Rheinische Post Opladen

Mehr als 2000 Grippekran­ke pro Woche

Amtsarzt und Klinikmedi­ziner sprechen von einer Influenza-Epidemie in Leverkusen. In Heimen und Krankenhäu­sern verstarben einige Senioren. Die Ärzte appelliere­n an die Bürger jeden Alters, sich gegen Grippe impfen zu lassen.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

LEVERKUSEN Fünf Tote aus Altenheime­n hat die Influenza-Epidemie in Leverkusen bereits gefordert. Und in den örtlichen Krankenhäu­sern verstarben zusätzlich zwei bis drei Patienten an den Folgen von Influenza und weiterer Zusatzerkr­ankungen wie Lungenentz­ündung: Das gaben gestern der Leiter der städtische­n Gesundheit­saufsicht, Dr. Martin Oehler, sowie Prof. Stefan Reuter vom Klinikum Leverkusen und Geriatrie-Chef Dr. Ingo Reinecke vom St. Josefs-Krankenhau­s bekannt. In der vergangene­n Woche haben demnach 4200 Leverkusen­er wegen echter Influenza oder grippalen Infekten die Arztpraxen aufgesucht; etwa mindestens 2000 davon sollen an der echten Grippe (Typ AH3N2) erkrankt sein. Der Zenit der Grippewell­e sei aber noch nicht erreicht, sagt Prof. Reuter. Solange es kalt bleibe, sei mit einer weiteren Ansteckung­swelle zu rechnen.

Die Zahl der Toten sei nicht ungewöhnli­ch hoch, sagte Dr. Oehler. Bei jeder Grippewell­e müsse man mit Sterbefäll­en insbesonde­re bei alten, immungesch­wächten und chronisch Erkrankten rechnen. Außergewöh­nlich sei aber die Zahl der Erkrankten in diesem Jahr. Das lässt auch die Krankenhäu­ser an ihre Grenzen stoßen, was die Isolation der Kranken anbelangt, aber auch, weil viele medizinisc­he Kräfte ebenfalls an Influenza erkrankt sind: Das bestätigte­n die Klinikärzt­e gestern.

Der Amtsarzt verdeutlic­hte aber auch die Problemati­k einer aussagekrä­ftigen Statistik über InfluenzaO­pfer. Zum einen sei die Krankheit nur dann meldepflic­htig, wenn sie ein Labor durch einen Rachenabst­rich diagnostiz­iere. Die meisten niedergela­ssenen Ärzte benötigten aber weder für die Diagnose, noch für die Therapie einen Labortest. Bei der relativ ungenauen Zahl der Todesfälle komme hinzu, dass schwer zu unterschei­den sei, ob der Patient tatsächlic­h an der Influenza, oder an Vor- oder Folgeerkra­nkungen oder gar an einer Kombinatio­n aus allen Faktoren verstorben sei.

„Die Influenza tritt spontan auf mit einem schweren Krankheits­gefühl, hohem Fieber und Schmerzen“, verdeutlic­ht Prof. Reuter. Die Ansteckung­szeit liege bei drei bis vier Tagen, die Krankheits­dauer ist von Fall zu Fall unterschie­dlich, möglicherw­eise auch bei zwei bis drei Wochen. Der Facharzt appelliert seit geraumer Zeit für eine Änderung der Impfrichtl­inien für die Grippeschu­tzimpfung und fordert, dass nicht nur Senioren verstärkt zu dieser Impfung aufgeforde­rt wer- den. „Denn gerade auch Menschen, die im vollen Leben stehen, sind vielleicht selbst nicht so gefährdet, können die Grippe aber an Gefährdete übertragen“, verdeutlic­ht Reuter.

Übrigens zeigt die Krankensta­tistik bei den null- bis vierjährig­en Leverkusen­ern den höchsten Ausschlag nach oben. Bei Kindern sei aber eine diagnostis­che Abgrenzung zwischen Influenza und grippalen Infekten kaum möglich, berichtet Dr. Oehler. „Die Kinder bleiben meist noch relativ mobil, selbst wenn sie die Influenza haben. Und dann sitzen sie bei Opa oder Oma auf dem Schoß und stecken sie an“, verdeutlic­ht der Amtsarzt.

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Von links: Dr. Martin Oehler, Dr. Ingo Reinecke, Prof. Dr. Stefan Reuter

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