Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Energie-Krise: „Das ist Krieg mit anderen Mitteln“
MÖNCHENGLADBACH Die Menschen in Mönchengladbach werden bald an immer mehr Stellen Energiesparmaßnahmen bemerken. So bleiben abends nicht mehr nur die öffentlichen Gebäude und Wahrzeichen der Stadt unbeleuchtet. Auch die öffentlichen Brunnen sollen früher als sonst abgeschaltet werden. Normalerweise werden sie den Angaben der zuständigen Stadttochter Mags zufolge ab Mitte Oktober abgeschaltet und ruhen den Winter über, bis sie im April wieder eingeschaltet werden. Die frühere Abschaltung soll dabei helfen, weniger Energie zu verbrauchen. Die Mags benannte dies als eine der Maßnahmen, mit denen Energie eingespart werden soll, wie die Stadt mitteilte.
Oberbürgermeister Felix Heinrichs und Ordnungsdezernent Matthias Engel berichteten im Hauptausschuss von weiteren Sparplänen. Inwieweit Schulen betroffen sein werden, ist nicht klar. In Schulgebäuden könnten sich im Herbst Probleme ergeben, mahnte CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch: „Corona sagt: Fenster auf zum Lüften, aber gleichzeitig muss alles isolierend abgedichtet werden. Wird es wieder Homeschooling geben?“, wollte Schlegelmilch wissen. Die Lüftungsanlagen in Schulen würden umgestellt von Außenluft auf Umluft, sagte Heinrichs, alle Maßnahmen seien nun eine Abwägung zwischen Pandemie und Sicherheit in der Energieversorgung: „Wir dürfen aber nicht kommunal entscheiden, die Schulen geschlossen zu halten.“
Engel, Leiter des Energie-Krisenstabs der Stadt, betonte: „Wir wappnen uns so früh wie möglich für eine Lage, von der wir hoffen, dass sie nie eintritt.“So arbeite die Stadtverwaltung, selbst einer der ungeschützten Großverbraucher, an einer Notstromversorgung von Verwaltungsgebäuden. „Die meisten städtischen Gebäude sind mit Gas versorgt und ohne Notstrom“, sagte Engel. Ein Plan soll vorgeben, welche der 27 Verwaltungsstandorte weiter genutzt werden können oder müssen bei einer Gasmangellage. Einzelheiten darüber wollte Engel „in Absprache mit der Landesregierung nicht sagen“– es gebe rapide gestiegene Angriffe etwa auf die IT und andere Bereiche der deutschen Grundversorgung. „Das ist Kriegsführung mit anderen Mitteln“, sagte Engel.
Klar ist, dass nach der neuen Einsparverordnung durch den Bund die Temperatur in den Verwaltungsgebäuden nicht mehr nur auf 20 Grad, sondern auch auf 19 Grad abgesenkt werden darf. Die Marketinggesellschaft MGMG habe überdies zugesagt, diese Temperatur auch in der Kaiser-Friedrich-Halle und im Haus Erholung einzuhalten.
Mit der Frage, die Straßenbeleuchtung zu reduzieren, tut sich die Stadt weiterhin schwer. „Einschränkungen in der Straßenbeleuchtung haben sich als schwierig erwiesen, da dies einer genauen Risiko-Nutzen-Abwägung durch Polizei und Ordnungsbehörden unterliegt“, teilte das Rathaus mit. Diese Abstimmung laufe derzeit. In Düsseldorf ist man schon weiter, wo 8000 der 15.000 verbrauchsintensiven Gaslaternen nachts von 1 bis 5 Uhr abgeschaltet werden.
Kritik gab es von der CDU. Fraktionschef Hans-Peter Schlegelmilch bemängelte, dass der Krisenstab erst zweimal getagt habe in dieser „elementaren Situation“, woraufhin Heinrichs entgegnete, der Austausch laufe permanent.