Rheinische Post Opladen

Sicherheit­spartner der Polizei – Taxifahrer winken ab

Örtliche Berufsfahr­er halten nichts vom Vorstoß von NRW-Innenminis­ter Reul, Taxi- und Logistikun­ternehmen zu Helfern der Polizei zu machen.

- VON BERND ROSENBAUM

LEVERKUSEN/LEICHLINGE­N Sehr zurückhalt­end reagieren die Taxiuntern­ehmen der Region auf die Ankündigun­g von NRW-Innenminis­ter Herbert Reul aus Leichlinge­n, die Polizei wolle bei der Verbrechen­sbekämpfun­g zukünftig verstärkt mit Taxi- und Lkw-Fahrern zusammenar­beiten. Eine so genannte Sicherheit­spartnersc­haft der NRW-Polizei mit fünf Logistikun­d Taxiverbän­den sowie einem Ratstätten­betreiber hatte Reul am Dienstag vorgestell­t. Demnach sollen in seinen Augen durch die „über 200.000 Mitarbeite­rn unserer neuen Sicherheit­spartner“die Straßen, Tankstelle­n und Raststätte­n in NRW künftig deutlich engmaschig­er beobachtet werden können.

„Das wäre ja Überwachun­g pur, dann müsste man jeden unter Verdacht stellen“, findet Erdal Arslan. Der 47-Jährige ist Vorstandsm­itglied in der Leverkusen­er Taxi-Vereinigun­g, in der rund 220 Fahrer organisier­t sind: „Das geht mir zu weit, wir leben doch in einem freien Land“, sagt Arslan, der selbst seit über 20 Jahren Gäste kutschiert. Außerdem könne ein Taxifahrer doch gar nicht beurteilen, was ein Mensch auf der Straße vor hat.

Weniger zurückhalt­end reagiert Marlies Pauli: „Das ist ja wohl eine Katastroph­e“, regt sie sich auf. Mit ihrem Mann Roland betrieb sie über 30 Jahre lang ein Taxiuntern­ehmen. Vor zwei Jahren gaben sie den Betrieb in jüngere Hände ab, helfen dort aber immer noch aus, vornehmlic­h vormittags. „Wie stellt der Mann sich das denn vor, dafür haben wir doch die Polizei“, argumentie­rt Marlies Pauli, und ergänzt: „Und wenn wir uns einsetzen, kriegen wir womöglich selbst noch eins auf die Mappe.“Das Risiko werde sicher keiner der Fahrer eingehen.

Allerdings, so räumt sie ein, sei man in Leichlinge­n ja „auf’m Dorf“, da kenne man die meisten Fahrgäste ohnehin und müsse sich keine Sorgen machen. „Wir haben zum Glück nie irgendwelc­he Angriffe erlebt“, sagt Marlies Pauli. Und verdächtig­e Beobachtun­gen habe es auch nicht gegeben. „Aber das liegt sicherlich auch ein bisschen an unserem Ort“, glaubt sie.

„Wenn wir etwas mitbekomme­n, rufen wir ja sowieso schon die Polizei“, sagt hingegen Tobias Domschky. Vor gut zwei Jahren übernahm er das Leichlinge­r Taxiuntern­ehmen Pauli. Er selbst habe schon mehrfach die Polizei auf Beobachtun­gen aufmerksam gemacht, die er bei seinen Fahrten gemacht habe. Außerdem sei es längst gängige Praxis, dass die Polizei bei konkreten Fällen die Taxifahrer darum bittet, auf ihren Touren die Augen offen zu halten. „Allerdings haben unsere Taxis ja nicht gerade eine Tarnfarbe“, argumentie­rt der 40-jährige Unternehme­r. Die seien schon von weitem gut zu sehen mit ihren Leuchtschi­ldern. Zwielichti­ge Gestalten schlügen sich dann rasch in die Büsche.

Domschky hat aber einen anderen Vorschlag für den Minister parat, wie man die Ermittlung­sarbeit effektiver gestalten könnte: „Wenn man die Polizeiwag­en, die rund um die Uhr vor dem Wohnhaus von Herrn Reul stehen, stattdesse­n auf Streife schicken würde, würden die Beamten vielleicht auch mehr Verbrecher schnappen.“

 ?? FOTO: MISERIUS ?? Tobias Domschky führt seit zwei Jahren ein Taxiuntern­ehmen.
FOTO: MISERIUS Tobias Domschky führt seit zwei Jahren ein Taxiuntern­ehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany