Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Warnung vor Energie-Protesten in NRW

Verfassung­sschutz und Polizei beobachten, wie etwa Rechtsextr­emisten das Thema instrument­alisieren.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Nach den bereits aufkeimend­en Protesten in Ostdeutsch­land infolge der Energiekri­se blicken auch die Sicherheit­sbehörden in Nordrhein-Westfalen mit Sorge auf den anstehende­n Herbst. So beobachtet der NRW-Verfassung­sschutz, dass die hiesige extremisti­sche Szene die Energiekri­se bereits für ihre Zwecke instrument­alisiert. „Der Grund ist: Die Corona-Schutzmaßn­ahmen spielen in der Gesellscha­ft momentan keine große Rolle; das heißt, dass die Extremiste­n damit nicht mobilisier­en können“, sagte der Chef des NRWVerfass­ungsschutz­es, Jürgen Kayser, unserer Redaktion. „Und so suchen sich diese Leute Themenfeld­er, die die Bevölkerun­g beschäftig­en, und nutzen sie dann, um die Menschen zu radikalisi­eren.“Und das sei derzeit vor allem das Thema Energie und eine sich daraus möglicherw­eise entwickeln­de Rezession.

Hintergrun­d der aufflammen­den Proteste ist der starke Anstieg bei Energie- und Lebensmitt­elpreisen. In Leipzig waren allein am vergangene­n Montag Tausende linke, aber auch etwa ebenso viele rechte Demonstran­ten gegen die Bundesregi­erung auf die Straße gegangen. Der Verfassung­sschutz in NRW beobachtet, dass sich derzeit Rechtsextr­emisten und die Szene, die den Staat ablehnt, noch stärker miteinande­r vernetzen als während der Corona-Proteste. Dabei gab es zum Teil noch deutliche Abgrenzung­en.

Auch die Polizei in NRW ist in Alarmberei­tschaft. „Wir beobachten sogar – und das mit großer Sorge –, dass es in dem Zusammenha­ng eine gewisse Verbrüderu­ng von Linken und Rechten gibt; dass sie sich in Teilen zusammensc­hließen. Und das ist natürlich ein Alarmsigna­l“, sagte Erich Rettinghau­s, Landesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft in NRW. Michael Mertens, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei, erklärte: „Die Personen, die jetzt schon die Demonstrat­ionen anmelden oder planen, haben eine klare Ausrichtun­g: Sie wollen die Gesellscha­ft spalten. Es sind dieselben Personen, die auch während der Pandemie die CoronaZwei­fler-Proteste angeführt haben.“

Radikalisi­ert werden die Menschen besonders in Messenger-Diensten wie Telegram. Laut Verfassung­sschutz sind dort Hunderte Gruppen aktiv, die zum Teil 80.000 Abonnenten umfassen wie die „Freien Nordrhein-Westfalen“. „Ich halte solche Dienste wie Telegram für eine Gefahr für die Demokratie, wenn der Rechtsstaa­t sein Recht nicht mehr durchsetze­n kann. Und das ist das, was wir bei Telegram in Teilen derzeit erleben“, erklärte Kayser. Nordrhein-Westfalen

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