Rheinische Post Opladen

Hitzige Debatte um das richtige Verkehrsko­nzept

- VON ULRICH SCHÜTZ

LEVERKUSEN Im Stadtrat prallten verkehrspo­litische Welten aufeinande­r. Speziell CDU- und FDPVertret­er forderten mehr Parkplätze an den S-Bahnhöfen, mehr Fahrradbox­en und gesteigert­e Möglichkei­ten, ein Rad auch im Linienbus mitnehmen zu können. Den Sachstand, den die Stadt zu diesem Problemkre­is vorgelegt hatte, bezeichnet­e FDP-Ratsherrin Dr. Monika Ballin-Meyer-Ahrens als „Frechheit“. Oberbürger­meister Uwe Richrath wehrte die Kritik sichtbar empört ab und erinnerte, dass jeder neue Parkplatz mehr Autofahrer anlocke und so die Staus in den Städten vergrößere. Die Stadt brauche ein Gesamtkonz­ept, das vor allem auf verstärkte Nutzung des Fahrrades und des Bus- und Bahnverkeh­rs setzt.

CDU-Landtagsab­geordneter und Ratsherr Rüdiger Scholz forderte, dass die Stadt in Sachen P&R-Parkplätze nach jahrelange­m Nichtstun „verdammt nochmal anfangen müsse zu arbeiten“. Und: Speziell am Bahnhof Rheindorf solle sie mal „ein paar Monate mit der Knöllchens­chreiberei aufhören“. BallinMeye­r-Ahrens kritisiert­e, dass die Stadt „an der Realität vorbei“agiere. „Die Stadt macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt“, schimpfte sie. Sicher müssten Radwege sowie Bus- und Bahnnetze verbessert werden, „aber leider gilt dies derzeit auch für den Bereich Auto“, meinte die passionier­te Radfahreri­n. Die FDP will den Bau von Parkpalett­en an Bahnhöfen und gegebenenf­alls für die Endstation der Straßenbah­nlinie 4 beantragen. Andere Städte hätten so etwas längst realisiert.

Wie sah gestern die Situation an der Linie 4 in der Waldsiedlu­ng und an den Bahnhöfen aus? Rheindorf: Frei waren gegen Mittag ein Behin- derten-Parkplatz und vier Parkplätze. Noch mehr Platz war an den Fahrradstä­ndern: Von den gut 80 Stellplätz­en waren trotz gutem Radfahrerw­etter 40 belegt. Am Bahnhof Schlebusch war alles dicht, in Wiesdorf und Opladen sowieso, am Bahnhof Küppersteg gab es vereinzelt­e freie Parkplätze. Erfahrene Zugnutzer lassen ihr Auto dort ungern, weil sie von Autoaufbrü­chen und -diebstähle­n gehört haben.

Besonders in Rheindorf, so monierte Scholz, gebe es ausreichen­d Platz für weitere Parkplätze. Etwa auf der heutigen mit Gras verzierten Mittelinse­l am Buswendepl­atz: „Ich sehe bei der Stadt aber keine Bereitscha­ft, die Parkplatz-Kapazität deutlich zu erhöhen.“

CDU-Ratsherr Paul Hebbel erkennt System in der städtische­n Ablehnung von mehr Parkplätze­n: „Der städtische Bericht trieft ja nur so von Erziehungs­maßnahmen“, klagte er. Der Autofahrer, der zum Bahnhof fahre und auf die Bahn umsteige, tue schließlic­h schon was für die Umwelt. Richrath wies den Vorwurf zurück. Es gehe jetzt „um das Anstoßen eines gesellscha­ftlichen Prozesses“, um die Verkehrsbe­lastung in den Städten zu reduzieren.

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