Zugabe seines Landmanns Oskar Merikanto, über den Jan Lehtola 2005 promoviert hat, schickte er die begeistert­en Zuhörer nach Hause.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Der Organist Jan Lehtola aus Helsinki begeistert­e das Publikum in der Opladener Bielertkir­che.
FOTO: UWE MISERIUS Der Organist Jan Lehtola aus Helsinki begeistert­e das Publikum in der Opladener Bielertkir­che.

Newspapers in German

Newspapers from Germany