Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Riskante Manöver und Brückenspringer
Gefährliches Verhalten auf den Wasserstraßen und illegale Müllentsorgung bereiten der Polizei in NRW immer größere Sorgen.
DÜSSELDORF Sie sind nach Angaben der Polizei ein immer größer werdendes Problem auf den Wasserstraßen in NRW: Jetski-Fahrer, die durch waghalsige Fahrmanöver außerhalb gekennzeichneter Bereiche unterwegs sind und sich und andere gefährden sowie den Schiffsverkehr behindern. „In dem Zusammenhang haben wir in den vergangenen zwei Jahren deutlich zunehmende Aktivitäten registriert; insbesondere begleitet durch zahlreiche Bürgerbeschwerden von Anliegern des Rheins und der Weser“, erklärt die Direktion der Wasserschutzpolizei.
Mit zunehmender Sorge beobachtet die Polizei auf dem Rhein und den norddeutschen Kanälen regelmäßig gefährliches Freizeitverhalten wie das Anschwimmen von Schiffen oder das Herabspringen von Brücken. Die Polizei geht deswegen mit Schwerpunktaktionen gegen das gefährliche Treiben vor, zum Teil mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei. Im vergangenen Jahr gab es 23 Anzeigen (2020: 18) wegen „Brückenspringens“und 79 Platzverweise (2020: 49).
Grundsätzlich seien Freizeitaktivitäten mit Wassermotorrädern nur unter Beachtung zahlreicher Vorschriften auf schiffbaren Wasserstraßen zugelassen, etwa auf dafür ausdrücklich ausgewiesenen Streckenabschnitten am Rhein. „Leider halten sich einzelne Personen aus dieser anwachsenden Szene nicht an entsprechende Regeln; dadurch kommt es zu Lärmbelästigungen und Gefährdungen für die Berufsschifffahrt“, so die Direktion. Durch Kontrollen wurden in dem Bereich im vergangenen Jahr 91 Verstöße festgestellt und geahndet. Die Wasserschutzpolizei hat zudem eine Arbeitsgruppe zur Kontrolle der Freizeitaktivitäten ins Leben gerufen.
Auf den Wasserstraßen in Nordrhein-Westfalen hat es im vergangenen Jahr zum Teil auch mehr Verstöße gegen die Umwelt gegeben als im Vorjahr. So stieg die Zahl der Gewässerverunreinigungen von 163 im Jahr 2020 auf nunmehr 273, davon waren 269 besonders schwere Fälle, wie aus einer Auswertung des NRWInnenministeriums auf Anfrage unserer Redaktion hervorgeht. „Dabei handelt es sich unter anderem um illegales Ablassen von Öl“, erklärte Frank Jackes, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei für den Bereich der Wasserschutzpolizei.
Nach Angaben des Innenministeriums gab es im vergangenen Jahr 142 Fälle von Fischwilderei auf den
Wasserstraßen; im Jahr davor waren es 99. Es wurde auch deutlich mehr Abfall in den Gewässern entsorgt. Demnach wurden im Jahr 2021 im Bereich des sogenannten unerlaubten Umgangs mit Abfällen 379 Fälle erfasst, 2020 waren es 242. Gleichzeitig hat sich auch der Kontrolldruck der Wasserschutzpolizei erhöht. So wurden insgesamt 11.396 Schiffskontrollen (2021: 10.569) durchgeführt; darunter beispielsweise 867 umfangreiche Gefahrgutkontrollen. Die Beanstandungsquote der Überprüfungen im Gefahrgutbereich betrug 42,5 Prozent.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) unterstrich die Bedeutung der Wasserschutzpolizei: Die Polizei stehe vor immer neuen Herausforderungen – da bilde die Arbeit auf den Wasserstraßen keine Ausnahme. „Ich bin davon überzeugt, dass es richtig und wichtig ist, hier präsent und technisch immer up to date zu sein“, sagte Reul. Die Wasserschutzpolizei in NRW ist für die Überwachung des Verkehrs auf den 900 Kilometern schiffbaren Wasserstraßen und Gewässern zuständig. Für sie arbeiten rund 280 Personen.