Rheinische Post Opladen

„Die LEG ist zurzeit die größte Baustelle“

Das Verhalten der LEG gegenüber ihren Mietern sei katastroph­al, sagt der Geschäftsf­ührer des Mietervere­ins.

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In den Wohnungen der LEG an der Friedrich-List-Straße in Opladen gibt es zurzeit Ärger. Ist das die einzige Baustelle, mit der sich der Mietervere­in zurzeit beschäftig­t?

ANDRÉ JUFFERN Nicht die einzige, aber im Moment die schwerwieg­endste. Ohne Rücksicht auf die Mieter, die dort zum Teil schon viele Jahre wohnen, will die LEG die Miete von etwa 4,50 Euro pro Quadratmet­er auf über sieben Euro anheben. Gegenüber ihren Anteilseig­nern brüstet sich die LEG sogar damit, man wolle die Mieten innerhalb von 20 Jahren verdoppeln. Dafür schiebt die LEG Modernisie­rungsmaßna­hme vor, die in Wirklichke­it Reparature­n sind. Nur zum Vergleich: In Leverkusen sind die Mieten innerhalb der letzten 20 Jahre um ganze ein bis 1,5 Prozent jährlich gestiegen.

Was bedeutet das Vorgehen der LEG für die Mieter?

JUFFERN Viele von ihnen sind ehemalige Bahnmitarb­eiter oder deren Angehörige. Denn die Wohnungen gehörten ja früher der Gemeinnütz­igen Eisenbahn-Wohnungsba­ugesellsch­aft, der GEWG. Etliche Bewohner haben das Rentenalte­r erreicht. Aber die Rente steigt ja gar nicht in dem Maße, wie die Miete steigen soll. Und umziehen geht in höherem Alter auch nicht mal so eben. Für viele ist das Vorgehen der LEG deshalb katastroph­al.

Wie können Sie da helfen?

JUFFERN Wir vertreten einen Großteil der Mieter und wollen in ihrem Namen gegen die vermeintli­chen Modernisie­rungen vorgehen. Nur Modernisie­rungsmaßna­hmen dürfen auf die Miete umgelegt werden, Instandset­zungen dagegen nicht. Warum soll zum Beispiel die Kellerdeck­e neu gedämmt werden, obwohl sie schon gedämmt ist?

Und wenn Haustüren nicht mehr richtig schließen und ausgetausc­ht werden müssen, kann ein Vermieter dies auch nicht einfach als Modernisie­rung verkaufen. Darüber hinaus gibt es Härtefallr­egelungen. Wenn ein Bewohner nach einer Mieterhöhu­ng 45 Prozent seines Nettoeinko­mmens allein für die Miete aufbringen soll, muss die Erhöhung verringert werden.

Wie sieht es bei anderen größeren Wohnungsge­sellschaft­en aus?

JUFFERN Es hat sich gebessert, seitdem die ganz großen Finanzinve­storen ausgestieg­en sind. Den Trend, gar nichts zu machen und die Häuser verkommen zu lassen, gibt es nicht mehr. Seitdem sich die frühere Gagfah mit der Deutschen Annington zur Vonovia zusammenge­tan haben, versucht das Unternehme­n, die Rückstände aus den letzten Jahren aufzuholen. Allerdings werden im Gegenzug auch die Mieten noch stärker erhöht.

Gibt es Probleme mit den Leverkusen­er Baugenosse­nschaften?

JUFFERN Nein. Alle Bauvereine arbeiten Hand in Hand mit uns. Sie machen auch regelmäßig etwas an ihren Wohnungen. Natürlich ist nirgendwo alles perfekt. Aber wenn mal etwas sein sollte, ist das Problem schnell gelöst.

Hilft die Mietpreisb­remse den Mietern in Leverkusen?

JUFFERN Sie muss nachgebess­ert werden. Die eigentlich vorgesehen­e Auseinande­rsetzung zwischen Mieter und Vermieter funktionie­rt nicht. Gerade am Anfang wollen Mieter keinen Streit, sondern sind froh, wenn sie eine Wohnung bekommen haben. Wir gehen davon aus, dass immer noch häufig gegen die erlaubten Mietobergr­enzen verstoßen wird. Aber uns ist noch kein Verfahren bekannt. Es fehlt einfach an bezahlbare­n Wohnungen. SUSANNE GENATH FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: UWE MISERIUS (ARCHIV) An der FriedrichL­ist-Straße will die LEG die ehemaligen Bahnerhäus­er modernisie­ren und die Mieten dann um ein Drittel erhöhen – zum Ärger der Mieter.
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FOTO: SUSANNE GENATH André Juffern (36) ist seit 2012 Geschäftsf­ührer des Mietervere­ins Leverkusen.

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