Fifa: Entschädigung kommt nicht in Frage
Die Vereine in der Bundesliga fürchten weniger Zuschauer und weniger Einnahmen wegen der Winter-WM in Katar.
DÜSSELDORF Während viele Fußballfans schon anfangen, sich das Public Viewing mit Glühwein statt Bier und Flammlachs statt Bratwurst schönzureden, sind die Fußballvereine noch skeptisch: Sie befürchten erhebliche Einnahmeverluste, wenn im Winterquartal 2022 für die Weltmeisterschaft in Katar der Ligabetrieb stillgelegt wird. „Die Entscheidung ist ein massiver Eingriff in die gelernten Abläufe. Von daher muss man sich schon die Frage stellen, warum sich früher niemand darüber Gedanken gemacht hat“, sagte gestern Markus Aretz, Sprecher von Borussia Mönchengladbach, unserer Zeitung.
Doch die Hoffnung auf Schadensersatz für europäische Klubs enttäuschte der Fußball-Weltverband. „Es wird keine Entschädigung für die Vereine geben, es sind ja noch sieben Jahre Zeit für die Organisation“, sagte der Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke gestern in Doha.
Da ist der Streit programmiert. Denn die Vereine bangen nicht nur um Eintrittsgelder, wenn im Winter der Spielbetrieb ruht, sondern sie fürchten auch Mehrausgaben für Spieler: „Was soll die Mehrheit der übrigen Spieler, die nicht zur WM fahren, in den drei Monaten machen: nur trainieren?“, sagte Aretz. „Man darf nicht vergessen, dass es die Vereine sind, die die Spieler bezahlen. Die müssen ja in den drei Monaten auch weiterbezahlt werden.“Gerade für kleinere Vereine dürfte das zum Problem werden. Sie müssen Spieler weiterbezahlen und haben gleichzeitig keine Einnahmen.
In Gladbach kommen noch sinkende Einnahmen aus Eintrittsgeldern dazu: Vermutlich werden mehr Englische Wochen gespielt, um überhaupt auf die 34 Spieltage in der Bundesliga zu kommen. „Wir wissen, dass an einem Wochentag bis zu 15000 Zuschauer weniger ins Stadion kommen. Ein Drittel unse- rer Fans, also zwischen 15000 und 18000 pro Spieltag, reisen aus mehr als 200 Kilometer Entfernung an“, erklärte der Sprecher der Borussia.
Dennoch sei es jetzt noch zu früh, um über die Höhe der Verluste zu spekulieren. Außerdem werde nicht jeder Verein einzeln eine Rechnung aufstellen und diese bei der Fifa einreichen. „Wenn es überhaupt dazu kommt, dann wird es ein Thema für die Deutsche Fußball Liga (DFL) sein, mit allen Bundesligaklubs die Höhe möglicher Entschädigungszahlungen zu beziffern“, sagte Aretz.
Der Amateurfußball und die Fußballjugend sind logistisch und organisatorisch von den notwendigen Änderungen des Spielplans nicht betroffen. Das stellte Peter Frymuth klar. Er ist im Präsidium des Deutschen Fußballbunds zuständig für den Spielbetrieb. Er koordiniert die Regional- und die 3. Liga, die Spielpläne der 1. und 2. Bundesliga werden von der DFL festgelegt. Die Berührungspunkte zwischen den unteren und den oberen Ligen seien gering und beträfen den DFB-Pokal und die Relegationsspiele. Sobald die genauen Daten der WM bekannt seien, könne man Saisonbeginn und -ende terminieren. Darauf komme es hauptsächlich an. Es sei unwahrscheinlich, dass die unteren Ligen drei Monate pausieren müssten. „Allerdings muss man bei den Übertragungszeiten aufpassen, dass sie nicht zu den Regionalligaspielen parallel laufen“, sagte Frymuth. Die Wintersport-Verbände klagen über die Konkurrenz im Fernsehen, Fußball werde bei der Übertragung Priorität haben, hieß es vom ZDF.