Finnischer Weltstar auf der Bielert-Orgelbank
OPLADEN Leverkusen und Oulu feiern in diesem Jahr ein halbes Jahrhundert Städtepartnerstadt. Unter anderem am vergangenen Sonntag mit dem Saison-Eröffnungskonzert der Reihe „Internationales Orgelforum“mit einem Gast-Interpreten aus Finnland am Klais-Instrument in der Opladener Bielertkirche.
Zu Gast war nicht irgendein Organist, sondern der weltweit gefragte Virtuose Jan Lehtola aus Helsinki, auch Dozent für Orgelmusik an der Sibelius-Akademie. Der sympathische Nordländer hatte für sein Programm, dem Anlass entsprechend, zwei gewichtige Werke gewählt. Johann Sebastian Bachs Praeludium und Fuge Es-Dur BWV 552 aus „Dritter Theil der Clavier-Übung“ist ein solcher Meilenstein und irgendwie Maß aller Dinge für die folgenden Generationen.
Mit entsprechender Ernsthaftigkeit und demütiger Hochachtung interpretierte Jan Lehtola das glanzvolle Praeludium mit seiner straff punktierten Rhythmik in majestätischer Größe und einem locker umspielenden Mittelteil. Das gezügelte Tempo kam auch der Durchhörbarkeit der ausgesprochen klar und geradezu sachlich gespielten riesigen Fuge zugute, die immerhin die ganze Dimension der göttlichen Dreieinigkeit vermittelt.
Für etwas Entspannung nach dieser langen und aufgeladenen Musik sorgte der finnische Gast mit dem Choralvorspiel „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr“BWV 676 aus dem 3. Teil der Clavierübung in zarten Registerfarben und mit luftig leicht geführten Umspielungen der schlicht und unspektakulär geführten Choralmelodie.
Mit einem Zeitsprung in die Romantik brachte Jan Lehtola zum Abschluss einen stilistisch völlig anderen aber ebenfalls großartigen Beitrag zum 50. Jubiläum einer deutsch-finnischen Freundschaft: Die Sonate Nr. III in A-Moll von August Ritter, einem Freund von Friedrich Liszt, mit denselben virtuosen Ambitionen, die der Interpret auf der Bielert-Orgelbank mit kühler Souveränität meisterte. Dank Videotechnik konnte ihm das Publikum in der Kirche während des ganzen Konzertes auf die Finger und Füße schauen. Und manchmal steigt die Hochachtung eben doch, wenn man die Verrenkungen, die Geschäftigkeit, Koordination und ununterbrochene Anspannung des Organisten beobachten kann.
In Ritters Sonate mischten sich die unterschiedlichen Ansprüche, neben rauschender Virtuosität eben auch Emotion, Ruhe, Feierlichkeit oder Introvertiertheit. Romantik in all ihren Facetten eben. Zwischen den großen Blöcken gab Lehtola Einblick in eine andere musikalische Welt mit einem vergleichsweise ruhigen Werk des wenig bekannten amerikanischen Komponisten Arthurd Bird. Dessen Thema mit Variationen war bestens geeignet für einen Erkundungsgang durch die Klangfarben der Orgel, insbesondere die der Holzregister. Mit der kleinen Zugabe seines Landmanns Oskar Merikanto, über den Jan Lehtola 2005 promoviert hat, schickte er die begeisterten Zuhörer nach Hause.