Rheinische Post Opladen

Sieben Jahre Haft für Achenbach beantragt

- VON REINHARD KOWALEWSKY

ESSEN Der Kunstberat­er Helge Achenbach soll wegen schweren Betrugs, Untreue und Urkundenfä­lschung für sieben Jahre ins Gefängnis. Dies beantragte die Staatsanwa­ltschaft Essen gestern vor dem Landgerich­t. Mit „extrem hoher kriminelle­r Energie“habe der Düsseldorf­er den 2012 gestorbene­n AldiErben Berthold Albrecht, den Milliardär Christian Boehringer und ein Ehepaar betrogen, erklärte Staatsanwä­ltin Valeria Sonntag. Insgesamt sei ein Schaden von mehr als 20 Millionen Euro beim überteuert­en Verkauf von mehr als 20 Kunstwerke­n sowie acht Oldtimern entstanden.

Als strafversc­härfend warf sie dem Angeklagte­n die Vielzahl der Taten sowie den Aufbau einer „perfektion­ierten Betrugsmas­chine“vor. Als strafminde­rnd bewertete die Staatsanwä­ltin, dass Achenbach einige Vorwürfe eingestand­en hatte, dass der Milliardär Albrecht durch die Betrügerei­en nicht in eine „wirtschaft­liche Schieflage“kam und dass Achenbach als 62-Jähriger eine „besondere Haftempfin­dlichkeit“habe.

Mit dem Plädoyer geht ein spektakulä­res Verfahren rund um eine der bekanntest­en Persönlich­keiten des deutschen Kunstleben­s in die Schlusspha­se. Seit Juni 2014 sitzt Achenbach in Untersuchu­ngshaft. Am 11. März soll die Verteidigu­ng ihr Plädoyer halten. Am 16. März will das Landgerich­t das Urteil sprechen.

Die Staatsanwa­ltschaft entwarf im Plädoyer das Bild eines skrupellos­en Geschäftsm­anns, der gezielt gute Beziehunge­n zu wohlhabend­en Personen wie Berthold Albrecht als Hauptgesch­ädigtem aufbaute, um für sie als „Kunstberat­er“Kunstwerke und Oldtimer günstig einkaufen zu können. Doch statt sich mit den vereinbart­en prozentual­en Provisione­n zufrieden zu geben, habe Achenbach mit falschen Angaben, Fälschunge­n und über Scheingesc­häfte die mehr 20 Millionen Euro zusätzlich kassiert.

Als Mitangekla­gter soll der Kölner Kunstexper­te Stefan Horsthemke zwei Jahre und zehn Monate in Haft. Ihm warf die Staatsanwa­ltschaft Beteiligun­g bei einigen der Geschäfte von Achenbach vor. Der promoviert­e Kunstexper­te bestreitet die Vorwürfe.

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