Schaffelhuber scheffelt Gold
Sieben Goldmedaillen in Serie hat Mono-Skifahrerin Anna Schaffelhuber (25) nun bei Paralympischen Winterspielen geholt. Dabei war die Fallhöhe in Pyeongchang groß.
Skifahrerin ganz oben angekommen, dorthin, wo bislang noch keine andere angekommen ist: Bei zwei Paralympischen Winterspielen holte sie siebenmal in Folge Gold. Was für ein Rekord.
Die Regensburgerin kam 2007 zum Leistungssport. Viel Geld und Unterstützung steuerten die Eltern dazu bei. 2010 dann gab sie in Vancouver ihr Paralympics-Debüt. Und das mit 17 Jahren. Sie gewann Bronze im Super-G. Und kurz darauf verlieh der damalige Bundespräsident Horst Köhler ihr und den deutschen Medaillengewinnern der Olympischen Winterspiele auch noch das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Sportauszeichnung des Landes.
Auf dem Weg zu den Spielen in Sotschi sammelte sie zweimal die Auszeichnung „Behindertensportlerin des Jahres“in Deutschland ein. Sie nutzte die Zeit aber auch, um ihre Profession auf die nächsthöhere Stufe zu hieven: Seit 2010 arbeitet sie mit Martin „Braxi“Braxenthaler zusammen. Er ist der Mechaniker ihres Mono-Skis – und da- mit der Architekt ihres Erfolgs. In Sotschi erntete sie für die Kombination aus harter Trainingsarbeit und Top-Material dann die Früchte. Schaffelhuber gewann bei den Paralympics bei fünf Starts fünfmal Gold. Mit 21 Jahren siegte die Regensburgerin in den Disziplinen Abfahrt, Super-G, Slalom, SuperKombination und Riesenslalom. Maximalausbeute. „Jetzt bist du kein Küken mehr, jetzt bist du Weltklasse“, hatte ihr der stolze Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), Friedhelm Julius Beucher, damals zugeflüstert.
Die „anstrengendsten und intensivsten Jahre“ihres Lebens sollten folgen, Schaffelhuber aber trumpfte nun erneut auf: In Südkorea haben sich nahtlos zwei goldene Momente angeschlossen, obwohl die Deutsche ob der Fallhöhe in Pyeongchang eigentlich nur hätte verlieren können. „Ich weiß, dass ich immer an Sotschi gemessen werde, aber ich weiß auch, dass ich noch nicht am Limit bin“, sagte die Athletin vor der Abreise.
Der Erwartungsdruck war da, auch Trubel um russische Athleten, die trotz Dopinggerüchten starten durften. Ein Unding für Schaffelhuber, die sich in der DBS-Kampagne „MyMoment“klar gegen unsauberen Sport positioniert. Aber Schaffelhuber schafft es, sich im richtigen Moment auf den Sport zu fokussieren. Am ersten Wettkampftag glitt sie sitzend den Abfahrthang in Pyeongchang hinab. Nach einem Fehler im mittleren Abschnitt war unklar, ob die Zeit von 1:33,26 Minuten überhaupt reicht. Sie sollte reichen. Goldmedaille eins für das deutsche Team war gleichsam die sechste in Folge für Schaffelhuber. „Diese Medaille bedeutet mir sehr viel“, gab sie erleichtert zu. Dann folgte der Slalom. In der zweiten Zwischenzeit nur 0,02 Sekunden vor Konkurrentin Claudia Lösch (Österreich), konnte die Deutsche ihren Vorsprung im letzten Abschnitt ausbauen. Und erneut scheffelte Schaffelhuber Gold.
Nach dem siebten paralympischen Sieg ließ sie sich aber nicht dazu verleiten, wieder fünf Goldmedaillen anzukündigen: „Es wäre großer Schmarrn, das jetzt vorherzusagen.“Heute genieße sie den Ruhetag. Schon morgen aber geht es in der Super-Kombination weiter. Kosenamen wie „Gold-Agentin 007“und „Goldhuber“kursieren. Für ihre stolzen Eltern, die stets mitfiebern, wird Anna einfach Anna bleiben – und das zufriedene Lächeln der Tochter das Wichtigste sein.