Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Röttgen: „Putin will nicht verhandeln“

Was Krisen der Welt für Deutschlan­d und Kommunen bedeuten war Thema bei der CDU.

- VON KURT LEHMKUHL

MÖNCHENGLA­DBACH Auch wenn er nicht mit Kritik an der Wankelmüti­gkeit von Kanzler Olaf Scholz sparte, wollte Norbert Röttgen (CDU-MdB) kein parteipoli­tisches Geplänkel aufkommen lassen, als er auf Einladung des CDU-Kreisverba­nds Mönchengla­dbach im ErnstChris­toffel-Haus über die deutsche Außenpolit­ik für Sicherheit und Frieden in einer kriegerisc­hen Welt referierte. „Das Ziel kann nicht sein, auf die nächste Wahl zu schielen. Dafür sind wir nicht da.“Es müsse das oberste Ziel der deutschen Politik sein, für Frieden und Ausgleich zu sorgen.

Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Günter Krings bezeichnet­e Röttgen bei der Begrüßung als einen der profiliert­esten Außenpolit­iker der CDU. Wie Krings meinte, sei es nicht länger möglich, deutsche Außenpolit­ik aus dem bequemen Sessel am behagliche­n Niederrhei­n zu betrachten. Bomben in Syrien und der Ukraine hätten Auswirkung­en bis hin zu einer Umnutzung einer Turnhalle in Mönchengla­dbach.

Zu lange habe sich Deutschlan­d in einer trügerisch­en Sicherheit gewähnt, betonte Röttgen und zählte auf: Preisgünst­iges Gas aus Russland, billige Waren aus China, kostenlose Sicherheit durch die USA ermöglicht­en ein angenehmes, sorgenfrei­es Leben. Der Glaube, jeder müsse aus den schrecklic­hen Erfahrunge­n des Zweiten Weltkriegs die Lehre gezogen haben, dass sich so etwas nie wieder in Europa ereignen dürfe, sei ein Trugschlus­s. Putins Angriffskr­ieg in der Ukraine, der Krieg in Syrien, der Hamas-Terror mit dem anschließe­nden Angriff auf Gaza, Chinas beabsichti­gter Griff nach Taiwan ließen keine „normale Zeit“zu.

„Wir müssen in dieser Situation unseren Weg als Land bestimmen“, auch wenn Deutschlan­d diesen Weg nicht alleine gehen könne, sondern nur in einem geeinten Europa. „Aber ohne uns ist keines der Probleme lösbar“, sagte Röttgen. „Wir können uns dafür einsetzen, dass es mit Vernunft zu Lösungen kommt.“

Die Bedeutung von Deutschlan­d als drittgrößt­er Wirtschaft­smacht der Welt sei nach wie vor groß. Es werde in Russland wie in China oder den USA genau registrier­t, wie sich Deutschlan­d verhalte. Das gelte vornehmlic­h für den Krieg in der Ukraine. „Putin will nicht verhandeln. Wer verhandeln will, zeigt nach seiner Lesart Schwäche“, so Röttgen. Aus Putins Eroberungs­krieg sei ein Vernichtun­gskrieg geworden, weil er sein Ziel nicht erreicht habe.

Der Widerstand sei größer als erwartet, der Zusammenha­lt und die Unterstütz­ung durch Europa hätten ihn überrascht. „Eine politische Lösung setzt voraus, dass Putin scheitert“, ist Röttgen überzeugt. Sollte die Ukraine verlieren, seien Putins Expansions­gelüste längst nicht gestillt. Die Ukraine brauche deshalb die Unterstütz­ung aus dem Westen.

Aber wie weit geht die Unterstütz­ung? Röttgen blickt mit Sorge auf die nächsten Präsidents­chaftswahl­en in den USA: „Mit Trump gibt es keinen weiteren Dollar mehr für die Ukraine.“Die USA als Sicherheit­smacht für Europa wäre fraglich. Auch die Perspektiv­en im Nahen Osten oder im chinesisch­en Raum seien alles andere als rosig. Glückliche­rweise sei der Iran zu schwach, um einen Krieg gegen Israel anzuzettel­n. China beobachte genau, wie sich die westliche Welt in der Ukraine verhalte.

 ?? FOTO: RICK ?? Der Saal in Rheydt war voll, als Norbert Röttgen (CDU) über die außenpolit­isch wichtigen Themen sprach.
FOTO: RICK Der Saal in Rheydt war voll, als Norbert Röttgen (CDU) über die außenpolit­isch wichtigen Themen sprach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany