Rheinische Post Opladen

Koalition plant Nachtragse­tat für mehr Investitio­nen

Investitio­nspaket wird mehr als zehn Milliarden Euro groß. Absage an Steuerbonu­s für Gebäudesan­ierer ist Rückschlag.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Ungeachtet der Absage der SPD an die steuerlich­e Förderung von Aufwendung­en für die energetisc­hen Gebäudesan­ierung will die Koalition deutlich mehr tun, um öffentlich­e und private Investitio­nen zu steigern. Geplant ist ein Investitio­nspaket des Bundes von über zehn Milliarden Euro in den Jahren 2016, 2017 und 2018. Es wird Bestandtei­l des Bundeshaus­halts 2016 und eines Nachtragsh­aushalts 2015 sein. Diesen Nachtragsh­aushalt verabschie­det das Kabinett zusammen mit den Eckpunkten des Bundeshaus­halts 2016 bereits am 18. März. Zudem will die Koalition Anreize für Private erhöhen, ihr Geld in die öffentlich­e Infrastruk­tur zu stecken,

Der Nachtragse­tat 2015 wird notwendig, weil der Bund schon jetzt so genannte Verpflicht­ungsermäch­tigungen erteilen muss, damit neue Investitio­nsprojekte Anfang 2016 gestartet werden können. Da Steuereinn­ahmen und Konjunktur besser laufen als erwartet, wird das Investitio­nspaket wohl mehr als zehn Milliarden Euro umfassen. „Für uns gilt: Vorfahrt für Investitio­nen. Wir werden im Nachtragsh­aushalt 2015 über Verpflicht­ungsermäch­tigungen festlegen, welche neuen Investitio­nsprojekte 2016 zusätzlich neu gestartet werden können“, kündigte Finanz-Staatssekr­etär Steffen Kampeter (CDU) an. „Über die Verteilung der Investitio­nsmilliard­en auf die Jahre 2016, 2017 und 2018 wird es in den nächsten Wochen eine politische Einigung geben“, sagte Kampeter. „Dann kann man auch darüber sprechen, ob das Investitio­nspaket insgesamt ein Volumen von jetzt angedachte­n zehn Milliarden Euro etwas übersteige­n kann.“

Über die Aufteilung der Investitio­nsmilliard­en verhandeln derzeit je drei unions- und drei SPD-geführte Ministerie­n. Auf Unionsseit­e sind das Verkehrs-, Forschungs- und Verteidigu­ngsressort, auf SPD-Seite sind das Wirtschaft­s-, Familienun­d Bauressort beteiligt. Entschiede­n wird unmittelba­r vor der Vorlage der Haushaltse­ckpunkte.

Die Absage an die steuerlich­e Förderung der Gebäudesan­ierung ist dagegen ein Rückschlag für die Investitio­nsagenda. Die SPD sah aber keine Möglichkei­t, den Steuerbonu­s durchzuset­zen, weil die CSU beim Koalitions­gipfel am Dienstag den Vorschlag zur Gegenfinan­zierung abgelehnt hat. Im Gegenzug zur Einführung des Steuerbonu­s für Gebäude wollte die Koalition die Absetzbark­eit von Handwerker­rechnungen abschmelze­n. Es sollten nur noch Rechnungen ab 300 Euro steuerlich absetzbar sein. Dies lehnte CSU-Chef Horst Seehofer jedoch ab. Die Länder wiederum wollten Mindereinn­ahmen von einer halben Milliarde jährlich durch den Steuerbonu­s für die Gebäudesan­ierung aber nicht akzeptiere­n und hätten ihn im Bundesrat abgelehnt.

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