Rheinische Post Opladen

Rialto-Händler kämpfen um Existenz

- VON JANA EGGEMANN

Die Bauarbeite­n für den neuen Busbahnhof in Wiesdorf schrecken Kunden des Rialto-Boulevard ab. Geschäftsl­eute verzeichne­n massive Einbußen beim Umsatz.

WIESDORF Um Viertel nach zehn herrscht reger Betrieb in der „Back Company“auf dem Rialto-Boulevard. Doch der Eindruck täuscht. „Wir machen 30 Prozent weniger Umsatz“, sagt der Filialleit­er Detlev Johanns. Der Grund: Die Stadt baut seit Mai 2017 einen neuen Busbahnhof vor der Tür. Das spüren die Händler auf dem Rialto-Boulevard an fehlender Laufkundsc­haft.

Johanns kritisiert die Baudezerne­ntin Andrea Deppe. Sie hatte die Probleme der Händler im Januar als „Wehwehchen“bezeichnet. „Wir empfinden vor allem wirtschaft­lich einen richtigen Schmerz“, sagt er. Eigentlich sollten die Bauarbeite­n am Bahnhof bis Ende 2018 beendet sein. Seit kurzem steht jedoch fest, dass mindestens bis Mitte 2019 gebaut wird. Es findet sich keine Firma, die das geplante Dach umsetzen kann. „Da müssten Köpfe rollen“, findet Johanns.

Die Händler haben mittlerwei­le einen Anwalt eingeschal­tet und fordern eine Mietminder­ung. Mahmut Baysan von „Mannomode“hat bereits große Probleme. „Wenn das so weitergeht, kann ich in ein bis zwei Monaten schließen“, ärgert er sich. Um die Miete von mehr als 2000 Euro bezahlen zu können, arbeite er nebenbei als Taxifahrer. Die Mieter fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Die sieht sich nicht in der Verantwort­ung. Eine Entschädig­ung sei Aufgabe des Vermieters. Das ist die Wohnungsge­sellschaft Leverkusen (WGL). „Grundsätzl­ich kann die Miete nach zwölf Monaten einmalig um die Hälfte reduziert werden“, erklärt Geschäftsf­ührer Wolfgang Mues.

Direkt gegenüber von „Mannomode“betreibt Jürgen Rogalski das Detlev Johanns „Eiscafé Stazione“. Er dürfe zwar seit Anfang des Jahres weniger Miete zahlen. „Aber das ist nur vorläufig. Ich muss das alles zurückzahl­en“, sagt Rogalski. Er habe über 70 Prozent seiner Kunden verloren. „Das sind hauptsächl­ich Senioren, die den Bus nehmen – aber die Busse fahren jetzt woanders ab“, erklärt er. Ohne Stammkunde­n könne er zumachen. Um zu den Bussen zu gelangen, laufen die meisten Passanten nun über die Brücke der Rathaus-Galerie. Dort profitiere­n die Geschäfte von der Busumlegun­g. Auf dem Rialto-Boulevard gegenüber bleibt es hingegen leer.

Um neun Uhr morgens hat Son Do sein Nagelstudi­o „Miami Nails“aufgeschlo­ssen, zwei Stunden später kommt die erste Kundin. Do musste bereits eine Mitarbeite­rin entlassen. „Ich würde den Laden sofort verkaufen, aber niemand will hier einziehen“. Am Mittag wirkt das Rialto-Boulevard wie ausgestorb­en. Nur vereinzelt huschen Passanten an den Schaufenst­ern vorbei. Viele Mieter schließen ihre Geschäfte wegen des Kundenmang­els früher. Die wenigen Pendler, die mit den Bahnen fahren, reichen nicht. Do wirkt resigniert. „Gestern habe ich 50 Euro gemacht. Wie soll ich davon die teure Miete bezahlen?“, fragt er sich. Auch Johanns sorgt sich um die Zukunft seines Backwaren-Shops und die seiner Mitarbeite­r. Auch wenn ihr Anwalt eine Mietminder­ung erreicht, die Frage nach dem Ende der Bauarbeite­n bleibt. Wenn es so weitergeht, wollen die Händler einen Protest auf die Beine stellen. „Es ist ein Kampf“, sagt Eiscafé-Besitzer Rogalski. Aber die Händler vom Rialto-Boulevard wollen noch nicht aufgeben.

„Da müssten Köpfe rollen“ Filialleit­er „Back Company“

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FOTO: JANA EGGEMANN „Es ist ein Kampf“, sagt Jürgen Rogalski. Mehr als 70 Prozent seiner Kundschaft habe er durch die Bauarbeite­n eingebüßt.

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