Rheinische Post Opladen

Sachverstä­ndige lehnen Kunstverka­uf geschlosse­n ab

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Das Votum der Sachverstä­ndigen war erwartbar: Alle sechs Experten, die gestern den Landtag im Umgang mit landeseige­ner Kunst berieten, warnten vor dem Verkauf öffentlich-rechtliche­r Kunstschät­ze. Erwartbar deshalb, weil die Experten allesamt selbst aus der Kunstszene kommen.

Interessan­t war aber eine Botschaft von Barbara Welzel vom Verband Deutscher Kunsthisto­riker. Verschwöre­risch raunte sie den Abgeordnet­en zu: „Wir hören ja oft den Vorwurf, dass wir immer noch nicht im Detail wissen, was genau in der WestLB-Sammlung ist. Aber vielleicht wollen wir das ja gar nicht wissen.“

So subtil, dass man sie nicht verstehen könnte, war diese Botschaft allerdings nicht. Die landeseige­ne Bank Portigon muss die Sammlung ihrer Vorgängeri­n WestLB verkaufen. Nach bundesweit­en Protesten will die Landesregi­erung die Sammlung aber im Land halten. Dafür muss Portigon den Wert der Sammlung ersetzt bekommen: Laut NRWFinanzm­inister Norbert Walter-Borjans (SPD) 28 Millionen Euro – das ist der Versicheru­ngswert. „Jetzt wissen wir alle, dass Museen das mit den Versicheru­ngswerten anders machen“, sagte Welzel – mit anderen Worten: Natürlich ist der Wert der Sammlung höher als der Versicheru­ngswert. Deshalb nannte sie die finanzmini­steriale Gleichsetz­ung von Marktwert und Versicheru­ngswert eine „Ermöglichu­ngskonstru­ktion“: Sie soll ermögliche­n, dass überhaupt genug Geld für die Rettung der Sammlung aufgetrieb­en werden kann. Welzels Kalkül: „Wenn die Sammlung im Detail bekannt wird, senkt das den Marktwert nicht.“

Die Auflösung der versteckte­n Botschaft lautet: Das Land subvention­iert die Rettung der Kunstsamml­ung jetzt schon, indem sie ihren Wert kleinrechn­et und Portigon – und damit dem Steuerzahl­er – den tatsächlic­h möglichen Kaufpreis vorenthält.

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