Sanftmütig und grausam
Buch Marie Lina und ihr Mann führen ein unaufgeregtes Leben in Amsterdam. Er ist Vogelvertreiber am Flughafen, und wenn er erschöpft vom Schichtdienst in das Familiennest krabbelt, ist er schlicht zufrieden, so wie es ist. Doch obwohl es dafür keinerlei Anzeichen gibt, lodert in Marie Lina ein alter Zorn, eine stille Wut, die so viel Macht besitzt, dass sie all die wohlige Selbstverständlichkeit einer Familie zerstören kann. Die Niederländerin Margriet de Moor erzählt in „Von Vögeln und Menschen“mit trügerischer Sanftmut von der Grausamkeit, die im Menschen schlummert. Mit kalter Ruhe schichtet sie die Erzählebenen ihres raffiniert konstruierten Kriminalromans, bis sich aus scheinbar entfernten Episoden ein Gesamtbild ergibt. Die Sprache der Autorin ist gelassen, schnörkellos, höchst präzise. Mit derselben Genauigkeit entwickelt sie die psychischen Verfasstheiten ihrer Figuren – und das tragische Geschehen nimmt seinen Lauf.
Dorothee Krings über romantische Liebe und das Verliebtsein, übers Verlassenwerden und das Unglücklichsein. Wer nun allerdings denkt, Mitski würde jammern, der liegt falsch. Sie ist so lässig und cool und dabei so empathisch und sympathisch, dass sich das Über-Liebe-Sprechen plötzlich neu und ungehört anfühlt. „Be The Cowboy“ist musikalisch noch reifer, jedes dieser 14 im Schnitt zweieinhalb Minuten langen Lieder klingt anders. In „Me And My Husband“grüßen von Ferne die Beatles, in dem total tollen „Why Didn’t You Stop Me“meint man das Yellow Magic Orchestra zu hören. „Nobody“ist Glitzer-Disco pur, und das letzte Lied ist das schönste, es handelt von einem alten Paar, das einsam irgendwo tanzt. „I just need someone to kiss“, ruft Mitski. Ein Album über den Sinn des Lebens. Philipp Holstein